„Es gibt zwei Gewalten auf Erden“, dozierte der übergewichtige Steuerberater auf der Bühne in Messehalle 14: „Meine Damen und Herren, es gibt den lieben Gott und das Finanzamt. Mit dem lieben Gott allerdings können sie verhandeln.“ Das passte, die Lacher waren auf seiner Seite. Er rieb sich die Wurstfinger. Gut 250 Teilnehmer hat der Farbenhersteller in diese Messeveranstaltung hinein akquiriert. Alles Maler, dachte ich. „Sind Sie Maler und Lackierer“, fragte ich meinen Nachbarn. „Nee, Trockenbau aus Marzahn, und du“, fragt er zurück. „Psychotherapeut aus Leipzig“, flüsterte ich. „Huch? Wat willst denn du hier? Ham’ die dich ooch einjeladen?“ „Ja“, sagte ich. „Einen Psycho- klempner?“, fragte der aus Marzahn. „Hm, ja“,
nickte ich. „Interessiert dich det, mit die Steuern?“ . „Nee“, sagte ich. „ Mich ooch nich.“. Aber det Buffett nachher, det is’ jut“, sagte der aus Marzahn. Ob er schon öfter da war, fragte ich. „Na aber klar … alle Messetage, wat sonst … bei det Buffett!“ Ich überlegte, wie viele „Hungrige“ hier wohl noch rumsitzen, als der aus Marzahn sagte: „Die sind alle nur wegen det Buffett hier. Det Steuergelaber von dem Dicken und det mit die Dispersionsfarben und den Quatsch, det interessiert keene Sau“, sagte der Trockenbauer. „Sind Sie Maler“, fragte ich meinen anderen Nachbarn. „Seh’ ick so aus“, fragte der. Was wir Menschen für ein paar belegte Brötchen so alles tun, dachte ich.
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