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„Gezielter Austausch ist notwendig“

Azubis binden:
„Gezielter Austausch ist notwendig“

Vier von zehn Maler- und Lackierer-Azubis lösen laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung ihren Vertrag vor der Gesellenprüfung. Als einen der häufigsten Gründe für den Ausbildungsabbruch oder den Wechsel des Ausbildungsbetriebs nennen die jungen Leute mangelnde oder misslungene Kommunikation mit ihren Ausbildenden. Malermeister Dirk Leege aus Schacht-Audorf in Schleswig-Holstein beweist mit einer hervorragenden Ausbildungsbilanz, wie positiv sich eine konsequent verfolgte Gesprächskultur auf die Bindung der Azubis an den Betrieb auswirkt.

Seit 30 Jahren bildet Dirk Leege, 57, in seinem Betrieb junge Menschen aus. Nur von zweien seiner insgesamt 38 Azubis hat er sich vor der Gesellenprüfung getrennt. Azubibewerbungen erreichen ihn initiativ. Im letzten Jahr lagen 20 davon auf seinem Tisch. Damit setzt sich Maler Leege deutlich von vielen anderen Betrieben ab, die im Kampf um Nachwuchskräfte von anderen Erfahrungen berichten. Was macht der neunköpfige Betrieb anders? „Ich selbst will nur in einem Betrieb arbeiten, in dem neben der fachlich hohen Qualität und dem Ergebnis auch das soziale Gefüge stimmt“, so Dirk Leege. „Das geht nur, wenn man mit offenen Karten spielt, Missverständnisse schnell ausräumt, seine Leute mitnimmt, sie gezielt ermutigt und weiterentwickelt sowie sie zum selbstständigen Denken und Handeln befähigt. Und genau dafür ist gute betriebliche Kommunikation das zwingend notwendige Werkzeug.“

Auftakt mit realer Praxiserfahrung und Team-Feedback

Seit rund sechs Jahren und speziell seit der Coronazeit sieht Dirk Leege bei den Berufsstarterinnen und -startern einen noch höheren Gesprächsbedarf als früher. Für seine Azubis hat Dirk Leege daher eine eigene kommunikative Routine etabliert. Sie beginnt deutlich vor der Unterschrift unter dem Ausbildungsvertrag, bezieht das Team bei der Auswahl der Azubis mit ein und wird engmaschig in der Ausbildungsbegleitung fortgesetzt. So durchläuft jede Bewerberin oder jeder Bewerber zunächst Schnuppertage oder ein längeres Praktikum im Betrieb. „Nur durch das Mitarbeiten lernen die jungen Leute unsere echte handwerkliche Realität kennen und können abschätzen, ob ihnen diese Arbeitswirklichkeit gefällt und mit wem sie es drei Jahre lang zu tun haben werden“, erklärt der Malermeister. Parallel können sich die Kolleginnen und Kollegen ein Bild davon machen, ob die Interessierten ins Team passen. In einer Feedbackrunde stellt sich der Nachwuchs der gesamten Belegschaft und gibt auch seine eigene Einschätzung ab. Erst dann entscheidet Dirk Leege, ob es zu einer Einstellung kommt oder nicht.

Laufende Interaktion mit den Azubis

Während der Ausbildung können sich Azubis bei Maler Leege auf zahlreiche Rückmeldungen, Impulse und Führung von ihrem Ausbilder verlassen. In regelmäßigen Gesprächen fragt Dirk Leege den Stand der Ausbildungsfortschritte und der Prüfungsvorbereitung ab. „Habe ich alles gut erklärt? Fühlt sich der Azubi gut von uns unterstützt? Reicht es, was er gelernt hat? Damit will ich erreichen, dass sich der Azubi selbst Gedanken über seinen derzeitigen Status macht und die nächsten Schritte, die aktiv anzugehen sind, erkennt und bejaht“, sagt Dirk Leege. Zusätzlich beobachtet er den Nachwuchs intensiv in seinem praktischen Tun. „Natürlich arbeiten auch Azubis in den Arbeitsgebieten am liebsten, die sie schon gut beherrschen. Als Ausbilder aber muss ich ihre fachlichen Schwachpunkte erkennen, in denen sie noch mehr üben müssen, und ihnen eine Brücke zu diesem für sie anstrengenderen Teil bauen.“

Gesamtrunde fördert Wertschätzung und Betriebsklima

Mit einem weiteren Gesprächsformat sorgt Maler Leege dafür, dass sich Azubis schnell als Teil der betrieblichen Gemeinschaft verstehen. Einmal im Monat wird beim Team-Frühstück besprochen, was gut gelaufen ist und wo der Schuh drückt. Jeder hat hier Mitspracherecht. Etwaige Missstimmungen im Betrieb können geklärt werden, bevor sie sich vertiefen – manchmal auch in gesonderten Gesprächen zwischen den Beteiligten. Das Ergebnis jedoch wird für alle beim nächsten monatlichen Frühstück, ohne in die Details zu gehen, transparent gemacht. „Auch hier gilt: Wir sind kein Debattierclub, sondern es geht immer darum, Probleme im Betrieb sachlich zu klären. Inklusive, wo nötig, der Feststellung, wer in welchem Fall den Hut aufhat“, stellt Dirk Leege klar.

Erfolgreiche Gesprächskultur ist machbar

Was rät der erfolgreiche Ausbilder aus Schleswig-Holstein anderen Betrieben, die mit guter Azubikommunikation ihre Nachwuchsprobleme angehen wollen? „Ein hervorragender Startpunkt ist, sich ungeschönt an seine eigene Ausbildungszeit und an die Bedürfnisse zu erinnern, die damals nicht erfüllt wurden“, so der 57-Jährige. „Wer daraus die Bereitschaft entwickelt, die jungen Leute auf Augenhöhe zu führen und sich in zeitgemäßer Kommunikation weiterzubilden, hat schon fast gewonnen.“

Das richtige Gespür für die Azubis von heute und praktisches Wissen für zielführende Kommunikation mit dem Nachwuchs erlernen Ausbildende in speziellen Seminaren im Rahmen der Brillux Ausbildungspartnerschaft. Außerdem gibt es hier viele Handreichungen wie Leitfäden und Vorlagen für Azubi-Feedbackgespräche. Hier geht’s zum Download: www.brillux.de/meine-ausbildung

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