Fassadenbeschichtungen identifizieren

Autorin | Fotos: Susanne Wierse

Welche Arten von Putz oder Altanstrich an einer Fassade vorliegen, ist auf den ersten Blick schwierig zu erkennen. Doch nicht nur die verwendete Bindemittelbasis ist für eine Sanierung entscheidend – es ist vor allem die Tragfähigkeit des Untergrundes.

Kreidung erkennen

„Wenn ich an die Fassade komme, untersuche ich zuerst, ob der Altanstrich tragfähig ist,“ erklärt Dr. Christian Brandes, Spezialist für Bauwerkserhaltung und Denkmalsanierung bei Caparol, den wir an einer Altfassade treffen. „Zuerst prüfe ich auf Kreidung. Dazu eignet sich bspw. das schwarze Vlies aus unserem Untersuchungskoffer, mit dem ich über die Oberfläche reibe. Der weiße Abrieb zeigt den Grad der Kreidung an.“

Saugfähigkeit prüfen

Ebenfalls zur Einschätzung der Tragfähigkeit eignet sich die Prüfung auf die Saugfähigkeit eines Altanstrichs. Hierfür wird mit einer Spritzflasche Wasser an die Fassade gespritzt. „Wir prüfen hier die Saugfähigkeit und die Anquellbarkeit des Altanstrichs“, sagt der Fachmann. „Man sollte aber immer einige Minuten warten, ob das Wasser nicht doch in die Oberfläche einzieht. Anschließend lässt sich auch hierbei mit einem Vlies auf Abrieb prüfen. Kreidet oder schmiert es stark, muss eine verfestigende Grundierung aufgetragen werden. „Sichtbar geschädigte Stellen an der Fassade sind mit zu erfassen“, erklärt er weiter. „Ist der Anstrich nicht tragfähig, muss er im Rahmen der Untergrund-Vorbereitung entfernt werden.“

Kreuzschnitt durchführen

Um die Haftung des Anstrichs auf dem Putzuntergrund zu prüfen, hat sich der sogenannte Kreuzschnitt bewährt. Er wird im Winkel von 60 Grad mit einem Cuttermesser ausgeführt und anschließend wird über die Schnittstelle ein normales Kreppband geklebt, angedrückt und ruckartig wieder abgezogen. Bewertet wird die Rückseite des Klebebandes. Außerdem lässt sich an der Schnittstelle des Kreuzschnitts noch mit dem Cuttermesser prüfen, ob sich der Anstrich ablösen lässt.

Einen weiteren Eindruck über den Zustand der Altfassade vermittelt die Untersuchung auf Hohlstellen.

Untergrundtragfähigkeit

Um einen Eindruck von der Putzfestigkeit zu bekommen, wird die Fassade leicht abgeklopft. Hohlstellen des Putzes erkennt man an einem hell klingenden Ton. „Eine sehr gute Prüfung des Anstrichs ist es, mit der breiten Seite des Hammers über die Oberfläche zu fahren.

Ein hell klingendes Geräusch zeigt an, dass der Putz/Anstrich an dieser Stelle keine gute Verbindung mehr zum Untergrund hat“, so Christian Brandes.

Bindemittel erkennen

„Eine Unterscheidung, ob es sich um einen mineralischen Anstrich, z. B. eine 2-komponentige Silikatfarbe, einen organisch gebundenen Anstrich, wie eine Silikonharzfarbe, oder eine Dispersionsfarbe handelt, lässt sich auf der Baustelle mit Universalverdünnung durchführen. Mit diesem organischen Lösemittel tränke ich ein Wattestäbchen und fahre damit über die Oberfläche.“

Da rein mineralische Produkte wie Kalkfarben und Reinsilikatfarben keine organischen Anteile enthalten, sind diese Anstriche in organischen Lösemitteln nicht löslich und es reibt nichts ab.

Im hier gezeigten Fall löst sich der Anstrich. „Dies lässt den Rückschluss auf einen Anstrich mit einem Dispersionsanteil zu. Für die Renovierung heißt das, dass hier kein rein mineralischer Anstrich zum Einsatz kommen darf, weil er nur eine ungenügende Haftung auf der Oberfläche entwickelt. Hier würde eine Dispersionsfarbe oder ein silikonharzgebundener Anstrichstoff für die Überarbeitung zum Einsatz kommen“, sagt der Fachmann.

Eine genauere Einteilung von Putz- und Bindemittelbasis lässt sich mit speziellen Reagenzien treffen, auf die in der nächsten Folge dieser Serie detaillierter eingegangen wird.

Serie und Videos:
www.malerblatt.de

Videotipp

Auf unserem Malerblatt-Youtube-Kanal finden Sie das passende Video zu Teil 3 „Untergründe prüfen: Fassadenanstriche“. Einfach den QR-Code scannen!