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Betonimitationen

Betonimitationen
Ungeschönte Ehrlichkeit

Betonimitationen bleiben ein Dauerbrenner. Für alle, die es gerne rau und etwas grob mögen, könnte die Kreativtechnik „Urban Industriell“ genau die richtige sein: Sie überschreitet bewusst die Grenzen der konventionellen Betonoptik in Form von überproportionalen Lunkern und Poren.

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl | Fotos: Meffert

Neben seinen vielen positiven Eigenschaften – Druckfestigkeit, Langlebigkeit, Schall- und Brandschutz, freie Formbarkeit etc. – ist vor allem die minimalistische Optik von Beton für die Architektur reizvoll: klar und puristisch, bisweilen auch kühl und leicht abweisend, dann wieder schlicht elegant, in jedem Fall aber zeitlos.

Aus der modernen Architektur ist Beton deshalb nicht wegzudenken. Doch auch dort, wo nicht mit Beton gebaut wird, ist seine besondere Optik gefragt. Dann kommen Betonoptiken ins Spiel, die dünnschichtig auf den Untergrund aufgebracht werden und den Anschein einer massiven Betonfläche erwecken. „Dabei ist die Imitation weniger energie- und ressourcenintensiv als das Original“, benennt Günther Löffler, Produktmanager Fassade bei der Meffert AG Farbwerke, einen entscheidenden Vorteil der Betonimitation und ergänzt: „Ebenso erfordert authentischer Beton in der Konstruktion aufwendige Schalungen, Bewehrungen für Form- und Betonarbeiten, die kostenintensiv sein können.“ Mit modernen Universalmörteln könne der geübte und kreative Handwerker täuschend echte Imitationen rationell an die Wand bringen – und das nicht nur im Innenraum, sondern auch an der Fassade.

„Von glatten, polierten bis hin zu groben, strukturierten oder verwitterten Oberflächen reichen die visuellen Effekte der Betonimitationen“, beschreibt Löffler die Vielfalt der zu erzielenden Optiken. Während in Innenräumen meist feine Betonoptiken mit glatten Oberflächen bevorzugt werden, darf die Betonimitation an der Fassade gerne etwas rauer, auffälliger und gröber sein.

Überproportionale Lunker und Poren

Die Betonoptik „Urban Industriell“, für die Meffert eine Verarbeitungsanleitung entwickelt hat, ergibt eher unkonventionelle Oberflächen. „Sie überschreitet bewusst und gewollt die Grenzen der konventionellen Betonoptik in Form von überproportionalen Lunkern und Poren“, erfahren wir von Günther Löffler. Zusammenfassend beschreibt der Produktmanager die Betonoptik so: „Die moderne Technik ‚Urban Industriell‘ ist vor allem eins – einfach und steht für das urbane Lebensgefühl. Sie orientiert sich am Arbeitsambiente der frühen Industrialisierung und steht für eine ungeschönte Ehrlichkeit, mit Liebe zu Struktur und Beschaffenheit.“ Wie die Technik ausgeführt wird, erklären wir im Folgenden.

Erst glätten, dann wieder aufreißen

Zunächst wird mithilfe einer quarzgefüllten, pigmentierten Putzgrundierung („823 Putzgrund“) eine haftvermittelnde Grundbeschichtung hergestellt. Auf die getrocknete Putzgrundierung zieht man einen faserverstärkten, mineralischen Universalmörtel („1020 Universalmörtel“) mit der Zahnkelle (Zahnung mindestens 10 x 10) gleichmäßig auf. Mit einem Fassadenflächenspachtel („Schmetterling“) wird das frisch aufgezogene Material anschließend auf etwa vier bis fünf Millimeter Schichtdicke glattgezogen. Nun beginnt die eigentliche „Kür“, nämlich die Gestaltung der Mörtelschicht. Mit einem Strukturierwerkzeug, das mit Kunstrasenborsten bestückt ist („Delta Strukturierer Esplosione“), werden die Ausbrüche bzw. Einschlüsse im Beton hergestellt. Die Größe und die Form der später als Lunker und Poren sichtbaren Strukturen sowie deren Verteilung auf der Fläche kann vom Verarbeiter beliebig variiert werden. Weitere oberflächentypische Merkmale von Betonflächen, z. B. runde Einschlüsse (Schalungsanker), Fugen etc., werden ebenfalls ausgebildet, solange der Putz noch feucht ist.

Sobald der Mörtel aufzuhellen beginnt, wird die Oberfläche mithilfe einer Sprühflasche mit Wasser benebelt und mit einer Edelstahl-Glättkelle („Venezianer-Kelle“) unter leichtem Druck verpresst. Wasserabläufer sind dabei unbedingt zu vermeiden. Nach vollständiger Trocknung imprägniert man die Oberfläche zweimalig nass-in-nass. Meffert empfiehlt, hierfür die Imprägnierung („880 Silicon-Imprägnierkonzentrat farblos“) im Verhältnis 1:9 mit Wasser zu verdünnen.

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