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EuroSkills 2023: Maler und Lackierer

EuroSkills 2023
Erfolgreich in Danzig

Die EuroSkills 2023 wurden Anfang September im polnischen Danzig ausgetragen. Dabei traten rund 600 Fachkräfte aus 32 Nationen in 43 Disziplinen gegeneinander an. Auch bei den Malern und Lackierern war es spannend bei den EuroSkills: Für Deutschland starteten u. a. die Malerin und Lackiererin Freya Spitzer, der Stuckateur Nils Kugler und der Fahrzeuglackierer Johannes Brandl.

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl

Die Maler und Lackierer bei den EuroSkills 2023: Sie sind alle drei unter 25 Jahre jung, brennen für ihren Beruf und schrecken vor großen Herausforderungen nicht zurück: die Malerin Freya Spitzer aus Hamburg, der Stuckateur Nils Kugler aus Baden-Württemberg und der Fahrzeuglackierer Johannes Brandl aus Bayern. Sie nahmen Anfang September an den EuroSkills in Danzig/Polen teil, dem größten Event zur beruflichen Bildung und Kompetenzentwicklung Europas, und kämpften drei Tage um den Europameistertitel in ihrem Fach.

Freya Spitzer trat für die Maler an

Für das deutsche Maler-Nationalteam ging Freya Spitzer an den Start. Die 23-jährige Hamburgerin hatte erst im Herbst 2022 den zweiten Platz beim Bundesleistungswettbewerb erreicht und sich damit fürs Maler-Nationalteam qualifiziert. Nur wenige Wochen später, im Januar 2023, setzte sich Freya Spitzer im Auswahlwettbewerb des Maler-Nationalteams schließlich gegen die starke Konkurrenz durch und wurde damit als Vertreterin des deutschen Malerhandwerks für die EuroSkills in Polen ausgewählt. Seitdem wurde sie von Bundestrainer Matthias List und verschiedenen Herstellerfirmen auf die Herausforderungen in Danzig vorbereitet. So absolvierte sie unter anderem zwei Lack-Workshops bei Hauptsponsor Caparol, ein Tapeten- und Klebeseminar bei Pufas, einen Messtechnik-Workshop bei Stabila und einen Workshop rund um das professionelle Abdecken und Schützen von Oberflächen bei Tesa. Bei den Workshops standen neben fachlichen Inhalten auch Teambuilding-Maßnahmen und, mit Hinblick auf die Euro
Skills, die Stärkung der mentalen Fitness auf dem Programm. Caparol-Produkttechniker und Co-Trainer des Maler-Nationalteams Diego Gomez-Velazquez, der das Intensivtraining für Freya bei Caparol geleitet hatte, zeigte sich zu Beginn des Wettkampf in Danzig denn auch zufrieden: „Freya ist top motiviert und optimal vorbereitet in den Wettbewerb gestartet.“

Für die Stuckis dabei: Nils Kugler

Die deutschen Stuckateure wurden von Nils Kugler aus Baden-Württemberg vertreten. Der 24-jährige Göppinger hat bereits seinen Meisterbrief in der Tasche und ist schon seit Dezember 2021 Teil der Stuckateur-Nationalmannschaft. Beim Ausscheidungswettkampf im Mai 2023 hatte er sich gegen sechs andere StuckateurInnen durchgesetzt. Die Qualifikation zur Europameisterschaft fand dieses Jahr bei Knauf statt, dem Exklusivsponsor des Teams, als Teil des Rahmenprogramms der Knauf-Werktage in Stuttgart. Auch Kugler wurde für die EuroSkills optimal vorbereitet – in einem 15-wöchigen Intensivtraining, das selbstverständlich verschiedene Aufgabenstellungen beinhaltete. Bundestrainer Josef Gruber setzte große Hoffnungen in Nils Kugler. Das durchaus respektable Ergebnis der Euroskills 2021 in Graz, bei denen die deutschen Stuckateure Platz 4 belegten, sollte noch einmal getoppt werden.

Brandl vertrat die Fahrzeuglackierer

Ein wahrer Routinier in Sachen Berufswettbewerbe ging in Danzig für die Fahrzeuglackierer an den Start. Der 22-jährige Johannes Brandl aus Bayern gewann 2019 den Bundesleistungswettbewerb, woraufhin ihn Bundestrainer Mariusz Dechnig ins Nationalteam berief. Bevor Brandl im Oktober 2022 jedoch bei den WorldSkills im dänischen Silkeborg antrat, hatte er „noch schnell“ die Meisterprüfung abgelegt – mit Erfolg, versteht sich. Auf die internationalen WorldSkills wurde der junge Bayer in verschiedenen Trainings vorbereitet, außer in Frankfurt auch im Ausland, beispielsweise in Kanada. In einem Trainingswettbewerb in Abu Dhabi holte er prompt eine Silbermedaille. Bei den WorldSkills in Dänemark rutschte er allerdings ganz knapp am Treppchen vorbei; für den vierten Platz wurde Brandl aber eine Exzellenzmedaille verliehen. Dass bei den EuroSkills in Danzig noch mehr gehen könnte, darüber waren sich Trainer und Kandidat einig. Auf den wichtigsten europäischen Nachwuchswettbewerb für Fahrzeuglackierer hat sich Johannes Brandl zusammen mit Mariusz Dechnig deshalb monatelang vorbereitet. In zahlreichen Trainingseinheiten im Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) Weiterstadt standen sämtliche Aufgabenstellungen der EuroSkills unter Wettbewerbsbedingungen auf dem Programm.

