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Meisterschaft verteidigen

Unverdünnt aufgetragen Mattes und Glänzendes aus dem Malerhandwerk
Meisterschaft verteidigen

Werner Schledt

Die Arbeitnehmervertretung der Handwerkskammer Rhein-Main und der dortige DGB haben jetzt gemeinsam die EU-Kommission kritisiert, die erneut deregulieren will und unter diesem Deckmantel den Meisterbrief gefährdet. Unsere immer wieder als vorbildlich gelobte duale Ausbildung ist ohne Meisterbrief nicht möglich. Nach einer weiteren Deregulierungswelle oder -wut sind am Ende, nicht nur im Sport, viele Meister – bloß wir Handwerker nicht mehr.
Hoffentlich findet Brüssel in Verbünden wie dem in Frankfurt ihren Meister.
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Die Deutschen nutzen mobile Internetgeräte inzwischen schon fast zwei Stunden am Tag. Kein Wunder, dass die Printmedien, aber auch Radio und Fernsehen, kränkeln – aber sie überleben. Auch für die Werbung gilt nach Meinung von Marketingexperten nämlich, dass es zunehmend weniger auf das Wo als auf das Wie und Was ankommt.
Weil Geschichten mehr berühren, als Informationen über Produkte und Dienstleistungen bewirken, werden sowohl in Prints als auch in Social-Media-Kanälen statt Anpreisungen immer öfter Allgemeinwissen, Unterhaltung und Geschichten veröffentlicht, die das Firmen-image stärken. Red Bull hat nicht nur „den Vettel zum Kardinal“, sondern ist mit seinem hauseigenen Sender und dem Magazin „The Red Bulletin“, das schon eine monatliche Druckauflage von 2,5 Millionen hat, einer der Vorreiter dieser Entwicklung.
Interessante Geschichten verdrängen Reklamemärchen. Schöne Geschichte. Fällt Ihnen für Ihre Kunden auch eine ein?
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Vor der Dürer-Ausstellung „Ein Deutscher Meister“ in Frankfurt stehen die Menschen Schlange. Der erfolgreiche Nürnberger ist auch ein frühes Beispiel für die Anstrengungen und den Ehrgeiz vieler Menschen mit Migrationshintergrund. Er war Maler und Marketingmann. Mit seinem AD hat er wohl als erster ein unverwechselbares Signet entwickelt. Dass ihm seine Lehre als Goldschmied bei den meisterlichen Kupferstichen – so großartig, dass Kenner damals sagten, er könne ohne Farbe malen – eine Hilfe war, überrascht dagegen weniger. Kunst war damals gesteigertes Handwerk. Und das hat bekanntlich einen goldenen Boden.
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Die Firma „Jäger direkt“, Produzent elektronischer Produkte, gilt als einer der besten Ausbildungsbetriebe Deutschlands. Ein Viertel ihrer Ausbildungsplätze reserviert sie für Jugendliche ohne geeigneten Schulabschluss und trainiert diese im ersten Lehrjahr auch im Auftreten und gutem Benehmen. Vorbildlich – und nachdenkenswert: Nur fünf bis zehn Prozent dieser Lehrlinge bricht dort die Ausbildung ab.
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In manchen unserer Mitarbeiter steckt mehr als wir wissen und sie uns zeigen. Einige kriegen beim Hobby und im Verein Dinge hin, mit denen wir sie im Betrieb nie betrauen würden.
Eine Chance, das rauszukriegen und mehr über deren Interessen, Talente und Kenntnisse zu erfahren, bietet ein betrieblicher „Tag des Ehrenamtes“, wie ihn kürzlich eine IHK vorgeschlagen hat. Die Vorstellung der Freizeitengagements ergäbe von einigen ein anderes Bild und brächte bestimmt manch positive Überraschung.
Unter einem Motto wie „Wir haben noch mehr drauf“ oder „Jetzt zeig’ ich’s Euch allen mal“ lässt sich aus der Idee bei einer Firmenfete was machen. Machen Sie’s mal.
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Gut gesagt: Götz Werner, Gründer der Drogeriemarkenkette dm, zur Notwendigkeit stetiger Änderungen und Innovationen: „Wir müssen immer wieder üben, indem wir Dinge verändern und dadurch lernen uns zu verbessern. Das Problem ist nicht das Lernen, sondern das Entlernen“.
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Raufaser weiß zählt zweifellos zur klassischen Moderne des Malerhandwerks. Nur farbig darf sie nicht sein. Das (er)trägt sie nicht.
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Weil viele Mexikaner zu fett sind, hat man jetzt dort eine Steuer auf Fastfood eingeführt. Für farbige Fehlgriffe im Stadtbild durch übergewichtige Farben könnte ich mir das auch vorstellen (vielleicht täte es ja schon ein Bußgeld).
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Mit unseren Arbeitserleichterungen, geregelter Arbeitszeit, sozialer Absicherung, gesicherten Urlaubsansprüchen und hohem Lebensstandard haben wir es weit gebracht: Fast 60 Prozent der Deutschen sind gestresst, in der Altersgruppe um die 40 sogar 80 von Hundert. Das ergab jetzt eine Studie der Technikerkrankenkasse.
Gestresst zu sein gehört derzeit bei uns wohl zum guten Ton – wie Hugo als Aperitif.

PRAXISPLUS

Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk. Jetzt ist er Geschäftsführer der Schledt & Schledt GmbH.
Werner Schledt
TREIBS Bau GmbH
Heinrichstraße 9-11
60327 Frankfurt/Main
Tel.: (069) 750010-310
Fax: (069) 750010-340
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