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Oberflächlich trocken

Technik
Oberflächlich trocken

Feuchte- und salzgeschädigtes Mauerwerk stellt einen äußerst problematischen Untergrund dar. Reine Kosmetik, etwa in Form eines Anstrichs, reicht hier nicht aus. Stattdessen müssen entsprechende Putze ausgewählt und diese fachgerecht aufgebracht werden.

Olaf Janotte, BaumitBayosan

Feuchte- und salzgeschädigtes Mauerwerk stellt seit jeher einen äußerst problematischen Untergrund dar. Versuche, die Ausblühungen allein durch einen Anstrich in den Griff zu bekommen, müssen auf Grund der besonderen Eigenschaften der Salze scheitern. Die Feuchte im Mauerwerk oder an der Oberfläche bietet aber zudem ideale Wuchsbedingen für Schimmelpilze, die die Problematik noch verschärfen können. Trotzdem bietet die Mauerwerksanierung dem Maler ein breites Betätigungsfeld, wenn er bereit ist, sich in den dickschichtigen Putzbereich vorzuwagen.
Bei der Sanierung von feuchtem und salzgeschädigtem Mauerwerk mit Sanierputz-WTA kann man heute von einem Standardverfahren sprechen. Sanierputze haben ihre Bewährung über lange Zeit bewiesen, denn gerade bei feuchtem Mauerwerk lässt sich die „Spreu“ vom „Weizen“ der erfolgreichen Maßnahmen sehr schnell trennen. So sind mit herkömmlichen Kalk- oder Kalk-Zementputzen oder gar nur mit einen neuen Anstrich nur kurzzeitige Erfolge zu erzielen und deshalb häufig Reparaturen notwendig.
Aufsteigende Mauerwerksfeuchtigkeit hat ihre Ursache meistens in einer fehlenden oder defekten Horizontalisolierung und in anstehender Feuchtigkeit, die im Mauerwerk nach oben wandert. Hierbei werden die Schäden an Anstrich, Putz und Mauerwerk im Wesentlichen durch die auftretenden Kristallisationsdrücke der mittransportierten Bodensalze oder durch Frosteinwirkung des durchfeuchteten Putzes verursacht.
Kapillarität und Hygroskopie
Für aufsteigende Mauerwerksfeuchtigkeit sind in der Hauptsache die kapillare Wasseraufnahme sowie die hygroskopische Feuchtigkeitsaufnahme verantwortlich, wobei die kapillare Wasseraufnahme wohl die größte Bedeutung hat. Bei dieser wird Feuchtigkeit durch die Kapillaren, die in allen Mauerwerksbaustoffen vorhanden sind, nach oben „gesaugt“. Verstärkt wird dieser Mechanismus durch drückendes Sicker- und Hangwasser.
Weniger bekannt ist die hygroskopische Feuchtigkeitsaufnahme, obwohl einem dieser natürliche Vorgang täglich begegnet. Salze haben die Eigenschaft, aus der Luft Feuchtigkeit anzuziehen. Dies kann schnell so viel Wasser sein, dass sich eine Salzlösung bildet. Wenn Speisesalz offen gelagert wird, kann man diesen Vorgang sehr deutlich beobachten.
Zusätzlich können Salze erheblichen Druck auf Baustoffe ausüben, indem sie – bei trockenen Bedingungen – Kristalle aufbauen. Die dabei auftretenden Drücke können so hoch sein, dass auch Beton zerstört wird. Nachdem die Salze für den Schadensmechanismus von Bedeutung sind, ist es vor der Sanierung unbedingt notwendig zu wissen, wie viel und welche Salze oder Salzgruppen im Mauerwerk vorhanden sind. Bei größeren Objekten werden solche Untersuchungen von speziellen Sanierungsplanern durchgeführt und entsprechende Gutachten erstellt. Bei „normalen“ Objekten bieten dies Putzhersteller in der Regel zum Selbstkostenpreis an. Wird eine Sanierungsmaßnahme „nach WTA“ ausgeschrieben, ist solch eine Unter-suchung und die Erstellung einer entsprechenden Sanierempfehlung Pflicht.