Exzellenzmedaille für Freya Spitzer

In Danzig sahen sich die beiden jungen Handwerkermeister und die Malerin bei den EuroSkills 2023 nicht nur sehr komplexen, sondern auch äußerst anspruchsvollen Aufgaben gegenüber. Zu denen von Freya Spitzer gehörte unter anderem das Tapezieren der Arbeitskoje, das Lackieren einer zuvor von den Teilnehmern vorbereiteten Türe inklusive andersfarbigem Absetzen einer Leiste und der sogenannte Speedwettbewerb, der auch das Nachmischen von Farbtönen beinhaltete. Bei dieser Challenge steht das schnelle Arbeiten im Vordergrund, ohne dass dabei die Genauigkeit vernachlässigt wird. Denn bei der Bewertung durch die Jury wird in Millimetern gemessen – mit nur einem Millimeter Toleranz. Während Freya Spitzer beim Tapezieren nahezu fehlerfrei blieb – und das trotz erschwerter Bedingungen, da die Klimatisierung der Halle für teils kräftige Windzüge sorgte – ließ sie beim Speedwettbewerb ein paar Punkte liegen. Der Speedwettbewerb wird bereits während des Wettkampfs ausgewertet und die Platzierung für diese Teildisziplin bekanntgegeben. Trotz ihrer Bedenken erreichte Freya Spitzer in der Kategorie „Geschwindigkeit des Arbeitens“ einen hervorragenden vierten Platz. In der „Kür“, der freien Werkarbeit, musste ein Logo sowie eine freie Design-Gestaltung, die von den Teilnehmern im Vorfeld entworfen worden war, an die Wand gebracht werden. Beide Werke von Freya Spitzer, die den Stadtnamen Danzig, polnisch Gdańsk, beinhalteten, begeisterten sowohl die Zuschauer als auch die Jury.

Obwohl Freya Spitzer viele Punkte sammelte, konnte sie den Vorsprung der starken Konkurrenz nicht mehr aufholen. Am Ende erreichte sie mit insgesamt 711 Punkten einen starken 7. Platz. Dafür konnte sie eine Exzellenzmedaille entgegennehmen, die für herausragende Leistungen (über 700 von möglichen 800 Punkten) übergeben wird. Freya Spitzer: „Natürlich hätte ich gerne mehr geschafft in der Zeit und wäre auch gerne aufs Treppchen gestiegen, aber ich bin stolz, die EuroSkills bis zum Schluss durchgezogen zu haben.“ Das sieht Bundestrainer Matthias List genauso: „Es ist ein Wettbewerb, da gehen auch manchmal Dinge schief. Freya hat sich davon nicht beirren lassen und hat konzentriert weitergemacht.“

Silbermedaille für Nils Kugler

Die Stuckateure mussten ein Werkstück erstellen, das aus mehreren Modulen bestand. Innerhalb von 18 Stunden war eine Trockenkonstruktion aus Metallständerprofilen zu erstellen, die mit Gipskartonplatten beplankt werden sollte. Um es den Wettbewerbskandidaten nicht zu leicht zu machen, enthielt die Konstruktion Durchgänge, eine Fensteröffnung und eine gerundete Wand. Die große Herausforderung war auch hierbei die Genauigkeit. Jede kleinste Abweichung bedeutete Punktabzug. Die erstellten Flächen wurden im zweiten Modul in verschiedenen Qualitätsstufen verspachtelt. Auch Nils Kugler musste unter Zeitdruck sein Können beweisen: Beim Speedmodul hatte er einen Trockenbaupfeiler mit einem Strukturputz zu versehen. Beim sogenannten Freestyle-Modul, bei dem jeder Teilnehmer seine Kreativität unter Beweis stellen konnte, entschied sich Nils Kugler für ein Bild der markanten Danziger Brücke Johannes Paul II, über die er den Namen der Gastgeberstadt in Deutsch und Polnisch („Gdansk“) platzierte. Die Buchstaben G und D gestaltete er dabei aus Stuckstäben, die plastisch aus der Fläche hervortraten. Zu guter Letzt waren von den Teilnehmern Stuckprofile vor Ort selbst zu ziehen. Diese mussten sie anschließend an der zuvor erstellten Trockenbaukonstruktion anbringen und nachbearbeiten.

