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Wenn die Wände schwarz werden…

Bautenschutz & Denkmalpflege
Wenn die Wände schwarz werden…

Schimmelschäden sind immer häufiger anzutreffen. Wo liegen die Ursachen für einen Schimmelbefall und wie lassen sich Schäden nachhaltig sanieren?

Dr. Klaus Rupp/Michael Scherer, Keim

Schimmelpilze bilden einen wichtigen ökologischen Bestandteil in unserer natürlichen Umwelt, denn sie bauen organische Substanzen ab. Genau genommen ist der Begriff „Schimmelpilze“ eine Sammelbezeichnung für eine Vielzahl verschiedener Arten, von denen bisher etwa 100.000 erfasst sind. In der Wachstumsphase keimen die Sporen aus und bilden Zellfäden, so genannte Hyphen, deren Gesamtheit man als Mycel bezeichnet. Diese Fäden sind normalerweise farblos, was dazu führt, dass der Schimmelpilz in dieser Phase noch nicht mit dem bloßen Auge sichtbar ist. Die Verbindung von Wärme und Feuchtigkeit beeinflusst ihr Wachstum äußerst positiv, es entstehen größere Pilzgeflechte, die sich explosionsartig weitervermehren. Die Größe der Sporen liegt in der Regel zwischen 3 bis 20 Mikrometer. Sie sind damit so klein, dass sie vom Menschen eingeatmet oder mit der Luft über weite Strecken transportiert werden können.
Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien sind ein natürlicher Teil unserer belebten Umwelt und werden vom Menschen normalerweise ohne auffallende Reaktionen toleriert. Übersteigt allerdings die Schimmelpilzkonzentration ein bestimmtes Maß, so kann es zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen für den Menschen kommen. So scheint es inzwischen erwiesen, dass ein erhöhtes Pilzvorkommen in Innenräumen eine ganze Reihe schwerer Erkrankungen verursachen kann. Atemwegserkrankungen, Asthma, Allergien, Infektanfälligkeit, aber auch Müdigkeit, Kopfschmerzen, Haut- und Augenreizungen sind nur einige der Gesundheitsstörungen, die durch Schimmelpilze ausgelöst werden können. Unter den Betroffenen existieren bestimmte Risikogruppen, wie z.B. ältere Personen, aber vor allem auch Kinder, die auf einen mikrobiellen Befall und dessen Nebenwirkungen häufig empfindlicher reagieren als andere.
Wachstumsfaktoren
Der Prozess der Ansiedlung und das Wachstum der Mikroorganismen sind in erster Linie von der Menge an verfügbarer Feuchtigkeit abhängig. Schimmelpilze wachsen bereits bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent. Damit gedeihen Pilze also auch auf Materialien bzw. Flächen, die nicht sichtbar nass sind. Es genügt eine entsprechende Oberflächenfeuchte. Die Feuchtigkeit kann klimatisch bedingt sein, von Gebäudemängeln herrühren oder vom Raumnutzer selbst eingebracht werden. Fachgerechte bauseitige Maßnahmen und vernünftiges Raumnutzerverhalten müssen zusammenwirken, um eine Wohnung frei von Schimmelpilzwachstum zu halten. Maßgeblich für die Feuchtigkeitsbelastung eines Raumes ist der Zusammenhang zwischen der Oberflächentemperatur und der Oberflächenfeuchte in Abhängigkeit von raumluftklimatischen Bedingungen. Als Faustregel gilt, dass warme Luft mehr Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf aufnehmen kann als kalte. Kühlt warme, feuchte Luft ab, so kann sie den Wasserdampf nicht mehr halten und es bilden sich Wassertröpfchen. Dasselbe passiert, wenn in Wohnräumen warme und feuchte Raumluft auf kältere Wandbereiche trifft. Hiermit sind die besten Bedingungen für eine Schimmelpilzbildung geschaffen.
Durch richtiges Lüften und Heizen kann die Feuchtigkeit im Gebäude begrenzt werden. Besonders in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit bzw. niedrigen Temperaturen, wie z.B. Schlafzimmern, sind die Bedingungen für ein Schimmelpilzwachstum extrem günstig. Mineralische Materialien wie z.B. Silikatfarben und Kalk- oder Kalkzementputze, die auf Grund ihrer Zusammensetzung Feuchtigkeit aufnehmen können, verbessern die Raumklimaverhältnisse. Bei einer Erhöhung der relativen Raumluftfeuchte nehmen sie einen Teil der Feuchte auf und leiten sie durch Sorption in die oberflächennahen Schichten des Materials ein. Bei Verringerung der Raumluftfeuchte geben sie diese wieder an die Luft ab. So kann überschüssige Feuchtigkeit aus der Luft absorbiert bzw. gepuffert werden. Aus diesem Grund sind mineralische Materialien sowohl vorbeugend als auch bei Sanierungsmaßnahmen die am besten geeigneten Baustoffe.
