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Kreativtechniken
Kammzugputz: Nadelstreifen für die Fassade

Beim Kammzugputz werden mit einem kammartigen Strukturwerkzeug feine oder gröbere Linien in den Putz gezogen, die der Fassade Lebendigkeit verleihen. Die traditionelle Putztechnik erlebt derzeit eine Renaissance und ziert immer mehr Fassaden – auch moderne. Hier erfahren Sie alles Wichtige über den Kammzugputz.

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl | Fotos: Baumit

Nicht zuletzt durch den vermehrten Einsatz von Wärmedämm-Verbundsystemen haben sich die Putze die Fassadenflächen zurückerobert. Doch wer befürchtet, dass das zugleich der Siegeszug für die „Glattputz-Eintönigkeit“ werden könnte, der muss sich eines besseren belehren lassen. Immer häufiger greifen Architekten bei der Fassadengestaltung auf historische Putztechniken zurück, setzen wieder vermehrt auf Strukturen. Eine bei Planern beliebte Putztechnik ist der Kammzug – steht der „Nadelstreifenanzug für die Fassade“ doch für zeitlose Eleganz. Ihren besonderen Reiz entfaltet die gleichmäßige, geometrische Gestaltung des Außenputzes sowohl großflächig eingesetzt als auch zur Akzentuierung einzelner Fassadenelemente.

Mineralische oder pastöse Putze

Der Kammzug gehört sicherlich zu den anspruchsvolleren Putztechniken, ist für einen mit Putzen vertrauten Handwerker jedoch dennoch machbar. Zunächst stellt sich die Frage, welche Putze sich für die Kammzugtechnik eignen. „Je nach gewünschter Optik und dem jeweiligen Einsatzzweck eigenen sich sowohl pastöse, als auch mineralische Putze“, erfahren wir von Susanne Müller, Produktmanagerin Farbe bei Baumit. Und sie fügt hinzu, welche Eigenschaften die Putze aufweisen sollten: „Es ist darauf zu achten, dass der Putz eine gute Standfestigkeit aufweist und somit auch gut strukturiert werden kann.“ Aus dem firmeneigenen Sortiment nennt die gelernte Malermeisterin uns außerdem Beispiele: „Um aus jeder Kategorie ein Produkt zu benennen, kann ich bei Baumit im pastösen Bereich den CreativTop und im mineralischen Bereich den neuen ClassicoCreativ empfehlen.“ Wir wollen von Susanne Müller wissen, in welcher Putzstärke und in wie vielen Putzlagen der Putz aufgezogen werden sollte. „Bei Kammzugtechniken kann der Auftrag in der Regel in einer Lage erfolgen. Die Putzstärke richtet sich nach dem Struktur-Werkzeug“, sagt sie und ergänzt, wie der Putz idealerweise aufgebracht wird: „Um eine gleichmäßige Schichtdicke zu erreichen, wird der Putz mit einer Zahntraufel nach dem Auftrag abgezogen und danach mit einem Flächenspachtel abgeglättet.“ Ob der Putz vor dem Strukturieren etwas ansteifen sollte, sei vom eingesetzten Material abhängig, erklärt uns die Fachfrau. „Bei mineralischen Putzen ist ein Ansteifen des Materials, vor allem bei höheren Schichtdicken, hilfreich.“

Kammzugputz: Der Kamm macht die Struktur

Damit sind wir auch schon beim wichtigsten Arbeitsschritt der Kammzugtechnik angelangt: dem Strukturieren. Als Strukturwerkzeug dient ein gezahnter Glätter, ein Metallkamm oder eine individuell hergestellte Metallschablone. Eine solche kommt beispielsweise bei der Baumit-Kreativtechnik „Marianne“, einer Variante des klassischen Kammzugs mit ganz unterschiedlich breiten Kanneluren, zum Einsatz (eine Verarbeitungsanleitung finden Sie hier: https://rb.gy/c8wueu). „Das Werkzeug wurde aus einem herkömmlichen Flächenglätter gefertigt, indem die Kanten geschnitten wurden“, erfahren wir von Susanne Müller. Für Handwerker, die ein individuelles Strukturwerkzeug einsetzen wollen, dieses aber nicht selbst anfertigen möchten oder können, weiß die Produktmanagerin ebenfalls einen Rat: „Alternativ können wir auch den Kontakt zu Herstellern vermitteln, die spezielle Werkzeuge nach Kundenvorgaben anfertigen.“

