Im vergangenen Herbst haben sich 16 Meisteranwärter an der Badischen Malerfachschule auf den Weg in ihre Zukunft gemacht. Das einjährige Vollzeitangebot beinhaltet im ersten Semester in Kooperation mit verschiedenen Herstellern vier Praxistage, an denen selbst Hand angelegt werden kann. Anfang Dezember stand das Thema Lehmputz auf dem Programm. Einen Tag lang konnten sich die SchülerInnen dem Material Lehm in all seinen Facetten nähern: ob dickschichtig aufgetragen mit Struktur oder hauchfein als Glanzputz. Und sie erhielten viele Tipps für die praktische Umsetzung der Techniken beim Kunden.
„Meine Ausbildung war bisher eher einseitig,“ erzählt einer der Schüler. „Es macht mir großen Spaß, etwas Neues kennenzulernen und auszuprobieren.“ Nur drei der 16 jungen Gesellen hatten in der Vergangenheit schon einmal mit dem Material Lehm gearbeitet. Einer davon ist Luis Hager: „In unserem Betrieb arbeiten wir mit Ton- und Lehmputzen. Ich arbeite gerne mit diesen Materialien und die Kunden schätzen die individuellen Oberflächen und dass es Naturprodukte sind.“
Die Schüler dafür zu sensibilisieren, was es am Markt alles gibt, ist auch ein Anliegen der mitveranstaltenden Hersteller, bestätigt Robert Döpfner von Lesando. Er leitet gemeinsam mit seinem Kollegen Patrick Oppelt die Schüler während des Praxistages an. Dabei macht er ihnen Mut, sich ohne Angst dem neuen Material zu nähern und es kreativ zu verarbeiten. Mitgebrachte Musterplatten zeigen dafür vielseitige Beispiele: „Die verschiedenen Designs sind reproduzierbar, aber jeder wird sie individuell ausführen,“ erklärt Roland Döpfner den Schülern. „Meine Handschrift sehe ich an der Wand.“
Intensives Schuljahr
Organisiert werden die Seminare vom Technischen Oberlehrer Klaus Stöhr, der seit 29 an der Bamala unterrichtet. „Das Meisterjahr ist kurz,“ sagt er. „Neben den Praxistagen wird zum Theorie- und Praxisunterricht eine Projektarbeit zum Thema Lack ins erste Semester integriert. Im zweiten Halbjahr geht es dann gleich in die Prüfungsvorbereitung, unter anderem mit einem zweiten Projekt zum Thema Dekoration und Struktur. Die Idee muss entwickelt, umgesetzt und betriebswirtschaftlich begleitet werden. Danach wird das Meisterprüfungsprojekt von jeder Schülerin und jedem Schüler als Modell im Maßstab 1:5 erstellt.“
So ein Praxistag bringt da schon Abwechslung in den vollgepackten Alltag. Zeit, sich mit etwas Neuem zu beschäftigen, wird es für die jungen Leute auch nach dem Abschluss nicht viel geben. „Es ist schön zu sehen, wie nach anfänglicher Distanz ein Zugang zum Material Lehm entsteht,“ freut sich auch Patrick Oppelt. Für die angehenden MeisterInnen ein großer Gewinn: Sie bekommen Zugang zu einem neuen Material, können ihre kreativen Fähigkeiten schulen und vielleicht eine neue Geschäftsidee entwickeln.
„Meine Handschrift sehe ich an der Wand.“