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Ist Insolvenz in?

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Ist Insolvenz in?

Ist Insolvenz in?
Werner Schledt

Für dieses Jahr sind mindestens 40.000 Pleiten mittelständiger Firmen prognostiziert. Auch im Kollegenkreis häufen sich die Insolvenzen. Für mich erstaunlich, dass die Betroffenen von ihrer Zahlungsunfähigkeit so oft überrascht werden. Dabei gibt’s doch Auslöser und Ursachen, vor allem auch Warnsignale, die eigentlich nicht zu übersehen sind. Zu den Auslösern gehört häufig die Errichtung oder der Kauf von Betriebsgebäuden, die viel zu optimistisch, um nicht zu sagen leichtfertig, finanziert wurden.
Abzählen
Wer zum Beispiel zwei Hypotheken von insgesamt 70.0000 für durchschnittlich sechs Prozent Zinsen aufnehmen musste, konnte sich doch an den fünf Fingern abzählen, dass seine Kosten um über 40.000 steigen und musste sich fragen, ob und wie er die daraus resultierende Umsatzsteigerung bei, sagen wir mal sehr optimistischen vier Prozent Gewinn, von mehr als einer Million stemmen will. Eine solide Betriebsberatung, zum Beispiel durch die Fachorganisation, hätte darüber hinaus auch daran erinnert, dass der Kapitaldienst lediglich Zinslast, also quasi Miete an die Bank ist und dem Betrieb oder Betreiber erst mit der (häufig zunächst ausgesetzten) Tilgung nur ganz langsam Eigentum zuwächst. Bei einer solchen Beratung wäre sicher auch zur Sprache gekommen, dass es mit dem Kapitaldienst längst nicht getan ist: Umsatzsteigerung bedingt, auch unterhalb der im Beispiel genannten Größenordnung, die Einstellung (nicht zu vergessen auch Einarbeitung) weiterer Mitarbeiter. Also müssen mehr Aufträge her. Werden sie über Werbung gewonnen, entstehen dafür auch Kosten. Wer die Aufträge billig einkauft, macht Verluste. Wächst der Betrieb, passt oft auch die Struktur nicht mehr, vielleicht muss investiert werden. Dann steigen mit den variablen Kosten auch die fixen. Schließlich sind auch die neuen Aufträge vorzufinanzieren, bekanntlich immer länger.
Absteigen
Summa summarum werden so aus unseren 40.000, ehe man sich versieht, schnell 60.000 oder mehr. Die Kostenschere geht immer weiter auf, schnell bis zum Anschlag. Und die Warnsignale? Die Analyse von Abstiegen zeigt immer wieder: Mancher der Betroffenen konnten die Warnsignale nicht sehen, andere haben sie übersehen. Wer keine Kostenrechnung und Kalkulationsdaten hat, ist bis zum Eingang der Bilanz betriebsblind. Ob die ihm dann die Augen öffnet, hängt davon ab, wann sie kommt und wie er damit umgeht. Durchsicht ist noch keine Einsicht. Und Einsicht ist noch kein Eingriff.
Eingreifen
Eingriffe, drastisch, schnell und konsequent, sind aber nötig, wenn die Eigenkapitalquote signalisiert, dass die Eigenmittel bald auf der falschen Seite stehen. Auch wenn in Deutschland schon die Einleitung eines Insolvenzverfahrens als Debakel gilt, muss spätestens jetzt falsche Scham überwunden werden, braucht es kompetente Berater, müssen die Karten auf den Tisch. Zu spätes Handeln ist nämlich der Hauptgrund dafür, dass höchstens zehn Prozent der insolventen deutschen Unternehmen fortgeführt werden können. Man darf sich nichts vormachen: Die Mitarbeiter haben die Situation ohnehin längst erkannt und sind verunsichert. Und dass nur noch in kleinen Mengen zu Selbermacher-Preisen eingekauft wird, weil Händlerrechnungen nicht mehr bezahlt, geschweige denn skontiert werden können, spricht sich schnell herum. Wer in diesem Stadium, immer noch in der Hoffnung „Das wird schon wieder“, Darlehen streckt oder Raten stundet, neue Kreditgeber sucht, vielleicht sogar lastenfreie Immobilien, am Ende noch private, als Sicherheit einbringt oder andere Formen seiner Altersversorgung riskiert, tut meist den ersten Schritt in eine Insolvenz, im schlimmsten Fall sogar in „Selbstgemachte Altersarmut“. Hin wie die Liquidität ist schnell auch die Immobilie: Das Interesse der Banken bei der Verwertung reicht über die Hypothekenschuld nicht hinaus und die Altersversorgung ist auch futsch. Den Rest, so noch vorhanden, verwertet der Insolvenzverwalter. Das war’s dann – hätte aber so nicht enden müssen. Hätte.
Nur vom Besten
„Bildung kann man sich nur von den Besten holen – nicht von BILD oder Dieter Bohlen“. Einer der einprägsamen Sätze aus dem Manuskript der diesjährigen Freisprechrede des Servicepaketes, das der Verband Farbe, Gestaltung, Bautenschutz Hessen seinen Innungen jedes Jahr neu zu einem aktuellen Thema anbietet. Auslöser für das „Freisprechpaket“ war, dass sich die üblichen Reden bei der Überreichung der Gesellenbriefe oft gar nicht, manchmal nur in der Anrede, an die jungen Menschen richtete, sondern an das bei solchen Veranstaltungen anwesende Forum, also die in Handwerkskreisen „üblichen Verdächtigen“. Weil aber die Freisprechungsfeier eine der seltenen Gelegenheiten ist, bei der man eine Chance hat, den Berufsnachwuchs mit einer Ansprache zu erreichen, wird jeweils eine Rede konzipiert, die ausschließlich diese Zielgruppe anspricht, in diesem Jahr zum Beispiel unter der Überschrift „Leistung lohnt sich!“ Zum „Freisprechpaket“ gehören auch Tipps für die angemessene Gestaltung der Feier. Abgerundet wird das Paket mit Textvorschlägen. Weil auch für Gestaltung einer Freisprechungsfeier gilt: Nur vom Besten!

kompakt
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbands- geschäftsführer im Maler- und Lackiererhandwerk. Jetzt engagiert er sich als Marketingleiter der TREIBS Bau GmbH und schreibt exklusiv aus betrieblicher Sicht für Malerblatt-Leser.
Werner Schledt
TREIBS Bau GmbH
Heinrichstraße 9–11
60327 Frankfurt/Main
Tel.: (069) 750010-310
Fax: (069) 750010-340
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