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Angedachtes und Angelachtes

Betriebsführung Unverdünnt aufgetragen
Angedachtes und Angelachtes

Angedachtes und Angelachtes
Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

„30 Prozent haben in Mathe eine Fünf“, sagt der Lehrer betrübt. Zwischenruf eines Schülers: „So viele sind wir doch gar nicht.“ Fastnacht oder fast Nacht? Bei der Pisa-Studie haben die Fünfzehnjährigen an unseren Schulen so schlecht abgeschnitten wie nie. Die aus nicht gymnasialen Schulen, traditionell potenzielle Jugendliche fürs Handwerk, können schon fast zur Hälfte weder annähernd richtig lesen und schreiben noch einfache Rechenaufgaben lösen. Sie sind, so sagen Experten, nicht ausbildungsfähig. Auch die Gymnasien haben sich erschreckend verschlechtert. Viele Absolventen von dort werden trotzdem studieren und auch den Master dranhängen. Ist vielleicht sogar leichter, als den Meister zu machen.

Mitarbeiter mit Benefits binden

Aktuell ist unter den Benefits, also den Zusatznutzen, um Mitarbeiter zu binden, der Euro-Sachbezug Spitzenreiter. Der wiederaufladbare Gutschein über monatlich 50 Euro ist durchaus attraktiv – außerdem steuer- und sozialabgabenfrei. Mit ihm können die Mitarbeiter zum Beispiel im Supermarkt einkaufen, Tanken oder ein Restaurant besuchen und dabei auch der Inflation ein Schnippchen schlagen. Für die Suche nach interessanten Benefits-Partnern und die Gestaltung eines betriebsindividuellen Bonus-Systems gibt es auch schon professionelle Berater und Anbieter. Angesichts der demografischen Entwicklung und deren Folge für die Altersversorgung kann ich mir zur Mitarbeiterbindung auch einen zukunftsorientierteren Benefit vorstellen: „Fonds for Future“. Dazu könnte der Betrieb, am besten nach erfolgreichem Lehrabschluss, dem Mitarbeiter mit dem Fünfziger ein Portfolio, einen risikoarmen Aktienfonds offerieren und aufbauen. Das ist interessanter als kurzlebige Benefits – und außerdem spannend. Muss es auch sein. Wenn man jung ist, denkt man bekanntlich nicht an Alter und Altersvorsorge. Und da kann für die Handy-Generation unserer jungen Spaßgesellschaft ein solcher Benefit, bei dem man die Kurse laufend verfolgen und das auch zum Aufstocken mit eigenen Mitteln animieren kann, sogar ein Fonds mit Fun werden, über den man auch zu anderen sagt: „Toller Beruf – toller Betrieb“. Wie wichtig auch betriebliche Fürsorge im Hinblick auf die Rente ist, zeigen die jüngsten Statistiken: Unsere Renten sind jetzt schon niedriger als die durchschnittlichen anderer Industriestaaten. Ohne zusätzliche Altersvorsorge können die heute 22-Jährigen bei Renteneintritt mit 67 gerade mal 44 Prozent des letzten Nettoeinkommens erwarten. Mögliche weitere Minderungen, um das Milliardenloch zu stopfen, noch unberücksichtigt. Aber das interessiert, wie schon erwähnt, junge Mitarbeiter meist noch nicht. Den guten Chef eines lohnintensiven Betriebes schon. Auch in eigenem Interesse.

Noch dazu: Gelegentlich zeige ich vor Redaktionsschluss das Manuskript einem meiner erwachsenen Enkelkinder. Hier eine Meinung zu meinem Vorschlag „Fonds for Future“: „Heißt es nicht Handwerk hat goldenen Boden? Ist da vielleicht ein Gold-Sparplan noch attraktiver als ein Aktienfonds? Außerdem risikolos und beständig. Dann könnte man dazu auch sagen: „Uns ist Ihre Betriebstreue Gold wert!“ Außerdem signalisiert so einem Goldschatz vielleicht auch noch mehr Wertschätzung als Wertpapiere.“ Ich sage dazu nur „goldrichtig“ – und trage den Vorschlag nach. Womit sich wieder mal der Satz pro Teamwork bestätigt hat, dass schon zwei doppelt so viel Ideen haben wie einer.

Mehr Druck auf Drückeberger

Arbeitsminister Heil hat seine Meinung korrigiert und sieht jetzt, ob aus Einsicht oder als Beitrag zum Schließen des Haushaltlochs, eine zweimonatige Streichung des Bürgergeldes für Arbeitslose, die Angebote ihres Jobcenters beharrlich ignorieren oder ablehnen. Der Staat würde für diesen Zeitraum nur die Wohnkosten tragen. Der Sinneswandel ist nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund wichtig und richtig, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen, auch wegen des hohen Ausländeranteils, deutlich zunimmt und inzwischen fast bei einer Million liegt. Die Rückbesinnung auf die Aufgabe „Fordern und fördern“ ist auch deshalb notwendig, weil man weiß, dass je länger die Arbeitslosigkeit dauert, desto schwerer der Weg zurück in ein geregeltes Tagewerk ist. Vielleicht wird dieser Weg durch die neue Regelung eher gegangen. Schwierig genug bleibt er für zu lange Entwöhnte immer noch.

Es fehlt an allen Ecken und Enden

Auch für die öffentlichen Verkehrsmittel fehlen Fahrer. Beim Rhein-Main-Verkehrsverbund fahren die Bahnen deshalb jetzt in größeren Abständen. Weil dadurch mehr Fahrgäste länger warten müssen, werden an die Züge einfach mehr Wagen gehängt. Das ist so, als wenn wir unseren Kunden sagen würden: „Sie müssen zwar länger auf uns warten, aber wenn wir endlich kommen, bringen wir eine längere Leiter mit.“

Geschickt zugeschickt

Toll, dass mir engagierte Leser immer wieder Hinweise auf interessante Aktionen aus ihrem Betrieb oder ihrer Region geben – zum Weitergeben. Zuletzt schickte mir Malermeister Dieter Hahn, als Betriebsberater und Unternehmer gleichermaßen erfolgreich, das Foto einer großen farbigen und bebilderten Plakatwand des mittelhessischen Handwerks. Darauf stand in fetten Lettern „Bei uns heißt der Professor Meister oder einfach Thomas!“ und drunter: Studier‘ doch Handwerk!“ Gebe ich gerne weiter – zum Nachmachen.

Gut gebrauchen lässt sich in Gesprächen über den Stellenwert des Handwerks auch dieses leicht veränderte Zitat aus einem ebenfalls mitgeschickten Artikel aus DIE ZEIT WISSEN: „Ohne Handwerk hätten die Kreativ-, Kultur-, Büroarbeiter nicht mal Wasserspülung im Klosett!“ Übertragen auf uns: „Ohne uns Maler und Lackierer …“ – Aber vervollständigen Sie diesen Ansatz zu einer forschen Formulierung doch einfach mal selbst und schicken Sie mir Ihren Slogan zu. Ich bin gespannt.


PraxisPlus

Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


Bei uns heißt der Professor Meister oder einfach Thomas – studier doch Handwerk!

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