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Wohnsiedlung Sennestadt erhält Farbkonzept an der Fassade

Farbkonzept an der Fassade
Der Vergangenheit auf der Spur

Farbkonzept an der Fassade: Die Bielefelder Sennestadt ist eine kultige Wohnsiedlung aus den 1950er-Jahren. Die Fassade erhielt jetzt eine farblich konzeptionierte Gestaltung. Das trägt zu einem optisch geschlossenen Stadtbild bei und stärkt das „Wir-Gefühl“ bei den Bewohnern.

Fotos: Brillux, Roland Borgmann

Unter den vielen neuen Städten und Stadtvierteln, die ab Mitte der 1950er-Jahre auf der grünen Wiese entstanden, nimmt Sennestadt, nahe Bielefeld gelegen, im Hinblick auf Größe und städtebauliches Konzept eine Sonderstellung ein. Ab 1955 wurde hier Wohnraum für 21.000 Menschen geschaffen. Der Plan der Siedlung ähnelt einer natürlichen Blattstruktur mit sich verzweigenden Straßenadern und bogenartig angeordneter Bebauung. Auf alten Fotos der Sennestadt springen die erdigen Rot- und Beigetöne, die edlen Grautöne und die gedämpften Blau- und Grünnuancen der ursprünglichen Gebäudefassaden angenehm ins Auge. Doch nicht nur diese besonderen Farben an sich, sondern auch ihre Komposition auf den Gebäudehüllen und ihre Abfolge über die Häuserzeilen trugen zu der harmonischen Gesamtwirkung bei.

Nachhaltige Stadtentwicklung

In den letzten Jahren kämpfte die einst begehrte Sennestadt mit dem demografischen Wandel und Image-Problemen, die alle Wohnanlagen dieser Größe kennen. Seit 2007 nimmt sich das städtebauliche Entwicklungskonzept der Stadt Bielefeld der Sennestadt an. Vor diesem Hintergrund wurde ein Pilotprojekt angestoßen, dessen Ergebnis den zahlreichen Hausbesitzern, Investoren und Wohnbaugesellschaften als praktisches Instrument bei Sanierungsvorhaben übergeben wurde. Unter dem Titel „Farben der Sennestadt – Farbkollektion mit Geschichte“ entfaltet sich eine für die Siedlung maßgeschneiderte Kollektion von Farbtönen für die Fassade. Die konzeptionelle Kollektion öffnet so die Tür, der Sennestadt auch farblich wieder ein erkennbares Gesicht zu geben. Eine möglichst durchgängige Anwendung der Farbkollektion soll zu einem optisch geschlossenen Stadtbild beitragen.

Qualitätsfarben für die Fassade der Sennestadt-Wohnsiedlung

Peter Holst (1923–2017) kannte die Idee hinter der ursprünglichen Farbgestaltung der Fassade der Sennestadt: Er hatte sie selbst mitentwickelt. Der Architekt, der beim Bau der Siedlung dem Büro von Hans Bernhard Reichow angehörte, hat sein Wissen und Farbgespür in die Entwicklung der neuen Farbkollektion eingebracht. Zusammen mit alberts.architekten und der Brillux-Farbdesignerin Hanne Fink hat er die historischen Fassadenfarben rekonstruiert und zeitgemäß interpretiert. Die Farbkollektion für die Sennestadt enthält 30 Fassadenfarbtöne und neun Akzentfarben. Gleich fällt auf: Alle Nuancen haben eine ähnliche Sättigung und einen ähnlichen Grauwert. Durch diese Abtönung sind alle 39 Sennestadt-Farben miteinander harmonisch kombinierbar. Die neun Akzentfarben wurden speziell für die Gestaltung von Sockeln, Haustüren und Treppenhausfenstern entwickelt. Die Fassadenfarben wirken besonders authentisch auf einem groben Putz, wie er in den 1950er- und 1960er-Jahren verwendet wurde. Ebenfalls beachtet haben die Entwickler der Farbkollektion, dass sich die Farbtöne sowohl in mineralischen als auch anorganischen Beschichtungen verwirklichen lassen.

