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Drei Tage im Camp

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Drei Tage im Camp

Lernen durch Machen – das ist die Maxime für die Baustellen-Camps der Wertschöpfer. Die starke Nachfrage zeigt, dass Abteilungsleiter Hans-Jürgen Tech genau die richtige Idee zur richtigen Zeit hatte.

Ulrich Schweizer

Abenteurer? Draufgänger? Extremsportler? Oder wer könnte sich in ein „Camp“ begeben, noch dazu in eines, das mit einer Baustelle zu tun hat? Die Antwort ist einfach: Es sind lernwillige Handwerker, Maler, die unter harten Praxisbedingungen üben dürfen, die richtig etwas bewegen wollen und auch sollen. Und die sich ganz offen über die gemachten Erfahrungen spontan austauschen. Die WERTschöpfer bieten das an – und das mit einem so unglaublichen Erfolg, dass bereits Mitte Januar 2012 alle Plätze bis Ende April ausgebucht waren. Die Idee entwickelte Abteilungsleiter Hans-Jürgen Tech von den WERTschöpfern in Reutlingen. Er suchte ein Gebäude, das er quasi zur „Mietbaustelle“ machen könnte – und er wurde fündig: im kleinen Ort Ewattingen im Südschwarzwald fand der kreative Hans-Jürgen Tech genau das, was ihm vorschwebte: Büroräumlichkeiten mit einem Grundriss, der sich ideal dafür eignete, darin stets zwei Gruppen mit je sechs Handwerkern arbeiten und „experimentieren“ zu lassen. Auch einen Raum für Schulungen und für den gemeinsamen Austausch in den Pausen gab es. Am 22. März 2012 hatte die Malerblatt-Redaktion die Chance, einmal für einen halben Tag im Baustellencamp mit dabei zu sein, das engagierte und manchmal auch etwas angespannte Arbeiten zu beobachten und sich immer wieder mit den Übungshungrigen und Wissensdurstigen zu unterhalten. Verblüffend war, dass einem sofort das Engagement aller Beteiligten und dieses „Wir-Gefühl“ entgegenschwappte, das dieses „Experimentierfeld“ von Hans-Jürgen Tech noch interessanter machte. Drei Maler der Heinrich-Schmid-Niederlassung Freiburg mitsamt einem Arbeitsgruppenleiter schauten und ein Drei-Mann-Team des Malerbetriebs Lohrengel aus Dransfeld zeigten, was sie in der Praxis drauf haben, machten aber auch große Augen und Ohren, um sich Neues anzueignen, das eben „die andere Gruppe“ drauf hatte. Mit großem Erstaunen wurden immer wieder vermeintlich kleine Tipps aufgenommen, die sich aber im Alltag auf einer Baustelle in rationelleres und/oder ergonomischeres Arbeiten umsetzen lassen. Und beides ist natürlich auch gleichbedeutend mit der Steigerung der Erträge.
Nicht dass jetzt jemand auf die Idee kommt, die Übungsteams würden mit alten Gerätschaften hantieren, die in den Betrieben „ausgemustert“ wurden. Das Gegenteil ist der Fall. Vom Allerfeinsten sind die Werkzeuge, die Geräte und auch die Verbrauchsmaterialien. „Wir haben immer für rund 70.000 Euro Elektrowerkzeuge, andere Geräte und Material vor Ort in unserem Lager. Und damit wird gearbeitet“, so Hans-Jürgen Tech. „Allerdings, das will ich dazu sagen: ohne die Industrie geht gar nichts. Wir möchten über die Neuheiten informiert werden, möchten damit arbeiten und alles ausprobieren.“ Letztlich wird alles zahlenmäßig festgehalten – welche Maschine, welches Schleifpapier, welcher Lack bewährt sich am besten und womit lässt sich Arbeitszeit sparen.
Zahlenvergleich
Überhaupt, die Zahlen. Von vornherein sind die sehr wichtig und alles muss messbar sein. Eine Bauchaussage im Sinne von „die Farbe lässt sich gut spritzen“ ist in den Pausen selbstverständlich zu hören. Doch was gilt, das sind die Zahlen, das sind die Vergleiche mit anderen Materialien oder Vorgehensweisen. „Ich will einfach, dass Ihr nachdenkt. Lasst die Sturheit im Auto, wenn Ihr hierher kommt. Auch mal ein anderes Denken zulassen. Ich war oft im Ausland und da hörte ich, dass wir auch mal „rund“ denken könnten – Ihr Deutschen denkt immer im Dreieck.“ Wenn eine solche Wahrnehmung im Ausland ausgesprochen wird, dann dürfte mehr als nur ein Körnchen Wahrheit in einer solchen Aussage liegen. Also, Offenheit ist angesagt im Baustellen-Camp: „Die Teilnehmer müssen alles selber ausprobieren. Das sind Praktiker. Und sonst bei Schulungen gibt es nicht selten 70 Prozent Theorie. Das ist bei uns hier völlig anders.“ Und weil das eben nicht so läuft wie man es sonst kennt, wird „nebenher“ auch noch die Teamführung in den Gruppen bewusst angeschaut und dann werden die Gruppen auch diesbezüglich optimiert.
Unabhängigkeit
Haben die ankommenden Teilnehmer Angst vor diesen drei Tagen „Intensivstation“? „Nein, keinesfalls, weil totale Offenheit herrscht und jeder sich frei äußern soll. Es gibt zwar manchmal im Sinne von sportlichem Ehrgeiz ein Rennen, allerdings ohne Verlierer. Es gewinnen alle.“ Was, wenn jemand einen Kniff verrät oder Dinge einfach besser anpackt durch eine alternative Herangehensweise? „Neue Ideen und auch nützliche Produkte werden sofort in die Schulung übernommen, werden auch schriftlich festgehalten, damit jede folgende Gruppe bereits davon profitiert.“ So schaffte es ein Malerband, das beim Fensterlackieren für die Ecken ideal ist, sofort ins Produktportfolio und ist jetzt Standard. Andererseits bekam ein Lack die Rote Karte, weil er fürs Spritzen absolut ungeeignet war. „Unser Ziel ist, einen Katalog im Laufe der verschiedenen Kurse zu erstellen, in dem alle Spitzenprodukte drin sind mit Hersteller, Bezugsquelle und Ansprechpartner. Das soll nachher eine richtig klasse Plattform werden.“ Wichtig für Hans-Jürgen Tech ist die Feststellung, dass die Schulungen von den WERTschöpfern durchgeführt werden. „Wir sind keinem Hersteller verpflichtet. Die Schulung machen nie die Lieferanten, sondern immer nur unsere Leute.“
Unterstützung hatte Hans-Jürgen Tech an besagtem 22. März von drei Kollegen, die sich direkt in die Gruppen begaben und dort als Coach Tipps gaben, auf sich bietende Möglichkeiten hinwiesen und auch einmal sagten, was sie aus welchen Gründen ganz anders oder überhaupt nicht machen würden.
Willi Epp ist seit 2008 bei den WERTschöpfern. Er arbeitet als Baustellentechniker und fühlt sich jetzt im Trainerteam total wohl: „Der Wissenstransfer ist meine Welt. Das ist absolut zukunftsträchtig. Wir kommen hier mit Menschen zusammen, die an der Baustellenfront sind und wir hören, wie sie miteinander reden. Manche kommen mit gemischten Gefühlen ins Camp, doch das legt sich schnell.“
Auch Ali Ihsan Yildirim ist Trainer im WERTschöpfer-Team. Seit einem starken halben Jahr ist er dabei: „Natürlich nehmen wir von jedem Baustellen-Camp selber auch etwas mit. Wir lernen ebenfalls permanent dazu. Und alle neuen Tipps, alles gesammelte Wissen halten wir fest und geben es ab da sofort an die neuen Gruppen weiter.“
Erkenntnis
Wie wird das Baustellen-Camp von den Teilnehmern beurteilt? Eigentlich ist es nicht überraschend, dass die Noten durchweg gut sind (siehe Kasten). Und wie sehen es die Trainer? „Alle Teilnehmer waren hoch motiviert und es hat Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten.“ Nicht nur neue Materialien und Geräte lernte man kennen, sondern auch einen ganz neuen Teamgeist – jeder brachte sich aktiv ein und jeder gab sein Bestes. Ganz nebenbei wurde noch eine weitere Erkenntnis vermittelt: wie wichtig nämlich die Planung und die Arbeitsvorbereitung ist. Hans-Jürgen Tech sagte den Camp-Teilnehmern den „tödlichsten“ Malerspruch, der bei mangelnder Arbeitsvorbereitung am Bau oft zu hören ist: „Fang schon mal an.“

