Mit Engagement zum Erfolg

Für eine Karriere im Handwerk hat sich Eva-Marie Armbruster bewusst entschieden und ist ein Vorbild für aktuell knapp 2.500 weibliche Lehrlinge im Maler- und Lackiererhandwerk in Deutschland. An der Entscheidung für einen Handwerksberuf hielt die junge Frau auch fest, als sie Mutter wurde und sich vor einer doppelten Herausforderung sah. Zur Malerausbildung gab es für sie nie eine Alternative.

Warum haben Sie sich für eine Ausbildung im Malerhandwerk entschieden? Schon als Kind habe ich mit Farbe experimentiert und bunt angemalt, was mir zu eintönig schien.

Was haben Familie und Freunde zu Ihrer Entscheidung gesagt? Ich bekam viel Zuspruch und alle haben mich unterstützt. Als ich jedoch während der Ausbildung schwanger wurde und wegen eines Umzugs meine Lehrstelle nicht behalten konnte, haben mir viele von einem Neustart abgeraten. Die Ausbildung als Frau mit Kind erfordert tatsächlich eiserne Disziplin und Zeitmanagement. Zum Glück standen meine Eltern hinter mir, sodass ich trotz Doppelbelastung zurechtkam.

Wie sind Sie zum neuen Ausbildungsbetrieb gekommen? Während der Elternzeit habe ich mich beworben – ohne Erfolg. Von der Agentur für Arbeit bekam ich den Tipp zur Initiative „Job und Kind“. Sie gibt Müttern eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Vermittelt wurde ich an den Malerbetrieb Helmut Schnaitter. Dort habe ich auf Probe gearbeitet, und einen Ausbildungsplatz erhalten.

Was hat Sie besonders herausgefordert? Eine Herausforderung erwartete mich gleich am ersten Tag als Lehrling. Mein Chef fuhr mich auf eine Baustelle und wies mich an, ein Treppenhaus zu grundieren und ließ mich allein. Ich erledigte die Aufgabe, die er zufrieden abnahm. Sein Vertrauen gab mir Sicherheit und bestätigte meine Wahl.

Was sind Ihre Lieblingsprojekte? Besonders gern arbeite ich direkt mit Kunden, gehe im Gespräch auf Vorlieben ein, mache Vorschläge und setze Akzente. Am liebsten ist mir der Moment, in dem der letzte Tupfer gemacht ist und der Kunde mir ein zufriedenes Lächeln schenkt.

An der Badischen Malerfachschule in Lahr haben Sie den theoretischen Teil absolviert. Was hat Ihnen dort gefallen? Die lernfeldorientierte Zusammenfassung der Fächer kam mir sehr entgegen. Wissen wird nicht nur vorgekaut. Vielmehr werden Theorie und Praxis gemeinsam vermittelt.

Was konnten Sie von dort an Erfahrungen und Kontakten mitnehmen? Ich hatte mit vielen Menschen zu tun und konnte nützliche Erfahrungen machen. Mein Klassenlehrer beispielsweise spornte mich zu Höchstleistungen an, war streng aber fair. Unvergesslich ist für mich der deutsch-russische Schüleraustausch. Dort lernte ich völlig andere Lehrmethoden und große Gastfreundschaft kennen. Toll war die Preisverleihungen der Sto-Stiftung. Als eine der landesweit 100 besten Malerazubis gewann ich einen super Werkzeugkoffer. Mein erster Platz bei der Gesellenprüfung wurde mit einem iPad belohnt. Mit so viel Zuspruch hatte ich nicht gerechnet – ein wahnsinnig schönes Gefühl.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich bei der Ausbildung? Zuspruch und Unterstützung, faires Lob und offene Kritik. Es kann nicht immer alles gut sein, was man macht, aber man muss offen miteinander reden können und es ist wichtig, mit Lob nicht zu geizen! Auszubildenden sollte so viel Wissen wie möglich vermittelt werden. Sie sind schließlich die Fachleute von morgen.

Was bedeutet Ihnen die Förderung der Sto-Stiftung? Dass meine Leistung auf diese Weise anerkannt wurde, hat mich stark motiviert. Und der Koffer ist einfach klasse: Es ist alles drin, was ich brauche. Außerdem ist er sehr praktisch, ich muss nicht mehr schwer schleppen – und er hat auch ein tolles Design!

Das Handwerk bietet Karrierechancen. Wie geht es für Sie als Gesellin jetzt weiter? Nun möchte ich den Meisterbrief und dann den staatlich geprüften Gestalter angehen. Nach bestandener Gesellenprüfung stehen mir ja alle Türen offen. Mal schauen, wohin es mich zieht. Vielleicht werde ich Teilhaberin in einem Betrieb oder gehe in die Beratung oder Entwicklung.

Was möchten Sie anderen jungen Menschen mit auf den Weg geben, insbesondere jungen Müttern? Engagiert euch, lernt was das Zeug hält. Sucht euch etwas, das euch gefällt und weiterbringt. Seid euch im Klaren, dass es im Handwerk nicht einfach ist. Erst recht nicht mit Kind. Aber steht zu euren Entscheidungen und investiert in die Zukunft. Und mal ehrlich: Frauen tun dem Malerhandwerk einfach gut!

Das Interview führte Kathrin Schottstädt.

Seit zehn Jahren unterstützt die Sto-Stiftung den Nachwuchs im Baugewerbe. Im Bestenwettbewerb „Du hast es drauf – zeig‘s uns!“ belohnt die gemeinnützige Stiftung seit 2012 jedes Jahr die 100 bundesweit besten Maler- und Lackierer-Azubis mit hochwertigem Werkzeug und Fachliteratur. Je ein iPad erhalten die 10 besten Gesellen.

Konrad Richter und Uwe Koos vom Stiftungsrat haben inzwischen 400 Azubis ausgezeichnet. Ab Mai sind sie wieder unterwegs. Denn immer mehr Schulen machen mit. So auch die Berufliche Schule Holz.Farbe.Textil (Gsechs) in Hamburg, die 2016 erstmals vier Kandidaten zum Wettbewerb meldete. Was die Sto-Stiftung besonders freut: Immer mehr Frauen gehören zu den Preisträgern. Dieses Jahr ist der talentierte Maler- und Lackierernachwuchs zu mehr als einem Drittel weiblich.