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Identitätsbildung

Farbe & Inspiration
Identitätsbildung

Prof. Frank Werner, Mitglied der Jury des Europäischen FarbDesign-Preis 2010-2011, betont im Gespräch mit Roland Aull vom Institut Farbe.Design.Therapie die wichtige Rolle der Farbe bei Gestaltung von Architektur.

Herr Prof. Werner, Sie waren bereits beim ersten Wettbewerb des Europäischen FarbDesignPreis – nicht nur als Jurymitglied –, sondern auch durch Ihren Vortrag bei der Preisverleihung engagiert. Was sind Ihre Erfahrungen mit diesem Wettbewerb? Die Erfahrungen sind durchweg positiv. Was uns aus Sicht der Jury am meisten überrascht hat, war das breite Spektrum der eingereichten Arbeiten und die vorurteilslose wie spannende Diskussion über wirklich alle Arbeiten.

Wie unterscheidet sich Ihrer Auffassung nach dieser Preis von anderen Wettbewerben? Der Europäische FarbDesignPreis verkörpert für mich eine wirkliche Bereicherung für die Szene der Farbgestalter, Architekten und Designer, weil er vom Programm her interdisziplinär angelegt ist. Soll heißen: Es können aufgrund der Auslobung farbtheoretische Konzepte, architektonische und innenarchitek-tonische Farbgebungen, farbig konzipierte Objekte, freikünstlerische sowie experimentelle Farbgestaltungen eingereicht werden. Eine solche Bandbreite findet man derzeit in keinem anderen europäischen Wettbewerb. Damit deckt der Europäische FarbDesignPreis alle wesentlichen Felder der Farbgestaltung ab, vor allem auch das der künstlerischen und experimentellen Konzeptionen.
Der Europäische FarbDesignPreis fokussiert sich auf den Faktor Farbe.
Welchen Stellenwert hat dieses Gestaltungselement bei den Architekten? Investoren, Planer und Architekten haben inzwischen erkannt, dass
Farbe nicht mehr ein x-beliebiges und daher zu vernachlässigendes Attribut ist, sondern ein ganz wesentlicher Faktor zur Identitätsbildung und zur Herausbildung dessen, was die Szene so gerne als Presseinformation „Alleinstellungsmerkmale“ bezeichnet. Farbe ist für die Planung nicht mehr sekundär. Stattdessen ist sie zum integralen Bestandteil der Positionierung und Vermittlung jedweder Form von Planung im urbanen und gesellschaftlichen Kontext geworden. Damit ist Farbe auch zu einem ökonomisch bedeutsamen Faktor geworden, ganz zu schweigen vom psychologischen und physiologischen Mehrwert.
Worin liegt Ihrer Meinung nach der Stellenwert des Europäischen
FarbDesignPreises? Der Europäische FarbDesignPreis präsentiert nicht nur etablierte Farbkonzepte, die schon in anderen Verfahren ausgezeichnet worden sind, sondern auch solche Konzepte, die sperrig, intellektuell, spekulativ, experimentell, sensitiv oder ganz einfach „nur“ künstlerisch kreativ sind. Damit ist der Europäische FarbDesignPreis für mich so etwas wie ein Katalysator oder – vorsichtiger ausgedrückt – ein wichtiger
Bewegungsmelder für all die kollektiven, mitunter aber auch sehr disparaten Anstrengungen auf dem Feld der Farbgestaltung.
Farbe wird oft mit Buntheit verwechselt. Welche Rolle spielt Farbe bei
der Gestaltung von Architektur? Eine immens wichtige Rolle. Buntheit bewirkt eigentlich nichts, nutzt sich zudem rasch ab. Bewusst eingesetzte Farbe aber kann Bauten und Räumen Plastizität und Tiefe verleihen, sie organisch atmen, stumpf vor sich hindämmern, strahlend auftreten, ja manchmal sogar gezielt in ihrer Umgebung verschwinden lassen. Und wer einmal selbst miterlebt hat, welche Kräfte und Kraftfelder Farben beispielsweise im Inneren von Schulen und Kindergärten freisetzen können, der wird die stimulierenden bis befreienden Kräfte von Farb- und Lichträumen nie wieder in Zweifel ziehen. Bezogen auf das Äußere von Architektur kann intelligent eingesetzte Farbe dabei helfen, selbst große Bauten besser in das städtebauliche Umfeld einzubinden. Derartige Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Ganz zu schweigen von der psychologischen Kraft der Farbe, die in fast allem, was gebaut wird, eine zunehmend größere Rolle spielt.
Der Wettbewerb will das Bewusstsein für das Potenzial von Farbe als
Gestaltungsfaktor fördern. Unsere Umwelt ist alles andere als schwarz-
weiß. Gibt es diesen Bedarf überhaupt? Ja, es gibt diesen Bedarf. Denn der Wettbewerb hat uns einmal mehr die Augen dafür geöffnet, dass Farbe nicht nur in der Architektur, sondern in allen Bereichen unserer gestalteten Umwelt wirklich fast schon zu einem „Lebensmittel“, wenn nicht sogar schon zu einem „Überlebensmittel“ geworden ist.
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