Startseite » Betrieb & Markt »

Nein!

Betrieb & Markt
Nein!

Im eigenen Team, beim Auftraggeber, beim Lieferanten – wer zu allem Ja und Amen sagt, bezahlt dafür: mit Zeitmangel, Überforderung und angestautem Ärger. Wie sagt man zur richtigen Zeit nein?

Schon wieder ist er da, der Herr vom Sportverein, der wie jedes Jahr seine Spende für die Jugendmannschaft einfordert. Und wie schon seit zehn Jahren sagen Sie ihm Ihren Obolus wie selbstverständlich zu. Und ärgern sich hinterher zum zehnten Mal, dass Sie sich wieder haben weichklopfen lassen, obwohl Sie eigentlich gar nicht spenden wollten. Wie schon vormittags, als Ihnen Ihr Autohändler das Ja zu einem neuen Leasing-Fahrzeug entlockt hat, dessen Anschaffung Ihnen jedoch irgendwie ein ungutes Gefühl in der Magengegend bereitet. Kaum haben Sie sich danach in eine wichtige Planungsbesprechung mit der Büromitarbeiterin vertieft, klopft Ihnen der Geselle von hinten auf den Rücken: Ob Sie sich schnell um die Nachbestellung kümmern könnten, übernächste Woche würden die Farbwalzen ausgehen. „Jaja“, sagen Sie – und denken: „Mein Gott, nein, das ist überhaupt nicht mein Job.“ Kaum kehrt Ruhe ein, klingelt das Telefon, und einer Ihrer wichtigen Architektenkunden ist dran. Er hätte da ein ganz spannendes, aber brandeiliges Bauvorhaben, ob man sich in einer halben Stunde zu einer Vor-Ort-Besprechung treffen könnte? Sie lassen alles stehen und liegen, hetzen zum Treffen. Und stellen gleich fest, dass hier, wenn überhaupt, nur ein Auftrag von 500 Euro für Sie herausspringen würde. Leider dauert das Treffen zwei Stunden, und Sie kommen zu spät zu einem Familienessen, das lange geplant war. Jetzt sind nicht nur Sie sauer, sondern auch Ihre Frau und die Kinder.

