Startseite » Betrieb & Markt »

Backen lassen?

Betrieb & Markt
Backen lassen?

Werner Schledt

Mitarbeiter suchen ist einfach, welche finden ist – jedenfalls in wirtschaftsstarken Ballungsgebieten – nach wie vor schwer. „Am besten backen lassen“ habe ich schon vor vielen Jahren einen Vortrag zu diesem Thema überschrieben. Was haben wir nicht schon alles probiert, um geeignete Lehrlinge zu finden. Ich erinnere mich noch gut an den Schauspieler in Kostüm und Maske des Sherlock Holmes, der in einem großen Einkaufszentrum tagelang mit einer überdimensionierten Lupe nach potentiellen Lehrlingen suchte. Das kam gut an und war, wie jede originelle Personalsuche, auf alle Fälle gut fürs Image, brachte auch ein paar „sachdienliche Hinweise“, aber keinen „Fahndungserfolg“.
Mit Harry Potter?
Trotzdem erwägen wir eine Wiederholung, jetzt aber vielleicht mit dem Bullen von Tölz – oder lassen wir doch besser Harry Potter versuchen Lehrlinge herbeizuzaubern? Auch der Hinweis auf die Mitgliedschaft in der Aktionsgemeinschaft „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“ unseres Landesinnungsverbandes durch Ausstatten des Fuhrparks mit dem Logo bringt zwar ebenso Aufmerksamkeit wie die redaktionellen Zeitungsbeiträge über die Vita und Zukunftschancen unserer Azubis, die ihre Gesellenprüfung mit Auszeichnung bestanden haben – Lehrlinge aber freilich auch nicht. Für unsere Angebote in der Homepage gibt’s wohl Mundpropaganda auf den Schulhöfen, aber die beschränkt sich wohl in erster Linie darauf, dass wir unseren Lehrlingen den Führerschein bezahlen. Früher haben bei der Berufs- und Betriebswahl auch die Eltern eine gewisse Rolle gespielt. Das ist schon lange nicht mehr der Fall. Deshalb ist auch die Resonanz auf unser Kreativspiel für Kids in der Homepage, für das wir mit Print-Kärtchen und der Headline „Hier können Kinder gefahrlos spielen“ in Elternläden und Einzelhandelsgeschäften werben, minimal. Und unsere ausgewählten Partnerschulen? Sie werden bei der Vergabe von Betriebspraktika wie vereinbart bevorzugt, ermöglichen uns Präsentationen und schicken auch Schüler zu den Schnuppertagen, an denen sie mit Farbe werkeln können.
Pep mit Popcorn
Beim letzten gab’s in Tüten, die für unseren farbigen Beruf warben, statt der üblichen belegten Brötchen Popcorn zu futtern. Das hatte Pep und kam gut an, ganz prima sogar – wie im Kino. Zuletzt ließen alle die Tüten knallen. Das war’s dann. Denn „Lehre in einem Handwerk kommt nicht in die Tüte“. Die Lehrerin, eine der engagierten, erzählte mir, dass in ihrer aktuellen Realschulklasse niemand, wirklich niemand, an einem Handwerksberuf auch nur das geringste Interesse zeige. Tenor sei vielmehr: „Wir wollen uns die Hände nicht schmutzig machen.“ Dieser Tenor sei Trend. Trotzdem bemühen wir uns unverdrossen weiter um Nachwuchs – auch gegen den Trend. Erfolgreicher sind wir bei der Suche nach Gesellen.
Bisschen was geht immer
Egal, ob wir „Sandwichmänner“ in unserer Berufskleidung morgens und abends an den Ein- und Ausfallstraßen mit Schildern „Wir suchen noch gute Kollegen“ werben lassen oder dies auf Transparenten an den Straßenbrücken verkünden, ein bisschen was geht immer. Am wirksamsten ist allerdings die Seite „Karriere“ in unserer Homepage, insbesondere dann, wenn z.B. durch Werbung in Printmedien oder auch im Radio zusätzlich darauf hingewiesen wird, wie wir das zuletzt mit einer illustrierten Anzeige in BILD – das ist wohl unverändert der Maler Frühstückslektüre – gemacht haben: Gezeigt wurde die Karikatur eines Malers, der sich beim Streichen des Fußbodens – der Witz ist nicht neu – in die Zimmerecke manövriert hat und ziemlich ratlos dreinschaut, dazu die Unterschrift: „Den suchen wir nicht … aber clevere Malergesellen“, mit dem Hinweis lediglich auf die Homepage anstelle von Postanschrift und Telefon. Das funktioniert. Eine runde Sache auch die neuen Fahrzeugaufkleber mit dem Slogan “Offene Stellen für gute Gesellen“. Für genehmigungs- und kostenpflichtige Straßenaktionen (bei denen man durchaus drüber nachdenken kann, ob ggf. die Ordnungsstrafe wegen fehlender Genehmigung nicht billiger kommt als eine behördliche Erlaubnis) haben wir uns jetzt etwas Neues einfallen lassen:
Sehen, dass immer was läuft
Gegen einen Sponsorenbeitrag können wir die großen, fixen Plakatständer eines Konzertveranstalters an einer vielbefahrenen Umgehungsstraße in der veranstaltungsfreien Zeit nutzen. Die übersieht keiner. Und weil Imagewerbung immer auch Mitarbeiterwerbung ist und umgekehrt, laufen wir auch beim Morgan Corporate Challenge mit. „Bei uns läuft’s gut – auch für Sie!“ steht auf dem Dress. Man muss eben sehen, dass immer was läuft.

kompakt
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im Maler- und Lackiererhandwerk. Jetzt engagiert er sich als Marketingleiter der TREIBS Bau GmbH und schreibt exklusiv aus betrieblicher Sicht für Malerblatt-Leser.
Werner Schledt
TREIBS Bau GmbH
Heinrichstraße 9-11
60327 Frankfurt/Main
Tel.: (069) 750010-310
Fax: (069) 750010-340
Produkt des Monats
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 4
Ausgabe
4.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de