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Kurz und fündig

Betrieb & Markt
Kurz und fündig

Werner Schledt

Es kommt nicht oft vor, dass ich sprachlos bin. Aber als dieser Tage einer unserer Lehrlinge sein Fehlen damit rechtfertigte, dass seine Mutter ihm wegen möglicher Warnstreiks der Lokführer im Nahverkehr geraten habe, nicht zur Arbeit zu gehen, sondern sich krankschreiben zu lassen – was er (und der Arzt) auch taten – fehlten mir doch die Worte.
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Diese Idee würde ich gerne klauen: Eine kleine Agentur sucht jemand für die Buchhaltung. Sie schickt auf die Konten anderer Agenturen je einen Euro und schreibt als Verwendungszweck auf den Überweisungsträger „Wir suchen Buchhalter, die genau hinsehen!“ Rücklauf 60 Prozent, Kosten 45 Euro, Stelle erstklassig besetzt. Dazu gab’s für die Idee noch einen Preis der Werbebranche. Schade, dass wir im Moment niemand für die Buchhaltung suchen.
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Nein, bei einer Doktorarbeit kann man keine handwerklichen Fehler machen, allenfalls hanebüchene. Journalisten wissen das nicht. Wenn z.B. ein Gangster gefasst wird, schreiben sie, man habe ihm das Handwerk gelegt. Auch so ein Quatsch.
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Die Überschrift in der Fachzeitung verhieß vorbildliche und werbewirksame Firmenfahrzeuge. Aber die Bilder zeigten nur Herkömmliches. Wer heutzutage wirklich auffallen will, müsste sein Auto schon teeren und federn.
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Nicht täglich, aber jede Woche neu gibt’s in unserer Cafeteria die Möglichkeit der Goethe-Empfehlung – man solle jeden Tag ein gutes Bild betrachten, ein ordentliches Gedicht lesen, ein schönes Musikstück hören und, wenn es denn irgend geht, ein vernünftiges Gespräch führen – zu folgen. Am Weißen Brett präsentieren wir jeweils die Abbildung eines Gemäldes und ein Gedicht und bieten in der Cafeteria die Möglichkeit zum Gedankenaustausch. Nur das Lied müssten sich die Mitarbeiter selber pfeifen. Aber die meisten pfeifen wohl aufs Ganze. Sei’s drum. Freue ich mich halt alleine dran.
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Auch Banker haben wohl mit Goethe nichts am Hut: Der hielt nämlich „den Menschen, seinen Fleiß, seine Rührigkeit, seine Anstelligkeit und Ordnung“ als Sicherheit für geliehenes Geld vorrangiger als „tote Scholle“.
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„Kundenfreundlichkeit bedeutet, dass die Kunden freundlich zu sein haben.“ Über diese Pointe des Entertainers Dr. Eckard von Hirschhausen, der derzeit die Säle füllt, habe ich erst mitgelacht, später nachgedacht.
Auch noch von ihm, mehr an die Jungen: „Wie viele von Ihren Twitter-Freunden bleiben, wenn Sie wirklich in Not sind?“
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Von Dr. Wolfgang Setzler anlässlich eines Gesprächs eher beiläufig erwähnt und von mir mit einem Kopfnicken quittiert: Die Generation derer, die hochmotiviert, nicht selten begeistert 60 bis 70 Stunden pro Woche im Einsatz war, wollte, dass es ihren Kindern mal besser gehe. Jetzt wundert sie sich, wenn die schon bei 40 Wochenstunden stöhnen. Generation und Degeneration.
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Thomas Strüngmann, Mitbegründer des Pharmakonzern Hexal, schwört auf „Management by walking around“. Ich auch.
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Wenn ihn ein Mitarbeiter um Rat fragte, antwortete er immer mit der Gegenfrage: „Was würden Sie tun, wenn es ihr eigener Laden wäre?“ Ich musste spontan an Klaus Böhmer, „meinen“ langjährigen Landesinnungsmeister denken, der es ganz ähnlich hielt. Bei ihm hieß es „Was würden Sie tun, wenn ich nicht da wäre?“ Auch gut.
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Das Allensbacher Institut für Demoskopie hat Zusammenhänge zwischen Modetrends und Konjunkturzyklen festgestellt: Wenn die Menschen vom Wirtschaftswachstum überzeugt sind, bewegt sich der Rocksaum nach oben. Ob das auch in umgekehrter Reihenfolge funktioniert? Vielleicht sollte man in der nächsten Rezession erst mal die Röcke kürzen. Wer weiß.
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„Geschäftsideen können nur dann wirklich erfolgreich werden, wenn sie mit den persönlichen Werten des Unternehmers übereinstimmen“, sagt der Managementprofessor Bill George. Gefällt mir.
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Das auch: „You are never too old to set another goal or to dream a new dream.“
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Also von den jungen Leuten, die zehn Minuten an der Bushaltestelle stehen und nach dem Einsteigen umständlich den Rucksack öffnen, nach ihrem Portmonee kramen und dann Münze für Münze den Fahrpreis zusammenklauben, würde ich keinen einstellen.
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Wie im Lexikon nachschlagen, konnte man früher bei der Innung alles nachfragen. Seit es Wikipedia gibt haben die Lexika ausgedient. Ich weiß, der Vergleich hinkt – oder?
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Zum Schluss noch ein Tipp: Mal „brand eins“ lesen.

kompakt
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im Maler- und Lackiererhandwerk. Jetzt engagiert er sich als Marketingleiter der TREIBS Bau GmbH und schreibt exklusiv aus betrieblicher Sicht für Malerblatt-Leser.
Online-Tipp von Werner Schledt:
Werner Schledt
TREIBS Bau GmbH
Heinrichstraße 9-11
60327 Frankfurt/Main
Tel.: (069) 750010-310
Fax: (069) 750010-340
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