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Fassadensanierung nach historischem Vorbild

Fassadensanierung
Nach historischem Vorbild

Im Rahmen der Fassadensanierung am Kloster Maria Opferung im schweizerischen Zug erhielten auch die Holzbauteile einen neuen Anstrich auf Leinölbasis. Die denkmalpflegerische und handwerkliche Sanierung wurde mit Silber beim Schweizer Preis für Putz und Farbe 2021 ausgezeichnet.

Autor: Achim Pilz | Fotos: Enzo Cozza

Die ältesten Gebäudeteile des Klosters Maria Opferung, das oberhalb der Altstadt von Zug in der Schweiz steht, stammen aus dem Jahr 1608. Die Sanierung des denkmalgeschützten Kapuzinerinnenklosters wurde nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten von einem Team aus Gebietsdenkmalpflegerin Anke Köth, Architekt Enzo Cozza (Hegglin Cozza Architekten) und Restaurator Josef Ineichen geplant. Maler Matter aus dem Schweizer Baar führte die Arbeiten unter der Leitung von Malermeister Wolfgang Ehlers aus.

Bei der Abnahme des Putzes tauchten historische Farbfassungen auf den ursprünglich nicht verputzten Konstruktionshölzern auf. Die erste Fassung von 1608 zeigte graue Riegel, eine weitere von 1744 oxidrote.

Fassadensanierung mit historischer Farbfassung

Für die sanierten Holz- und Putzoberflächen wurde eine Farbfassung von ca. 1910 als Vorlage gewählt. Der ungestrichene Putz erstrahlt in gebrochenem Weiß, die Fensterläden sind lichtgrün, die Rahmen hellgrau. Die Fenstergewände aus Holz und Stein wurden in einem Sandsteinton gestrichen, die Dachuntersicht leicht ins Grüne abgedämpft, die Sockel präsentieren sich in Hellgrau. Die wenigen gestrichenen Türen heben sich in einem kontrastierenden, warmen Rotton ab, der auf der ältesten Tür vorgefunden wurde. Alle Holzoberflächen sind mit einem historisch inspirierten Leinölsystem gestrichen.

Vor- und Nachteile von Leinölfarben

Ab dem 15. Jahrhundert sind Leinöl und Leinölfarbe zur Konservierung, Pflege und Gestaltung von Holzbauteilen nachweisbar. Das Naturöl hat eine niedrige Viskosität und kleine Moleküle, was zu einem außergewöhnlich guten Eindringvermögen und dank seiner Elastizität zu einer hohen Wetterbeständigkeit führt. Farbschichten sind einfach zu sanieren. Leinöl ist nachhaltig, da der nachwachsende Rohstoff nicht durch aufwendige Prozesse zu neuen synthetischen Stoffen umgebaut werden muss. Nachteilig sind die langsame Trocknung und die Vergilbungsneigung.

Früher wurde durch langes Lagern des Leinöls sogenanntes Standöl hergestellt. Anstriche mit Standöl bleiben besonders lange elastisch und wurden deshalb gerne für bewitterte Flächen eingesetzt. Heute werden Standöle durch Erhitzen von Leinöl auf 250 Grad Celsius hergestellt.

Moderne Leinölsysteme

Die Mitarbeiter der Maler Matter AG montierten die Klappläden und die beweglichen Fensterrahmen ab, um sie in der Werkstatt zu spritzen. Die übrigen Fensterrahmen, -leibungen und -bretter wurden vor Ort handlackiert. Zuerst aber wuschen sie die Oberflächen des alten Alkydharzlacks mit Laugenwasser ab, kratzten lose Stellen ab, schliffen alles an und entrosteten die Beschläge. Dann grundierten sie diese mit einem Rostschutz auf Epoxydharzbasis.

Das rohe Holz grundierten sie mit einer Grundfarbe auf Leinöl-Standöl-Basis (Prelin Grundfarbe von Aquamaryn). Bei den Leinölbeschichtungen galt es, besonders auf die Schichtdicke zu achten. „Nur so viel wie nötig“, weiß Malermeister Ehlers und erklärt: „Bei Leinölfarben muss man aufpassen, da sich bei zu hohen Schichtdicken Runzeln bilden können.“

Nach mindestens 48 Stunden Trocknung folgte auf allen grundierten Holz- und Metalloberflächen der Zwischenanstrich, ebenfalls auf Leinölbasis (Profilin Vorlack von Aquamaryn). Das Bindemittel des Vorlacks besteht zu zwei Dritteln aus Leinöl-Standöl und einem Drittel aus veresterten natürlichen Ölen. Nach mindestens 24 Stunden Trocknung erfolgte der Deckanstrich mit einer hochglänzenden wasserverdünnbaren Ölfarbe auf Leinöl-Harz-Basis (Toplin Aqua Hochglanzlack von Rigo). Diese Schicht musste etwa 48 Stunden trocknen. „Zum Trocknen brauchen Leinölfarben schon ihre Zeit“, stellt Ehlers klar. „Die Fensterläden haben über eine Woche bei uns in der Werkstatt gehangen. Wir haben zum Glück genug Platz.“

Ausgezeichnetes Ergebnis

Dass die Sanierung rundum gelungen ist, beweist die Verleihung von Silber beim „Schweizer Preis für Putz und Farbe 2021“ (mehr über den Preis erfahren Sie unter bit.ly/3d2FZbP). In der Jury-Beurteilung ist unter anderem zu lesen: „Das Projekt beruht auf einer sorgfältigen Analyse des Bestands und zeugt in der Planung wie in der Ausführung von einer hohen Kompetenz der Beteiligten. … mit hohem gestalterischem und materialtechnologischem Können gelang es, eine ebenso effektive wie elegante, selbstverständlich wirkende Lösung für die anspruchsvolle Fassadensanierung zu finden.“


PraxisPlus

Bautafel: Fassadensanierung am Kloster Maria Opferung in Zug

Planung: Dr. Ing. Anke Köth, Gebietsdenkmalpflegerin, Enzo Cozza, Hegglin Cozza Architekten, Josef Ineichen, Restaurator mit Therese Neininger

Ausführung: Maler Matters AG, Baar

Beschichtungsaufbau auf Holz:

  • Prelin Grundfarbe von Aquamaryn
  • Profilin Vorlack von Aquamaryn
  • Toplin Aqua Hochglanzlack von Rigo

Weitere Informationen zu den Beschichtungsstoffen:

www.thymos.ch

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