Sanierputze
Sanierputze werden im WTA-Merkblatt 2–4–94/D „Sanierputzsysteme“ geregelt, auf das auch die Ausführungsnorm für Putz und Putzsysteme, die DIN V 18 550, verweist. Diese speziellen Sanierputze übertreffen in ihren Eigenschaften die in der europäischen Putznorm DIN EN 998–1 beschriebenen Sanierputzmörtel. Man sollte deshalb nur Sanierputze verwenden, die den WTA-Richtlinien entsprechen, um maximale Sicherheit gewährleisten zu können.
Sanierputze verlagern die Verdunstungszone in den Putz. Die Salze wandern nicht mehr an die Oberfläche und bleiben deshalb „unsichtbar“. Durch die hohe Porigkeit der Sanierputze bleibt den Salzen dabei ausreichend Platz, um zerstörungsfrei auskristallisieren zu können.
Verarbeitung
Bei größeren Flächen werden heute weitgehend Putzmaschinen eingesetzt. Natürlich lassen sich Sanierputze aber auch mit dem Quirl per Hand anmischen. Die Verarbeitung von Sanierputzen lässt sich grob wie folgt darstellen:
  • Freilegung des Mauerwerks bis ca. 1 m über der alten Feuchtigkeitszone
  • Reinigung der Flächen mit einem Besen, Staubsauger oder mit Druckluft
  • Eine Vorbehandlung mit einem Salzumwandlungsprodukt (z.B. Bleihexafluorsilikat) ist nicht notwendig. Diese Mittel sind in ihrer Wirkungsweise beschränkt und durch ihren Bleigehalt gesundheitsschädlich, so dass sie generell nicht mehr verwendet werden sollten.
  • Der Vorspritz muss auf das Sanierputzsystem abgestimmt sein und soll nicht volldeckend aufgebracht werden.
  • Der Ausgleichsputz muss ebenfalls in seinen physikalischen Eigenschaften zum Saniersystem passen. Sein Einsatz ist nur bei größeren Objekten und hohen Ausgleichsdicken sinnvoll. Bei kleineren Flächen wird mit Sanierputz-WTA ausgeglichen. Der Vorteil ist, dass kein zusätzlicher Materialwechsel erfolgen muss.
  • Grundsätzlich gilt, dass die gesamte Sanierputzlage an allen Stellen mindestens zwei Zentimeter dick sein muss, um einen Salz- und Feuchtigkeitsdurchschlag zuverlässig zu verhindern. Bei starker Versalzung, besonders aber beim Auftreten von Nitratsalzen, ist der Sanierputz in Dicken von 15 statt 10 Millimetern je Lage auszuführen. Meist wird der Auftrag wegen der unebenen Flächen zwei- oder mehrlagig erfolgen, wobei die letzte Lage als Deckputzlage bearbeitet wird. Ist der Untergrund so uneben, dass Gesamtputzdicken von mehr als vier Zentimeter erreicht werden, ist als Unterputz ein spezieller Porengrundputz einzusetzen. Wichtig ist, dass die jeweils untere Lage immer gut aufgeraut wird, um eine mechanische Verankerung zu gewährleisten, dass Standzeiten von mindestens 1 Tag/Millimeter Putzdicke eingehalten werden (die Unterputzlage muss ausgetrocknet sein) und die letzte Lage (Oberputzlage) keinesfalls dünner als ein Zentimeter aufgetragen wird. Spezielle Sanierputze können bei bestimmten Verhältnissen auch einlagig aufgebracht werden. Nachdem es hier z.T. erhebliche Unterschiede gibt, sollte immer bei dem jeweiligen Materialhersteller nachgefragt werden.
Auch wenn Sanierputze in ihrer Anwendung sehr sicher sind, bestehen doch Fehlermöglichkeiten, die eine Sanierung fehlschlagen lassen können:
  • Übermischen des Sanierputzes (bei der Handanmischung) führt zu einem sehr hohen Porengehalt, der einen erheblichen Festigkeitsabfall zur Folge hat.
  • Wird Sanierputz in einer zu dünnen Schicht aufgebracht, starker Sonnenbestrahlung und/oder stärkerem Wind ausgesetzt, können die Bindemittel „verdursten“, d.h. das Bindemittel bekommt nicht die zur völligen Abbindung notwendige Wassermenge. Das führt zu einem starken Festigkeitsabfall an der Oberfläche oder gar in der gesamten Putzlage. Ein Nachnässen ist nicht mehr möglich, da nach der ersten Abtrocknung bereits die starke Wasserabweisung wirksam ist.