PRAXISPLUS
Wie beurteilen die Teilnehmer das Baustellen-Camp?
  • „Ich bin froh, wenn so eine Weiterbildung angeboten wird. Es gab viele Neuheiten und machte echt Spaß.“ Matthias Gotthardt, Malerbetrieb Lohrengel
  • „Für mich war es total interessant, einmal andere Geräte zu sehen und auszuprobieren.“ Bernd Kling, Heinrich Schmid Freiburg
  • „Ich fand das Camp interessant und habe schon neue Techniken und Materialien kennengelernt.“ Andreas Abel, Malerbetrieb Lohrengel
  • „Ich habe einen klasse Glätter hier kennengelernt, zum Spachteln von Decken- und Wandflächen. Und es war spannend zu sehen, wie es die Kollegen von Lohrengel machen.“ Philipp Ruf, Heinrich Schmid Freiburg
  • „Ich war sehr gespannt darauf, neue Maschinen und Materialien auszuprobieren. Ich lernte auch von den anderen Teilnehmern. Jeder hat seine Spezialitäten und kann etwas besonders gut.“ Burkhard Spies, Malerbetrieb Lohrengel
  • „Es ist immer gut, etwas Neues zu lernen. Das ist eine Chance.“ Heinrich Wlad, Heinrich Schmid Freiburg
Mehr Informationen zum Baustellen-Camp gibt es hier:
Hans-Jürgen Tech
DieWERTschöpfer GmbH & Co. KG Federnseestraße 19 2764 Reutlingen Tel.: (0170) 9208007 www.diewertschoepfer.de h_tech@diewertschoepfer.de
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