Im Wettbewerb bewies Nils Kugler nicht nur sein außergewöhnliches handwerkliches Können sondern auch seine große mentale Stärke. Nach einem anstrengenden Wettkampf konnte er bei der Abschlusszeremonie im Danziger Stadion auf das Siegerpodest steigen und die Silbermedaille in Empfang nehmen. Kuglers Resümee: „Ich bin überglücklich über die Silbermedaille.“ Auch Nationaltrainer Josef Gruber zeigte sich begeistert über das Ergebnis seines Schützlings: „Nils hat sich hervorragend geschlagen. Seine Konzentrationsfähigkeit, seine Präzision und sein kreatives Denken haben ihn zu einem würdigen Vertreter Deutschlands und des Nationalteams der Stuckateure gemacht. Wir sind stolz auf seine Leistung.“

Vize-Europameister Johannes Brandl

An drei Wettbewerbstagen mit insgesamt 11,5 Stunden Arbeitszeit hatten auch die FahrzeuglackierInnen zahlreiche herausfordernde Aufgaben (insgesamt sechs verschiedene Module) zu bewältigen. In der Königsdisziplin des Wettbewerbs, der Umsetzung eines eigenen Designs auf einer Motorhaube, konnte Johannes Brandl prompt den Sieg für sich verbuchen. Für den jungen Deutschen lief es gut: Auch bei der Aufgabe „Polieren einer Motorhaube” sammelte der Fahrzeuglackierer Höchstpunktzahlen. Weitere Programmpunkte des Wettbewerbs waren das korrekte Ausmischen einer 3-Schicht-Lackierung und deren Applikation auf einer Spiegelkappe sowie die Mehrfachlackierung eines Kotflügels. Zudem mussten die TeilnehmerInnen Dellen in einer Motorhaube beseitigen und sie im Anschluss fachgerecht lackieren. Viele Punkte konnten auch bei der Kleinschadenreparatur an einem Kotflügel mit 2-Schicht-Metallic-Lackierung geholt werden.

Am Ende lagen lediglich zwei Punkte zwischen den Gesamtergebnissen von Johannes Brandl (733 Punkte) und seinem französischen Konkurrenten Bastien Vaire (735 Punkte), der die Goldmedaille mit nach Hause nehmen konnte. „Das Ergebnis war extrem knapp. Es trennte uns nur ein Wimpernschlag vom Gesamtsieg. Mit nur einem winzigen Fehler weniger wäre Johannes die Goldmedaille sicher gewesen“, fasst Trainer Mariusz Dechnig den Ausgang des Wettbewerbs zusammen. Über seinen Schützling ist er voll des Lobes: „Johannes hat im gesamten Wettbewerb hervorragende Arbeit geleistet und ich bin sehr stolz auf ihn“, sagt Dechnig.

Einzigartige Momente: Maler und Lackierer bei den EuroSkills 2023

Neben ihren Medaillen nahmen die drei jungen HandwerkerInnen aus Danzig aber vor allem eines mit nach Hause: eine Menge Erfahrung und grandiose Eindrücke. „Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt und nehme super viel mit nach Hause. Freude, teilweise auch ein wenig Enttäuschung, aber insbesondere einzigartige Momente und Erfahrungen“, schwärmt Freya Spitzer und fügt hinzu: „Ich habe schon an vielen Wettkämpfen teilgenommen, aber die EuroSkills waren schon etwas ganz anderes mit so vielen Menschen aus unterschiedlichen Nationen. Nicht zu vergessen die vielen Menschen, die dir genau auf die Finger schauen. Das war eine ganz schöne Drucksituation. Ich muss die Eindrücke jetzt erstmal verarbeiten.“

Auch Johannes Brandl ist total begeistert: „Die Stimmung bei den EuroSkills – von der Opening Ceremony, dem Wettkampf bis hin zur Siegerehrung – war einfach unglaublich“, resümiert der Fahrzeuglackierer. „Von einer so großen Menschenmenge bejubelt zu werden und das erleben zu dürfen, ist schon für sich allein ein unfassbar tolles Gefühl. Dann auch noch die Silbermedaille zu gewinnen und auf dem Treppchen als Vize-Europameister zu stehen und gefeiert zu werden, toppt natürlich alles.“

„Die Teilnahme an den EuroSkills 2023 in Danzig war eine unglaubliche Erfahrung“, pflichtet Nils Kugler Freya Spitzer und Johannes Brandl bei. Und er weiß auch, wem er eine Menge zu verdanken hat: „Ich bin total dankbar für die Unterstützung durch unseren Nationaltrainer Josef Gruber sowie durch Ingo Neumann und Jochen Drescher während des Trainings in Leonberg sowie die anderen Mitglieder im Nationalteam. Besonders wichtig war auch die Unterstützung durch meine Familie, weil sie mir in der monatelangen Vorbereitung immer den Rücken freigehalten hat und mich von vielen Aufgaben im Betrieb entlastet hat.“

Mehr über die Maler und Lackierer bei den EuroSkills gibt es hier.

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