Störenfriede nerven
Gut, solch unangenehme Tage gibt es. Jedoch hätte es mindestens vier Gelegenheiten gegeben, dem Tag eine stressfreiere Wendung zu geben: Wenn statt schnell hingesagter Zustimmung ein klares Nein gesprochen worden wäre. Doch ganz logisch: Nein sagen will gelernt sein. Und es ist eine sehr nützliche Vokabel in all den Situationen, die weder dringend oder nutzbringend sind, noch einem am Herzen liegen. Wie Sie Ihre Neinsage-Quote erhöhen können? Das hilft dabei:
Distanz schaffen
Ein Großteil der sehr häufig vorschnellen Jas rutscht uns einfach deshalb über die Lippen, weil wir uns überrumpeln lassen. Viel hilfreicher ist, sich bei jeder Bitte oder Anfrage einen Moment Zeit zu nehmen und die Situation unter die Lupe zu nehmen.
  • Beispiel Herr vom Sportverein: Möchte ich das Geld wirklich geben und ist es mir wichtig – oder ist es mir eigentlich zuwider, weil ich darin keinen Nutzen sehe?
  • Beispiel Herr vom Autohaus: Welchen Preis bezahle ich denn wirklich für das neue Betriebsfahrzeug – und rechnet sich das für mein Unternehmen?
  • Geselle: Wie störend ist diese Bitte für meinen Tagesablauf tatsächlich – der sich dadurch immer mehr nach hinten verschiebt und quasi als dynamischer Selbstläufer immer hektischer wird?
  • Und beim Architekten: Wie oft habe ich schon schnelle Termine für ihn möglich gemacht – und was kam von seiner Seite zurück, wie hoch war die Trefferquote?
Erbitten Sie sich gerade bei Kunden in Zweifelsfällen einen Moment Zeit und entscheiden Sie erst nach der soliden Situationsanalyse, ob Sie dem Anliegen nachkommen wollen. Das geht mit freundlichen Worten wie: „Ich bin gerade noch in einer internen Besprechung. Lassen Sie mich gleich einen Blick in meinen Kalender werfen. Ich rufe Sie in fünf Minuten zurück, in Ordnung?“ So haben Sie sich Luft verschafft, um wirklich genau zu überlegen, ob Ihnen die Wahrnehmung an dem Termin Vorteile verschafft oder ob Sie nur ein weiteres mal vom Architekten ausgenützt werden.
Eigene Motive kennenlernen
Wer viel zu oft Ja sagt, tut das nicht ohne Gründe. Meist stecken solche dahinter, deren Ursachen Befürchtungen sind. Es kann die Angst aufkommen: wenn ich Nein sage – werde ich dann abgelehnt und von diesem Architekten nicht mehr gemocht? Wenn ich Nein sage – verliere ich den Kunden dann für alle Zeiten? Wenn ich Nein sage – werde ich dann für den Architekten und für den Kunden überflüssig? Wichtig ist, die eigenen Ängste zu kennen, sie wahrzunehmen, um ihnen objektiv begegnen zu können und sie zu überwinden:
  • Der Angst vor einer Ablehnung lässt sich mit dieser Überlegung der Zahn ziehen: Niemand kann „Everybody’s Darling“ sein, niemand kann immer nachgeben, ohne seine Persönlichkeit zu verleugnen. Sehr viel entscheidender ist, die Menschen, die einem wirklich wichtig sind, für sich einzunehmen. Ist der Bittsteller ein solcher?
  • Die Befürchtung, einen Kunden mit einem Nein zu verprellen, ist berechtigt – das passiert aber viel seltener, als man in der aufkommenden Angst denkt. Geht es wie im Beispiel mit dem Architekten um das Anliegen, einen Termin auf der Stelle möglich zu machen, dann ist ein Nein normalerweise gar kein Beinbruch: Denn morgen ist auch noch ein Tag. Und der dabei möglicherweise entstehende Konflikt muss gar nicht so ausufern wie Sie das befürchten. Und er lässt sich oft mit den richtig gewählten freundlichen Worten entschärfen.
  • Die Sorge, nicht gebraucht zu werden, ist unter vielen Unternehmern weit verbreitet. Doch der Preis dafür, immer für tausend Kleinigkeiten im Betrieb die Anlaufstelle zu sein, ist ein sehr hoher: Die Konsequenzen einer daraus resultierenden Dauer- und Überbelastung tragen Sie ganz alleine, auch wenn sich das kaum jemand ganz ehrlich eingesteht. Delegieren Sie daher besser richtig – und freuen sich über die Zeit, die Sie für Ihre wirklichen Aufgaben gewinnen. Es gibt jede Menge Dinge, für die wirklich der Unternehmer benötigt wird und die wesentlich dringlicher sind als von außen „aufs Auge gedrückte“ Termine: Ihre (Chef)zeit ist wertvoll!
Zuvorkommend Nein sagen
Was wir tun sollen, bevor wir definitiv nein sagen, und auch die Motive, die uns darin hindern, haben wir inzwischen kennengelernt. Doch – wie sagt man denn nun eigentlich Nein? Deutlich und klar, aber selbstverständlich nicht verletzend: Für respektvolles und vom Gesprächspartner akzeptiertes Neinsagen stehen Ihnen eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung:
  • Das begründete Nein: Sie möchten Ihrem Gesellen zwar die Bestellung abnehmen, doch wenn, dann deutlich später: „Mach ich gern – doch jetzt gerade nicht“, lautet die Absage, die Sie noch weiter begründen können mit: „Wie Sie sehen, bespreche ich mit der Kollegin im Moment etwas Wichtiges.“
  • Das Nein mit Dank und Lob – geht beispielsweise an den Autohändler: „Sehr schön, dass Sie sich extra die Zeit für ein so ausgefeiltes und interessantes Angebot genommen haben. Doch wir haben derzeit definitiv keinen Bedarf.“
  • Das verständnisvolle und bedauernde Nein – könnte das Richtige an die Adresse des etwas lästigen Sportsmannes sein: „Ihr Verein leistet wirklich viel, und sicher stehen Sie bei der Finanzierung Ihrer Arbeit unter Druck. Doch unsere Sponsorengelder sind dieses Jahr schon komplett verplant, tut mir leid!“
  • Das Teil-Nein – würde hervorragend zur Architektenanfrage passen: „In einer halben Stunde habe ich einen sehr wichtigen Termin, tut mir leid. Wie wäre es mit einem Treffen morgen um 14 Uhr?“ So kommt nicht das harte „Nein“ an, sondern ein höfliches Bedauern mitsamt einem Lösungsvorschlag und einer Termin-Alternative.
Sie sehen: Nein sagen muss nicht weh tun. Im Gegenteil: Es tut gut. Denn nicht nur Sie gewinnen Zeit und Freiraum für wesentliche Aufgaben sowie stressfreie Abläufe. Auch der Respekt Ihres Gegenübers für Sie wird in den allermeisten Fällen steigen. Denn wer auch mal Nein sagt, zeigt Profil!

PRAXISPLUS
Kontakt zum Brillux KundenClub:
Brillux KundenClub Nina Graverman Postfach 164 48005 Münster Tel.: (0251) 7188-759 Fax: (0251) 7188-52660 n.gravermann@brillux.de www.brillux.de
Produkt des Monats
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 4
Ausgabe
4.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de