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Steine im Weg

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Steine im Weg

Steine im Weg
Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

Die Innung Rhein-Main gratuliert zu Geburtstagen mit kalligrafisch gestalteten Aphorismen. Diesmal mit diesem von Goethe: „Aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“ Das ist unverändert aktuell. Deshalb will ich in dieser Ausgabe nicht nur von Steinen des Anstoßes schreiben, sondern auch versuchen, Ihnen ein paar Steine in den Garten zu werfen.

Nicht in Stein gemeißelt

Dass nach Einzelgewerken ausgeschrieben, angeboten, beauftragt und ausgeführt wird, ist nicht in Stein gemeißelt. Im Gegenteil: Man kann Stein und Bein darauf schwören, dass wir hier vor großen Veränderungen stehen. Mit meiner Prognose im vergangenen August, dass die Beschränkung aufs angestammte Gewerk nicht länger Garant für Erfolg ist, weil immer mehr der all-inclusive-verwöhnten Kunden nicht nur Produkte, sondern auch Dienst- und Handwerksleistungen aus einer Hand wollen, war ich früh dran und sehe das mittlerweile nicht mehr allein so. Das bestätigt auch eines der Ergebnisse des Zukunftsdialogs „Malerhandwerk 2040“, den unser Bundesverband ins Leben gerufen und über den das Malerblatt in der März-Ausgabe berichtet hat. Demzufolge kann sich die Hälfte der Befragten vorstellen, dass künftig alle handwerklichen Dienstleistungen aus einer Hand kommen.

Zeitnah anpassen

Das ist ein Meilenstein, auf den jetzt schon hingearbeitet werden muss. Ich hatte dazu Anpassungen in der Meistervorbereitung und entsprechende Weiterbildungsangebote unserer Organisationen vorgeschlagen – zeitnah, besser: jetzt. Denn wenn es kommt wie erwartet, wird entscheidend sein, wer von den Gewerken und Betrieben die Poleposition hat und so strukturiert ist, dass er der Ansprechpartner, Koordinator und Anbieter ist. Dazu sind nicht nur in der Ausbildung und im kaufmännischen, technischen und digitalen Bereich geeignete Bausteine vorzubereiten. Man darf sogar noch weiterdenken: Über die künftige Firmierung – warum nicht sogar über die Berufsbezeichnung. Und für Betriebe mit Zukunft muss die Devise lauten: Wenn aus einer Hand, dann aus meiner!

Stein der Weisen

Haben die Italiener für die energetische Modernisierung den Stein der Weisen gefunden? Jedenfalls bezahlt dort der Staat bereits seit zwei Jahren Immobilienbesitzern alle Rechnungen für eine energetische Modernisierung, außerdem auch die Installation von Ladeeinrichtungen für E-Autos. „Superbonus 110“ heißt die Maßnahme, mit der zusätzlich auch die Bauwirtschaft unterstützt wird. Für die kostenlose Modernisierung wirbt die italienische Regierung auch im Internet. Das Programm kann sogar so genutzt werden, dass sich die Steuerschuld – nicht etwa nur das zu versteuernde Einkommen – um 110 Prozent der Rechnungssummen reduziert. Die Italiener können sich das leisten, weil von den 83 Milliarden Euro, die das Modernisierungsprogramm bisher gekostet hat, 14 Milliarden Euro vom Europäischen Wiederaufbaufond zugeschossen werden. Natürlich muss die Regierung inzwischen auch gewaltige Betrügereien einräumen. Deshalb will sie jetzt stärker kontrollieren und die Vorschriften überarbeiten. Aber die derzeitige Kostenübernahme soll bis 2024 beibehalten und erst im Folgejahr auf zunächst 70 Prozent gesenkt werden. Immer noch eine Menge Kies.

Dicke Brocken

Der Wirtschaftsminister hat höhere Neubaustandards angekündigt, will aber verstärkt die Sanierung im Bestand fördern, der zu mehr als der Hälfte vor 1979 gebaut wurde. Experten schätzen, dass dies 150 Milliarden Euro kosten wird – pro Jahr wohlgemerkt – also bis zum gesteckten Klimaziel rund dreieinhalb Billionen Euro. Die durchschnittlichen Kosten pro Immobilie werden derzeit auf rund 2.500 Euro pro Quadratmeter geschätzt. Ein harter Brocken für Mieter und Käufer – ein dicker an Aufträgen.

Steine ins Rollen gebracht

In Ausgabe 4 habe ich „Mal was Echtes“, die öffentlichkeitswirksame Aktion des LIV Hessen zur Nachwuchswerbung vorgestellt. Die Live-Bearbeitung von Werbeflächen, landesweit an vielen belebten Standorten durch junge Maler und Lackierer mit Kreativitätstechniken, hat auch in den Medien ein beachtliches Echo gefunden. Der Rundfunk hat darüber berichtet und eine der bedeutendsten überregionalen Tageszeitungen im Wirtschaftsteil ein farbiges Großfoto mit zwei Lehrlingen bei der Arbeit an einer vergoldeten Wand gebracht und in einem ausführlichen Artikel das Gold als Symbol für Goldenen Boden in unserem Handwerk gewertet. Mit dieser Aktion wurde ein Stein für Erfolg versprechende Nachwuchswerbung ins Rollen gebracht. Unser Nachwuchsproblem ist vor allem ein Imageproblem. Durch Maßnahmen wie diese kann man live und in den Social Media sehen, wie viel mehr die Maler können als anstreichen und vielleicht angeregt werden, endlich auch was zu streichen – die zwanghafte Vorstellung nämlich, dass man für einen ansehnlichen Beruf unbedingt studieren muss.

Spaß beiseite

Sie haben es gleich gemerkt – oder? In der April-Ausgabe war nur die Notiz, dass Veganer einen Bonus erhalten sollen, Geröll, also ein Aprilscherz. Dagegen ist die Übernahme der Reparaturkosten, zum Beispiel für Wasch- und Spülmaschinen sowie für Handys, kein Scherz. Fragt sich nur, wer das alte Gerödel noch reparieren kann – und wer die Reparatur überhaupt will? Die Enkelgeneration jedenfalls kauft jährlich das neue Handy ja nicht, weil das alte kaputt ist. Und für die Hersteller ist die Maßnahme wie Steinschlag.


PraxisPlus

Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


Immer mehr wollen auch Handwerksleistungen aus einer Hand

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