Auch wenn der wichtigste Faktor die Feuchtigkeit ist, müssen gleichzeitig die Voraussetzungen an Temperatur und Nährstoffe über eine bestimmte Zeitdauer erfüllt sein, um ein Wachstum von Schimmelpilzen zu ermöglichen. Schimmelpilze können, je nach Pilzart, in einem relativ weiten Temperaturbereich von etwa null bis 55 Grad Celsius wachsen. Neben der Feuchtigkeit und der Temperatur ist auch der Nährstoffgehalt des Substrates eine wichtige Einflussgröße für Schimmelpilzwachstum. Hierzu zählen alle möglichen organischen Stoffe wie z.B. Zellulose, Holz, Spanplatten, Tapeten, Tapetenkleister, Kunststoffe, Lacke, Dispersionsfarben, Papier und Textilien. Auch der pH-Wert spielt eine große Rolle für das Risiko eines Schimmelpilzbefalls. Der optimale Wachstumsbereich liegt zwischen 5 und 7. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Schimmelpilze ein neutrales bis leicht saures Milieu bevorzugen und im stärker alkalischen Bereich schlechte Wachstumsbedingungen finden. Deshalb ist ein besonderes Augenmerk auf die Baumaterialien zu richten: Tapeten, Dispersionsanstriche und organische Putze liegen in einem pH-Wert-Bereich zwischen 5 und 8 und bieten somit einen optimalen Untergrund für Schimmelpilze, während mineralische Baustoffe wie z.B. Silikatfarben oder Kalkputze auf Grund ihrer Alkalität negativ auf ein Wachstum wirken.
Schimmelschäden beseitigen
Schimmelpilzschäden erfordern eine detaillierte Bewertung der Gesamtsituation, die Beseitigung der Ursachen und entsprechende, daraus resultierende Maßnahmen. Entscheidend für die weiteren Maßnahmen ist das Ausmaß des Gefährdungspotenzials der betroffenen Fläche. Als Kriterien für die Bewertung gelten:
  • die Größe der befallenen Fläche
  • die Stärke und Tiefe des Befalls
  • die Art der Raumnutzung
  • die Wahrscheinlichkeit einer Sporenfreisetzung bei der Sanierung
  • der Gesundheitszustand der Nutzer
Voraussetzung für eine nachhaltige Sanierung von Schimmelschäden ist die Beseitigung der Befallsursachen. Nur so kann einem erneuten Befall vorgebeugt werden. Grundsätzlich aber gilt: schnell agieren, um die weitere Ausbreitung zu verhindern. Das bloße Bekämpfen von Symptomen (Desinfizieren oder Abtöten des Schimmels) stellt in der Regel nur eine temporäre Maßnahme dar und keine Beseitigung der Mängel! Eine Ursachenbekämpfung bedingt primär
  • die Vermeidung von Feuchtigkeit und feuchten Bauteilen,
  • die Gewährleistung sachgerechten Lüftens und Heizens und
  • die Behebung von Baumängeln und Feuchteschäden.
Dabei sollte man auf den Einsatz von Giftstoffen im Innenraum prinzipiell verzichten, da von biozidhaltigen Produkten eine gesundheitsgefährdende Wirkung ausgehen kann, die durchaus höher sein kann als die Belastung durch den mikrobiellen Befall. Generell gilt bei der Sanierung von Schimmelpilzschäden: Befallene Flächen oder Bauteile sind zu ersetzen und nicht zu behandeln. Dies gilt insbesondere in den Schadensklassen 2 und 3.
Weitere Handlungsempfehlungen zur Schimmelsanierung sind z.B. im „Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräumen“ vom Umweltbundesamt und der „Handlungsanleitung Gesundheitsgefährdungen durch biologische Arbeitsstoffe bei der Gebäudesanierung“ der Berufgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG-Information Nr. 858) dargestellt.

kompakt
Eine nachhaltige Schimmelsanierung erfordert stets Ursachenbekämpfung und Schadensbehebung. Dabei müssen für jeden Einzelfall geeignete Maßnahmen zur Instandsetzung festgelegt werden. Das „Mycal“-Saniersystem von Keim besteht aus verschiedenen Einzelprodukten, die in unterschiedlichen Kombinationen individuell angepasste Sanierungsmöglichkeiten bieten. Das Saniersystem besteht aus einer Silikat-Innenfarbe mit unterschiedlichen Wirkungsansätzen gegen Schimmelbefall, einem chlorfreien wässrigen Oxidationsmittel zur Vorbehandlung und Reinigung, einer Spezialgrundierung auf Sol-Silikatbasis zur Bindung von Schimmelpilzsporen und einem kalkgebundenen Werktrockenmörtel.
Weitere Informationen zum „Mycal“-Saniersystem erhalten Sie bei
Keim
Tel.: (0821) 4802-0/Fax: -210
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