Sennestadt mit neuer Fassade: Die Musterentwürfe

Neben den passenden Farben ist natürlich die Komposition der Farbtöne auf den Fassaden interessant für die harmonische Gesamtwirkung. Auch hierzu haben Peter Holst und Hanne Fink in ihrem Farbkonzept exemplarisch Entwürfe erarbeitet, z. B. für einige der Mehrfamilienhäuser und Reihenhaustypen der Sennestadt. Ein besonders prägendes Gestaltungsmittel, das schon die „Gründerväter“ um Reichow angewendet haben, findet sich hier wieder. Rund um die Fenster befanden sich früher durchgängig ca. 12 bis 15 Zentimeter breite Faschen in strahlendem Weiß. Mit dieser einfachen Akzentuierung gelingt auch heute noch eine elegante grafische Gliederung der Fassaden, die Peter Holst als „festlich“ beschreibt. Weitere Bauelemente wie Balkonbrüstungen lassen sich, so die Empfehlung, im selben klaren Weiß fein absetzen.

Doch nicht nur für die einzelne Gebäudefassade, sondern auch für die Verteilung der Farben im gesamten Wohngebiet gibt das Farbkonzept Leitideen: Eine Farbabfolge, die von Häuserzeile zu Häuserzeile stark farbige Fassaden mit Fassaden in Grautönen kombiniert, ergäbe einen idealen Farbrhythmus. Im Sinne einer spannungsreichen, doch visuell verbindenden Optik der Sennestadt ist daher eine farbige Abstimmung zwischen den einzelnen Hausbesitzern sehr wünschenswert.

Die Praxis zeigt – es funktioniert

„Die Wohnungsbesitzer wollten sich unbedingt aus den von uns bestimmten Farbtönen für die Sennestadt-Farbkollektion bedienen“, erinnert sich Hanne Fink. Ein Farbraum, der begrenzt und in sich schlüssig begründet ist, erwies sich für die Eigentümer als Vorteil. Statt aus vielen Tausend möglichen Farbtönen langwierig und allein nach Maßgabe des individuellen Geschmacks zu wählen, gab die Farbkollektion Orientierung und Sinnhaftigkeit, die sich aus den historischen Wurzeln der Farbtöne und aus einem Wir-Gefühl bezüglich der Verantwortung für das gesamte Stadtbild speiste. Die Eigentümerversammlung wünschte sich übereinstimmend einen hellen Gelbton, ähnlich dem Bestand für die Mehrfamilienhäuser. Das Farbstudio Braunschweig visualisierte einen Entwurf für die drei Mehrfamilienhäuser in unterschiedlichen Gelbfarbtönen, die spannungsvoll, aber zugleich harmonisch kombiniert sind. Umgesetzt geht das Konzept auf: Die schlichten Fassadenflächen entwickeln allein durch die stimmige Farbkomposition und die „festlichen Faschen“ eine charaktervolle Aussage.

Der eigens aufgelegte Farbfächer „Farben der Sennestadt“ macht die Kollektion sicht- und greifbar. Die Farbkollektion wurde von Brillux produziert und ist für die Entscheider der Sennestadt GmbH und die Vertreter der größten Immobilieneigentümer bestimmt.

Weitere Umsetzungen in Planung

In nächster Zeit wird die Farbkollektion „Farben der Sennestadt“ z. B. für die Gestaltung einer Reihenhausanlage der Sennestadt und auch von Neubauvorhaben im Quartier zugrunde gelegt. „Bewusst haben wir auch warme Grau- und Weißtöne in die Empfehlung aufgenommen, um für die Farbgestaltung moderner Bauten eine passende Auswahl vorzulegen“, so Hanne Fink.

Mehr zum Thema:
www.sennestadt-farben.de

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