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Harte Fakten für weiche Werkzeuge

Betrieb & Markt
Harte Fakten für weiche Werkzeuge

Wie findet man den Wert einer Fortbildungsmaßnahme?

Irene Maria Klöppel

Das Denken um den ROI (return of invest), nämlich die Frage, wann der Nutzen einer Investition die Ausgaben dafür wieder zurückfließen lässt, hält allmählich auch im Seminargeschäft Einzug. Wenn früher eher der Gedanke, „man sollte“ oder ein Gefühl des Wohlwollens für den Mitarbeiter den Ausschlag gab ein Seminar zu buchen, also z.B. ein Gefühl, einen Mitarbeiter mit einer Schulung belohnen zu wollen, stehen heute die Kosten im Vordergrund. Wenn man früher sich selber einmal diese Auszeit gegönnt hatte, wobei neben der Auszeit auch noch etwas Vernünftiges dabei herumkommen sollte, stellt man sich heute die Frage: Ist das nötig? Das neue Denken, nämlich lieber das Portemonnaie geschlossen zu halten, ist mit Sicherheit generell insofern sinnvoll, als es unnötige Ausgaben verhindert. Es ist sinnvoll, weil neue Aspekte den „Topf“ der Entscheidungskriterien erweitern, und weil kritisches Hinterfragen auch bei den Seminaranbietern die Spreu von Weizen trennen könnte. Gleichermaßen begrüßenswert ist, wenn heute eine kritische Haltung eine zuvor eher stimmungsabhängige Entscheidung ersetzt. Problematisch wird es allerdings, wenn jetzt eben doch nicht das Rationale entscheidet, sondern wenn man das eine Gefühl durch ein anderes ersetzt, wenn man z.B. heute eine Entscheidung trifft aus einem Gefühl der Angst heraus.
Zahlen sind rational
Zahlen sind rational. Wie aber soll man den Nutzen rational erfassen? Natürlich ist das bei der Investition in eine Maschine einfacher. Wenn ich weiß, die Maschine verkürzt eine bestimmte Arbeit, kann ich ausrechnen, wie viel Stundenlohn zuzüglich lohngebundener Kosten ich durch die Maschine im Jahr einsparen werde. Schwieriger wird es schon, wenn eine Maschine nur sporadisch und ganz unregelmäßig oft zum Einsatz kommt. Dann muss ich eine „Entscheidung aus dem Bauch“ treffen für meine Berechnung, wie viel Prozent ich als Durchschnitt einsetzen will.
Zahlen aus dem Bauch
Man kann auch mit Zahlen aus dem Bauch rechnen. Ganz schwierig wird jedoch eine Berechnung z.B. für einen Seminarbesuch. Und dennoch können gerade hier derartige Überlegungen hilfreich sein. Die Fragen lauten dann: Was hat der Betrieb davon? Und: Kann ich irgendwie errechnen, wie sich das in Euro und Cent niederschlagen wird? Vermutlich werden dann Maßnahmen, die nur einen kurzzeitigen Motivationsschub bringen, schnell im Papierkorb landen. Und wie ist es mit den übrigen? Natürlich kann niemand auf Heller und Pfennig genau errechnen, was es bringt, wenn man lernt, mit betriebswirtschaftlichen Instrumenten Schwachstellen aufzudecken, wenn man lernt, die eigentlichen Wünsche der Kunden zu erfragen oder wenn man es versteht, seine Mitarbeiter zielführender einzusetzen, also wenn man z.B. erkennt, welchen Mitarbeiter man fördern und von welchem man sich am besten ganz schnell trennen sollte, weil bei ihm jede Mühe vergeblich ist und der Zeiteinsatz an anderer Stelle mehr bringt. Ferner kann man auch nicht exakt ausrechnen, was es bringt, wenn man erkennt, wo man mit einem Fuß auf der Bremse steht oder sich selber ein Bein stellt, wo man doch bewusst Gas gibt. Wichtig ist zu überlegen, was wie anders sein wird, wenn man das anwendet, was ein Seminar vermittelt. Selbst die Führungskräfte, die für eine Entscheidungsfindung das mathematische Konzept einer Matrix verwenden, um alle Kriterien rational zu verarbeiten, kommen nicht darum herum, an einigen Stellen eine Zahl aus dem Bauch heraus festzulegen. Fragen Sie Ihr Bauchgefühl, wie die angestrebte Veränderung die Gewinn- und Verlustrechnung verändert. Das Entscheidende dabei ist nämlich, dass man nicht mehr allein einem Gefühl nachgibt, sondern dass man rationale Einzelüberlegungen anstellt, welche einzelnen Schritte der angestrebten Veränderung sich wahrscheinlich wie in Geld umrechnen. Dabei werden naturgemäß die Überlegungen stark von den bisher gemachten Erfahrungen des Entscheidungsträgers beeinflusst und damit auch je nach Person unterschiedlich ausfallen. Dennoch kann das Einfließen des Rationalen bei Entscheidungen nur förderlich sein.
Die „Tyrannei des ODER“
Herausragend erfolgreiche Unternehmen, so hat eine Studie gezeigt, unterziehen sich generell (also nicht allein bei der Auswahl von Seminaren) nicht der „Tyrannei des ODER“, sondern kultivieren „die schöpferische Kraft des UND“. Für den Erfolg ist also maßgebend, dass man sich sowohl mit den harten Tatsachen konfrontiert als auch die weichen Faktoren mit berücksichtigt. Bildlich gesprochen: Der Motor, also der Betrieb, muss funktionieren; das gehört zu den harten Fakten. Dass der Motor sich nicht kaputt reibt, sondern noch wesentlich besser läuft, dafür sorgt das Öl; das sind die weichen Faktoren.
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