  • Wird die jeweils untere Sanierputzlage nicht ausreichend aufgeraut, kann es zu Haftungsproblemen zwischen den Lagen kommen. Gerade bei hohen Putzdicken führt dies u.U. sogar dazu, dass sich der Oberputz vollständig von der unteren Lage löst.
Um sicher aushärten und um ihre Eigenschaften erreichen zu können, benötigen Sanierputze laut WTA-Merkblatt „Sanierputzsysteme“ eine Mindestschichtdicke von einem Zentimeter je Lage. Damit lassen sich einige Strukturen nicht mit diesen Putzen herstellen (Kellenwurf, Rillenputz, etc.). In diesem Fall sind durch ihren wasserdampfdurchlässigen Aufbau gerade mineralische Edelputze eine sichere Alternative, die auf den Sanierputz aufgebracht werden kann.
Der stark wasserabweisende Untergrund bedeutet für die folgenden Putze ein Haftungsproblem, da Saugeigenschaften nur noch unwesentlich vorhanden sind. Es ist deshalb unbedingt notwendig, auch die letzte Sanierputzlage leicht anzurauen bzw. eine vorhandene Sinterschicht zu entfernen, um eine mechanische Haftung zu erreichen.
Für spezielle Grundierungen, wie sie für die Vorbehandlung bei Edelputzen eingesetzt werden, muss die Eignung für das Saniersystem abgefragt werden. Da aber durch Anrauen des Untergrundes eine haftfähige Fläche entsteht, die kaum Wasser saugt, sollten Grundierungen nur in Sonderfällen eingesetzt werden.
Beschichtungen auf Sanierputz
Kann durch den Sanierputz die gewünschte Oberflächenstruktur erreicht werden, steht die Frage an, welcher Anstrich verwendet werden soll. Bei reinen Silikatanstrichen wird der Anstrich erst nach dem völligen Abbinden des Putzes aufgetragen, da er ansonsten noch nicht die für silikatische Systeme notwendige Festigkeit besitzt. Die zu diesem Zeitpunkt aktive Wasserabweisung wird dabei an der Oberfläche mit einer Vorbehandlung – meist Ätzflüssigkeit oder Fluat genannt – gebrochen. Nach dem Reinigen mit klarem Wasser zeigt der Sanierputz danach eine ausreichende Saugfähigkeit, so dass der Anstrich gut haftet und nach dem Verkieseln einen intensiven Verbund mit dem Putz eingehen kann. Das Anätzen des Untergrundes kann bei Dispersions-Silikatanstrichen entfallen, da die Haftung hier durch die geringe Zugabe einer Dispersion erreicht wird. Dieser Zusatz hat zudem den Vorteil, dass die bei der Verkieselung auftretenden Spannungen vermindert werden. Deshalb sind solche Anstriche bei weicheren Sanierputzoberflächen einzusetzen. Spielt die mineralische Optik keine Rolle, bieten auch Silikonharzanstriche eine gute Alternative. Während Dispersionsanstriche eine relativ dichte Struktur aufweisen, kann durch den Zusatz von Silikonharzemulsion die Wasserdampfdurchlässigkeit sehr stark heraufgesetzt werden. Wichtig ist bei allen Beschichtungen auf Sanierputz, dass eine ausreichende Dampfdurchlässigkeit gewährleistet ist. Als Anforderung ist ein sd-Wert von < 0,2 m in jeder einzelnen Schicht einzuhalten.
Noch problematischer stellt sich die Sachlage dar, wenn es um die Bekämpfung von Schimmelpilzen geht. Entgegen der landläufigen Meinung lassen sich Schimmelpilze nicht allein durch ein unzureichendes Lüftungsverhältnis erklären. Sobald Schimmelpilze auftreten, sollte deshalb von vornherein auf bauliche Mängel geachtet werden, die in die Sanierungsmaßnahmen mit einzubeziehen sind.
