Tapetenbranche im Wandel: In der geografischen Mitte Deutschlands fand am 30. Juni 2023 die Jahreshauptversammlung des Verbands der deutschen Tapetenindustrie sowie der Tapetengipfel statt. Grund zum Feiern hatte an jenem Tag das Tapetenmuseum: Es wurde 100 Jahre alt. Zudem wurde der Grundstein für ein neues Tapetenmuseum in Kassel gelegt.
Aus dem Verband der Deutschen Tapetenindustrie soll künftig der „Verband der Tapeten“ werden, der die Interessen der gesamten Branche vertritt. Der neu benannte Verband will Bekanntheit, Image, Verwendung der Tapete fördern und sich für die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern und Anwendern einsetzen. Mitmachen dürfen nun alle Hersteller von Wandbekleidungen in Deutschland unabhängig von der Technik, so lange die Bedingungen der Gütegemeinschaft erfüllt werden. Auch ausländische Hersteller mit Niederlassungen in Deutschland, Anbieter aus dem Objektbereich und Editeure sowie alle Zulieferfirmen inklusive der Hersteller von Druckmaschinen und komplementärer Produkte wie Kleister sind willkommen.
Verband will sich öffnen
„Der Markt ist in den letzten zwei Jahrzehnten komplexer und vielfältiger geworden hinsichtlich seiner Teilnehmer und seiner Anforderungen. Wir wollen diese Vielfalt abbilden und alle Akteure in die Lage versetzen, die aktuellen Herausforderungen wie ESG-Kriterien oder Fachkräftemangel, besser zu meistern. Daher wird sich der VDT zukünftig nicht allein den Interessen der Tapetenhersteller widmen, sondern den Interessen aller Hersteller und Vermarkter von Wandbekleidungen in Deutschland,“ erläuterte Karsten Brandt, Geschäftsführer des VDT diesen Schritt. „Um die Tapete voranzubringen, müssen wir uns öffnen: gegenüber allen Herstellern von Wandbekleidungen in Deutschland und wieder stärker gegenüber Verbänden und Fachbetrieben.“ Den Maler sieht Brandt als wichtigen Berater, Anwender und Verstärker des Produkts Tapete.
Maler als Bindeglied
„Hat die Tapete noch eine Zukunft?”, fragte Dietmar Ahle, Vizepräsident Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz, in seinem Vortrag. Hersteller und Verarbeiter sollten wieder enger zusammenrücken, um der Tapete einen höheren Stellenwert im Handwerk zu geben, fordert er. „Wir befürchten, dass die Tapetenindustrie immer mehr auf DIY setzt und den Austausch mit unseren knapp 40.000 Maler- und Lackierbetrieben vernachlässigt.“ Dabei stecke gerade im höherwertigen Bereich für beide Seiten ein großes Umsatzpotenzial. Um dieses auszuschöpfen, müsse aber der persönlichen Austausch zwischen den Fachbetrieben und den Tapetenherstellern wieder verstärkt werden. Die Chance dazu sieht er zum Beispiel auf der FAF, die im April 2024 stattfindet. Ahle regt zudem Untertützung für die Handwerker in Form von Workshops oder Tapetenseminaren an. VDT-Vorstand Michael Casper sieht die Maler als Bindeglied zwischen Herstellern und Kunden.“
Trends
Trendexpertin Katrin De Louw, Geschäftsführerin von Trendfilter, informierte über aktuelle Strömungen der Branche: Sie lassen sich auch in ihrem „Trendreport 2023 – Design und Strategien in der Zeitenwende“ nachlesen. Gestalterischen Einzug in die Innenräume und Städte erhält die Natur beim „Biophilic Design“. Der Trend „Sustainability“ wiederum stehe für sortenreine, demontierbare, kompostierbare Produkte.
Katrin de Louw gründete auch das Color Network: eine Online-Plattform, auf der sich namhafte Hersteller zu mehr Umweltbewusstsein in Form von Produkttransparenz verpflichten. Jährlich schließt man sich zusätzlich zu einem nachhaltigen Farbkonzept, der „Sustained Color“, zusammen.
Festakt
Auf den Tag genau 100 Jahre nach der Eröffnung, am 30. Juni 2023, trafen sich über 170 Gäste im Ballhaus des Schlosses und folgten nach der Begrüßung durch Ullrich Eitel, Vorsitzender des Vereins Deutsches Tapetenmuseum e. V., unter anderem den Grußworten von Staatssekretärin Ayse Aser, der Bürgermeisterin IIona Friedrich und der Leiterin der Sammlung des Deutsches Tapetenmuseums, Dr. Astrid Wegener.
Ebenfalls am 30. Juni 2023 fand zudem die Grundsteinlegung für den Neubau des Deutschen Tapetenmuseums am Brüder-Grimm-Platz in Kassel statt.
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