Ob eigener Karriereweg, oder beworbene Dienstleistungen: Thomas Böttinger geht mit seinem gleichnamigen Betrieb in Blaubeuren viele Dinge anders an als die Kollegen. Wir haben uns mit ihm unterhalten.
Nahezu täglich hört oder liest man vom Fachkräftemangel im Handwerk. Auch die Malerbranche kann ein Lied davon singen. In dieses aber stimmt Maler- und Lackierermeister Thomas Böttinger nicht mit ein: „Ich habe eigentlich keine Probleme, Azubis zu finden. Nahezu mein komplettes derzeitiges Team besteht aus jungen Leuten, die ich hier im Ortsteil Seißen ausgebildet habe.“ Dadurch sei der Zusammenhalt in der Belegschaft auch besonders eng, die Kolleginnen und Kollegen gingen abends gemeinsam auf ein Feierabendbier, spielten am Wochenende gemeinsam Fußball, berichtet Inhaber Böttinger. Wie funktioniert das? Zum einen ist jedem neuen Azubi ein Mentor zugeordnet, der während der Ausbildung als Ansprechpartner fungiert. Zum anderen wird den Azubis wie auch neuen Mitarbeitern im Alltag zur Seite gestanden: „Gerade junge Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, sind mit vielen Amtsgängen und behördlichen Dokumenten überfordert. Wir versuchen da, so gut es geht, zu helfen“, erklärt Nicole Böttinger, die sich dieser Aufgaben annimmt. Zusätzlich organisiert sie für Nichtmuttersprachler Deutschkurse.
Nachwuchsgewinnung mit Ausbildungsbotschafterin
Damit, dass jeder jeden versteht, lässt sich vielleicht die gute Stimmung im Team erklären, nicht aber, warum es so gut klappt mit dem „Azubinachschub“: Da ist zum einen Coraline Eisemann, Auszubildende im 3. Lehrjahr, zu nennen: Sie fungiert als Ausbildungsbotschafterin in den neunten und zehnten Klassen der umliegenden Schulen. Dort berichtet sie, gemeinsam mit Auszubildenden anderer handwerklicher Berufe, aus ihrem Baustellenalltag. „Zwei Mädchen haben mir bereits Feedback gegeben, dass sie wegen meines Vortrags eine Malerausbildung begonnen haben“, freut sich Coraline.
Nachwuchsgewinnung dank Fußballturnier
Neben der frühen Ansprache potenzieller Azubis an Schulen geht Böttinger, der bei der Innung Ulm die Sachkundeprüfungen für Quereinsteiger leitet, noch einen anderen Weg – über Vereine: So gibt es in Blaubeuren jährlich den Böttinger Cup, ein Fußballturnier für Jugendliche. „Das verankert den Betrieb im Gedächtnis, potenzielle Auszubildende kommen auch deshalb auf mich zu.“ Von diesem Konzept zeigte sich auch die Handwerkskammer Ulm angetan und zeichnete den Blaubeurer Betrieb mit dem Siegel „Topausbildungsbetrieb“ aus. Böttinger, öffentlich bestellter Sachverständiger und geprüfter Gebäudeenergieberater, punktete laut HWK vor allem in Sachen Marketing und Kundenbindung.
Drei Standbeine
So kreativ wie seine Azubigewinnung ist auch der berufliche Werdegang von Thomas Böttinger: „Anfangs habe ich mit Freunden Motorräder lackiert, später stieg ich beim Bushersteller Kässbohrer als Schriftenmaler ein.“ 1993 machte er sich als Schriftenmaler selbstständig, nach und nach kamen das Folieren und die Leuchtreklame als Geschäftsfelder hinzu. „Im Prinzip machte ich alles, was ein Werbetechniker auch macht.“ Auch heute noch verdient sein Betrieb mit Werbemitteln Geld. Eine ebenfalls selbst ausgebildete Fachkraft kümmert sich um dieses Geschäftsfeld.
Als drittes Standbein bietet das Team um Thomas Böttinger den sogenannten Senioren-Express an. Diese Dienstleistung umfasst unter anderem das Abhängen der Gardinen und das Wegrücken der Möbel von der Wand. Das soll den betagteren Kunden Stress im Vorfeld der Malerarbeiten ersparen.
Offen zeigt man sich auf der Schwäbischen Alb für flexible Arbeitszeiten: Im Sommer wird es wieder die 4-Tage-Woche geben. Vielleicht auch mit ein Grund, warum das Unternehmen von Thomas und Nicole Böttinger so ein gutes Image hat.
Hier gehts zum Betrieb:
www.boettinger.de
Nahezu mein komplettes derzeitiges Team besteht aus jungen Leuten, die ich ausgebildet habe