Schimmelpilze benötigen für ihr Wachstum immer eine gewisse Menge an Feuchtigkeit, wobei hier oft schon eine kurze Zeitspanne an Kondensat ausreicht, um Schimmelpilze am Leben zu erhalten. Sind Sporen erst einmal auf der Oberfläche vorhanden, kann auch nach einer gewissen Austrocknungsphase (z.B. im Jahreszyklus) der Schimmelpilz wieder an der gleichen Stelle wachsen. Temperaturverhältnisse sind hier nicht so ausschlaggebend, da es sowohl Schimmelpilze gibt, die lieber in wärmeren und manche, die lieber in kühleren Ecken wachsen. Aus diesem Grund sollte bei der Sanierung immer versucht werden, die Feuchtigkeit langfristig zu reduzieren.
Wird durch aufsteigende Mauerwerksfeuchtigkeit Wasser in den Innenraum transportiert, kann ein Sanierputz zwar Salze und „flüssiges“ Wasser an der Oberfläche verhindern, für das Schimmelwachstum ist diese Maßnahme in den meisten Fällen aber irrelevant. Nachdem Sanierputze eine sehr hohe Wasserdampfdurchlässigkeit haben, kann es auf kalten Wänden immer wieder zu einer Kondensation des Wasserdampfes an der Putzoberfläche kommen, so dass sich auch auf einem Sanierputz Schimmel ansetzen kann. Gerade die stark wasserabweisende Oberfläche ist hier eher von Nachteil. Nachdem diese das Kondenswasser nicht in den Putz hineinleitet, verbleibt sie an der Oberfläche und bildet so eine ideale Grundlage für das Schimmelwachstum. Sanierputze können deshalb nicht als adäquate Möglichkeit gesehen werden, einen Schimmelpilzbewuchs zu verhindern.
Materialien für die Schimmelsanierung
Aus diesem Grund wird für eine Schimmelsanierung eine saugfähige Oberfläche favorisiert. Hierzu stehen zum Beispiel Kalk- oder Lehmputze zur Verfügung. Auf Grund deren hoher Kapillarität wird Oberflächenwasser schnell aufgenommen und in den Putz abgeführt. Hierbei muss natürlich darauf geachtet werden, dass den Putzflächen auch genügend Zeit bleibt, dieses wieder an die Umgebung abzugeben, da es ansonsten zu einer Durchfeuchtung des Putzes kommt. Im Gegensatz zu Lehmputzen bieten Kalkputze auf Grund ihrer hohen Alkalität einen zusätzlichen Schutz, da auf diesem Untergrund ein Schimmelwachstum nicht möglich ist. Mit fortschreitender Carbonatisierung wird dieser Effekt an der Oberfläche zwar vermindert, bei entsprechender Durchfeuchtung des Putzes können aber Kalkanteile auch aus unteren Schichten an die Oberfläche transportiert werden. Irgendwann werden aber auch Kalkputze vollständig carbonatisieren, so dass auch dieser Schutzmechanismus nicht von Dauer sein kann.
Wenn die Oberflächenfeuchte der Wand durch eine schlechte Wärmedämmung verursacht wurde, hilft am besten eine außenseitige Wärmedämm-Maßnahme. Kann diese nicht ausgeführt werden, bieten Kalziumsilikatplatten im Innenbereich eine gute Möglichkeit, die Situation zu verbessern. Sie wirken als sanfte Dämmung und gewährleisten gleichzeitig auch eine hohe Feuchtigkeitsaufnahme. Bei der Beschichtung dieser Platten ist darauf zu achten, dass die guten Saugeigenschaften auch in der Beschichtung vorhanden bleiben, um die Wirkung des Systems nicht zu reduzieren. Zudem darf die Dämmung im Innenbereich auch nicht zu dick ausgeführt werden, um Folgeschäden durch Taupunktverschiebung ins Mauerwerk zu verhindern.

kompakt
Sanierputze sind die ideale Lösung, um feuchtes Mauerwerk oberflächlich trockenzulegen, wenn es sich um aufsteigende Feuchtigkeit handelt. Zur Sanierung von Schimmelbefall, der meist auf Kondensationsfeuchte zurückzuführen ist, sind Sanierputze dagegen nicht geeignet.
Hinweise auf die technischen Anforderungen an Sanierputzsysteme sowie auf die Verarbeitung derselben enthält das WTA-Merkblatt 2-9-04/D „Sanierputzsysteme“. Es kann zum Preis von 20,- Euro hier bestellt werden:
WTA-Publications
Tel.: (089) 578697-27/Fax: -29
E-Mail: wta@wta.de
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