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Wohl ’nen Vogel

Unverdünnt aufgetragen Mattes und Glänzendes aus dem Malerhandwerk
Wohl ’nen Vogel

Werner Schledt

Die Dämonisierung der Dämmung reißt nicht ab. Die „Neue Zürcher“ nennt die Deutschen bereits „Volk der Abdichter und Dämmer“. Der Verband der Hausbesitzer rät inzwischen von nachträglicher Dämmung ab, Ökonomen argumentieren, dass sich die Investitionen frühestens nach 50 Jahren amortisieren, und Ökologen drohen mit der Schimmel-Keule. Ein Sachverständiger schickt sogar Kinder ins Gefecht: Wo es die gäbe könnten sie einen Stein gegen das Haus werfen und schon sei die Dämmung dahin. Außerdem seien auch pickende Spechte eine ernste Gefahr für gedämmte Fassaden. Konnte man jetzt alles lesen. Wer’s glaubt hat wohl ’nen Vogel.
Wir haben’s in der Hand
Wir haben’s in der Hand. Für junge Leute ist das Smartphon die Verlängerung des Gehirns und aus der Werbung nicht mehr wegzudenken, hat kürzlich einer gesagt. Also müssen wir damit diese Zielgruppe ansprechen. Unsere Kunden von morgen sind heute schon drei Stunden am Tag online auf Empfang. Wir haben’s in der Hand.
Rückrufaktion
Kauf’ ich im Online-Shop, hab’ ich keine Warteschlange. Fast 70 Prozent der Deutschen argumentieren so. In einem Wirtschaftssystem, wo man für Geld alles in beliebiger Menge haben kann, will keiner auf was warten. Weder auf ein Angebot, noch auf unseren Rückruf.
Blitz-Ausbildung?
Fast ein Drittel der Studierenden macht keinen Abschluss. Durch Pilotprojekte will man ihnen jetzt eine Blitz-Ausbildung im Handwerk offerieren. Der Präsident der Handwerkskammer Rhein-Main hat in diesem Zusammenhang vor allzu großer Euphorie gewarnt, als er feststellte, dass für Studienabbrecher zwar eine verkürzte Lehre infrage komme, aber längst nicht sicher sei, dass alle Abiturienten in Kurzzeit auch die Praxis schaffen.
Glück lässt sich wiederholen
Glück lässt sich nicht festhalten, aber wiederholen: Glück-Flow erlebt nämlich, wer in einer Tätigkeit, die einen fordert, aber nicht überfordert, so aufgeht, dass er darüber die Zeit vergisst. Das, was Wissenschaftler jetzt herausgefunden haben, wusste schon Aristoteles, der sagte, dass eine tiefe Freude empfinde, wer ungestört tun könne, was er gerne tut. Ein Glückskind also, wer gerne arbeitet.
Fußfall vor dem Fußball
Firma ist wie Fußball. Die Weltmeisterschaft ist vorbei. Was bleibt ist zum Beispiel die Erfahrung eines Erfolgstrainers, dass man mit einer Mannschaft kaum gewinnen kann, wenn der Teamgedanke nicht ganz oben steht.
Sag’ ich doch immer: „Firma ist wie Fußball!“
Unvorstellbar?
Nicht jede gute Idee ist übertragbar. Und die, Verkäufer mal zum Einkaufen bei einem Konkurrenten zu schicken, ist gut. „Hoffentlich sind wir nicht auch so“ sollen einige danach gesagt haben. Unvorstellbar, dass wir einen Gesellen mal bei einem Mitbewerber mitarbeiten lassen. Oder vielleicht doch nicht?
Abgeschrieben: „Konsumgesellschaft: Wenn der Kunde sich alles wünschen darf, immer Recht hat und der König ist, dann ist das in erster Linie eines: anstrengend“.
Pflastermaler
Den Pflastermalern in der U-Bahn- Station gucke ich immer eine Weile zu und frage mich jedes Mal warum wir die nicht bei einem Kunden-Event oder zu einer Firmenfeier engagieren.
Unterlaufen unterstellt
„So wollen die Chefs tricksen“. Mit diesem Aufmacher hat ein Boulevard-Blatt einen Artikel überschrieben, der an Beispielen aufzeigt, wie lohnintensive Kleinbetriebe den Mindestlohn unterlaufen werden. Das wird es sicher geben – aber es von vornherein zu unterstellen ist unter der Gürtellinie.
Ei,ei, ei
Man muss weder sein Firmensignet noch einen guten Slogan ändern, auch wenn sie von gestern sind. Darauf hat William Verpoorten in einem Interview hingewiesen. Gute Sprüche seien fest in den Köpfen der Kunden verankert. Das gelte auch für die Firmenfarbe. Als Beispiel nannte er das unveränderte Blau mit weißer Schrift von Nivea. Botschaften und Outfit müssten sich stetig wiederholen. Nur dann nehme man sie im Bombardement der Informationen wahr. Wie wahr.
Treffend zum Trend
Farbtrends werden immer wieder prognostiziert, treffen aber so gut wie nie ein, jedenfalls nicht für die Arbeit der Maler und Lackierer. Wäre ja auch schlimm, wenn Modefarben das Stadtbild prägten. Dazu bemerkte die Farbdesignerin Rosa Sendlhofer in „Der Maler und Lackierermeister“ treffend: „Die Fassade darf kein Trendartikel werden. Sie ist gebauter Bestandteil unserer Umwelt, Teil unserer Natur und Geografie. Gute und angemessene Fassadenfarben bewegen sich deshalb in einem kleineren und sehr feinen Farbenspektrum.
Farbtrends werden jetzt auch in Tageszeitungen veröffentlicht. Der FAZ zufolge ist Blau der Deutschen Lieblingsfarbe. Zu sehen ist davon freilich nicht viel. Weder bei den Autos, noch in den Wohnungen und – Gott sei Dank – auch nicht an Fassaden. Und in der Kleidermode nur bei den Jeans.
Vielleicht kommt’s ja vom blaumachen, dass wir Blau so mögen. Weiß der (blaue) Himmel.
Sprachverwirrung
Der Beruf derer, die Frauen für Führungspositionen vermitteln, soll jetzt allen Ernstes „Headinnen-Hunter“ heißen.
Unmöglich?
Verkäufer von Pfannen-Fissler rufen ihre Kunden nach einer Woche an und bieten eine persönliche Einweisung in die Geräte an. Gratis und in der Küche des Kunden. Das ist so, als würden Maler ihren Kunden offerieren zu zeigen, wie und mit was man die neuen Oberflächen pflegt und ggf. mit den Rückstellmustern kleinste Beschädigungen ausbessert. Unmöglich – oder vielleicht ein glänzende Idee?
Aus einer Seminarbewertung: „Zwei Tage Feuerwerk von Praxisanregungen, die sofort umsetzbar sind“. Stimmt sicher. Man muss es nur machen.
Volk der Abdichter und Dämmer.
Firma ist wie Fußball.
Hoffentlich sind wir nicht auch so.

PRAXISPLUS

Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
60388 Frankfurt/Main
Tel.: (06109) 34208
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