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Beschichtungen überarbeiten: Altbeschichtungen auf Estrich

Altbeschichtungen auf Estrich
Beschichtungen überarbeiten

Teil 2 – Altbeschichtungen auf Estrichen: Vor dem Überarbeiten muss die Bindemittelbasis einer vorhandenen Bodenbeschichtung identifiziert und die Tragfähigkeit der Altbeschichtung geprüft werden.

Autorin | Fotos: Susanne Wierse

Festzustellen, welche Art von Altbeschichtung im Fußbodenbereich vorliegt, ist auf den ersten Blick schwierig. Bodenbereich sehen die Beschichtungen in der Regel alle gleich aus: häufig kieselgrau. Durch die Ergebnisse verschiedener Untergrundprüfungen lassen sich aber im Ausschlussverfahren Erkenntnisse gewinnen, um die Altbeschichtungen zu überarbeiten und die eine sichere Neubeschichtung ermöglichen. Geprüft wird hauptsächlich auf die Löslichkeit der verwendeten Bindemittel, die Härte und Elastizität.

Löslichkeit der Altbeschichtungen 

Eine erste Unterscheidungsmöglichkeit bietet das Prüfen auf die Löslichkeit der Altbeschichtung: „Man reibt mit einer mit Nitroverdünnung angefeuchteten Ecke eines am besten dunklen Tuchs über die Oberfläche: „Habe ich keine Reaktion, handelt es sich im Bodenbereich um eine 2K-Epoxidharz- oder 2K-Polyurethan-Beschichtung (PU). Wird die Oberfläche matt und leicht klebrig und ich sehe einen Abrieb auf dem Tuch, ist das ein Hinweis auf z. B. eine 1-komponentige Acrylatbeschichtung. Im Fußbodenbereich kann es auch ein Hinweis auf eine Polymethylmethacrylat-Beschichtung (PMMA) sein, die dann wiederum nur mit einem PMMA-Material überarbeitet werden kann“, erklärt Martin Gies, Spezialist für Bodenbeschichtungen bei Caparol. „Generell würde ich raten: Wenn sich etwas löst, muss die Beschichtung vollständig entfernt werden, wenn mit Epoxidharz oder Polyurethanharz beschichtet werden soll.“

Spanprobe

Geht es um die Unterscheidung zwischen PU- und Epoxidharzen, hilft die „Spanprobe“. Polyurethanharze sind elastisch und rissüberbrückend, Epoxidharze dagegen sind hart und starr. Dafür wird mit dem Taschenmesser an einer Kante oder auf der Fläche in den Anstrich „geschnitten“. Lässt sich ein Span schneiden, ist die Beschichtung elastisch. Harte, starre Anstriche platzen spröde und schuppenartig ab.

„Lösemittelbeständig und weich“, resümiert Martin Gies, „lässt den Rückschluss auf ein PU-Harz zu. Ist die Beschichtung lösemittelbeständig, aber hart, kann von einem Epoxidharz ausgegangen werden. Rückschlüsse darauf, ob es wasserbasiert oder nicht war, kann ich dabei nur an der Schichtdicke und Oberflächenstruktur – tendenziell – ziehen: Wässrige Epoxidharze werden eher dünnschichtig aufgerollt und die leichte Rollstruktur ist noch erkennbar. Die lösemittelhaltigen Totalsolid Epoxidharze werden dickschichtig aufgetragen und zeigen einen glatten Verlauf.“ Für die Überarbeitung gelten einfache Regeln: „Habe ich einen harten Untergrund, kann ich sowohl mit einem harten wie auch einem weichen Material überarbeiten. Ein weiches Material lässt sich nur mit einem weichen Beschichtungsstoff überarbeiten.“

Vor einer Überarbeitung müssen auch auf Altbeschichtungen die in Teil 1 bereits angesprochenen Kriterien der Untergrundbeschaffenheit – sauber, trocken, tragfähig – erfüllt sein. Stäube und Verunreinigungen auf der Altbeschichtung sollten durch eine Nassreinigung und bei Fetten oder Ölen mit einem alkalischen Reiniger entfernt werden. Nach der Reinigung werden tragfähige Altanstriche chemisch oder mechanisch angeraut. Bei tiefgehenden und starken Verschmutzungen können Hochdruckreiniger helfen.

Besondere Vorsicht ist bei schlecht haftenden Altanstrichen geboten. Um die Haftung zu prüfen, reicht es in manchen Fällen aus, eine Gitterschnittprüfung durchzuführen. Für eine optimale Haftung des Beschichtungssystems sollte die Flächenhaftzugfestigkeit mind. 1,5 N/mm² mittels Stempelabzug ermitteln. Diese lässt sich nur mit einem Oberflächenhaftzugsmessgerät bestimmen.

Rautiefen messen

Bevor es ans Beschichten geht, muss der tragfähige Altanstrich also meistens durch Schleifen angeraut werden. Sollte die Altbeschichtung nicht ausreichend tragfähig sein, muss diese beim Überarbeiten durch Kugelstrahlen oder Fräsen vollständig entfernt werden. Dies führt in der Regel zu einer größeren Rauigkeit des mineralischen Untergrundes. In diesem Fall ist die Ermittlung der zusätzlich nötigen Materialmenge zur Füllung dieser Untergrund-Rauigkeit erforderlich. Dafür gibt es eine normgeregelte Prüfung, die sogenannte Rautiefenmessung. Zur Bestimmung wird eine definierte Menge Sand auf die Oberfläche geschüttet und mit der an der Unterseite des genormten Sand-Gefäßes angebrachten kleinen Holzscheibe kreisförmig verteilt. Je niedriger die Rauigkeit ist, desto größer ist der Kreisdurchmesser der verteilten Sandmenge. Misst man den Kreisdurchmesser im Mittel, lassen sich über eine Tabelle die Rauigkeit und die entsprechende Materialmenge – z. B. für eine Kratzspachtelung – ablesen.

Weitere Informationen finden Sie auf
www.malerblatt.de


PraxisPlus

Alles griffbereit

Die vorgestellten Prüfungen wurden mit Hilfsmitteln aus dem Caparol Untersuchungskoffer durchgeführt. Er enthält alle Nachweisreagenzien und Materialien für eine umfassende Untergrundprüfung.

Weitere Informationen zum Koffer:

www.caparol.de/service/untersuchungskoffer

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