Frei Hand oder mit Führungsschiene

Das gewählte Strukturwerkzeug wird mit leichtem, gleichmäßigem Druck über den Putz gekämmt. Dabei ist darauf zu achten, dass die Putzschicht nicht bis auf den Untergrund durchgedrückt wird. Nach jedem Strukturierungsvorgang wird der überschüssige Putz vom Werkzeug entfernt. Bei der Frage, ob das Kämmen frei Hand oder entlang einer Führungsschiene erfolgen sollte, will sich Susanne Müller nicht festlegen. „Auch hier ist die Verarbeitung abhängig von der gewünschten Oberfläche“, sagt sie und ergänzt: „Bei größeren Flächen ist der Einsatz einer Führungsschiene hilfreich, um eine gleichmäßige Oberfläche zu erreichen. Bei kleinen Flächen kann eine Freihand-Verarbeitung auch sehr schön wirken.“ Bei letzterer Variante können die Linien etwas wellenförmig erscheinen – und damit vielleicht etwas „handgemachter“ erscheinen. Wird der Kamm mit einer Führung gezogen, entsteht ein deutlich akkurateres Linienbild.

Das Kämmwerkzeug sollte möglichst ohne Absetzen durch den Putz gezogen werden. Wie viele Personen bei einer Kammzugtechnik an der Fassade anwesend sein sollten, hängt von der Größe der zu bearbeitenden Fläche ab. „Idealerweise trägt mindestens ein Fachhandwerker den Putz auf und einer strukturiert die Fläche. Bei größeren Flächen ist es sinnvoll, mindestens zu viert zu sein, um Gerüstlagenübergreifend arbeiten zu können“, rät Müller.

Musterflächen sind unabdingbar

Ein komplett ansatzfreies Arbeiten ist aber dennoch kaum möglich. „Ansätze können durch Führungsschienen minimiert werden, lassen sich aber auf großen Flächen kaum vermeiden“, bestätigt Susanne Müller. Doch die Malermeisterin kann dem durchaus etwas Positives abgewinnen: „Die Ansätze lassen sich sehr gut in die Gestaltung einbinden und sind der besondere Charme dieser Technik.“ Und Susanne Müller hat noch einen Tipp parat: „Um ein Gefühl für die Technik und die Optik zu bekommen, sind Musterflächen vorab unabdingbar.“ In diese Musterflächen kann man auch ganz bewusst den einen oder anderen Ansatz integrieren, so dass späteren Reklamationen aus dem Weg gegangen werden kann.

Eine besondere Herausforderung stellt die Ausführung von Ecken und Gebäudeöffnungen dar. „Mit dem Struktur-Werkzeug kann bis in die Ecken gearbeitet werden“, lässt uns Susanne Müller wissen. Dabei arbeitet man am besten aus der Ecke heraus bzw. von der Öffnung weg. „Bei Innenecken muss vorsichtig in einem 45-Grad-Winkel angesetzt werden. Bei Außenecken ist darauf zu achten, dass die Struktur über Eck gleichmäßig weitergeführt wird,“ erläutert die Produktmanagerin die Vorgehensweise. „Es ist aber auch möglich, an den Ecken einen bewussten Streifen unstrukturiert zu lassen, um der Technik einen ‚Rahmen‘ zu geben.“ Sollte die Ausbildung der Ecken nicht ganz exakt gelungen sein, kann mit einem geeigneten Spachtelwerkzeug oder einem Pinsel nachgebessert werden. Allerdings sollte man beim Einsatz eines Pinsels darauf achten, dass man die markante Kammstruktur nicht verwischt, „da die ‚harten‘ Kanten die Technik ausmachen“, wie uns Susanne Müller erklärt.

Sind die Putzarbeiten abgeschlossen, folgt in der Regel noch ein Farbanstrich. Je nach Größe der Zahnung gestaltet sich die anschließende Beschichtung des Kammzugputzes mittels Rolle teilweise eher schwierig. Die Rillen können dann beispielsweise zuverlässig mit einer langhaarigen Bürste mit Farbe ausgefüllt werden. „Bei stark strukturierten Kammzugtechniken empfehlen wir die Verarbeitung des Anstrichs mit Airless-Geräten“, ergänzt Müller.

Eine detaillierte Verarbeitungsanleitung gibt es hier: https://rb.gy/kwga6q


Foto: Baumit

Der Putz wird auf den vorbereiteten Untergrund in einer gleichmäßigen Schichtdicke etwas über Korn mit einer Glättkelle aufgezogen.


Foto: Baumit

Um eine gleichmäßige Schichtstärke zu erzielen, wird der Putz mit einer Zahntraufel mit entsprechender Zahnung abgezogen .


Foto: Baumit

Der noch feuchte Putz wird mit einem Putzkamm oder einer Zahnspachtel gleichmäßig und mit leichtem Druck strukturiert.

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