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Salzentzug an der Wand

Bautenschutz & Denkmalpflege Inspiration
Salzentzug an der Wand

Das aus dem beginnenden 19. Jahrhundert stammende Schloss Güterfelde stand viele Jahre leer, bis ein Investor den Bau erwarb, um ihn von 2012 bis 2014 denkmalgerecht zu sanieren und in eine exklusive Wohnanlage umzuwandeln. Hierfür kam ein mineralisches System zum Einsatz.

Autorin: Alexandra Busch | Fotos: Xella

Um aus dem mehr als 200 Jahre alten Bau eine Wohnanlage nach heutigem Standard zu machen, musste neben dem Schallschutz vor allem der Wärmeschutz gemäß der DIN 4108-2 verbessert werden. Aufgrund der unter Denkmalschutz stehenden Fassade kam nur eine Innendämmung infrage. Diese ist gerade bei historischen Gebäuden sorgfältig zu planen und auszuführen, da sonst in der Konstruktion Tauwasser ausfallen kann, was eine Schimmelbildung begünstigt.

Planung

Neben der Denkmalschutzbehörde und dem Institut für Bauklimatik der TU Dresden sollte mit Xella auch ein erfahrener Hersteller von mineralischen Dämmsystemen in die Planung einbezogen werden. Gemeinsam erarbeitete man für alle Geschosse ein Dämmkonzept auf der Basis von Multipor als Innendämmsystem. Dieses Dämmsystem ist diffusionsoffen und kapillaraktiv, sodass auftretende Feuchtigkeit temporär gespeichert und wieder an die Raumluft abgegeben wird. Damit wirken die Mineraldämmplatten der Schimmelbildung entgegen und sorgen für ein gutes Raumklima. Zudem verfügen sie über eine sehr gute Dämmleistung.

In einem als Heiztechnikzentrale geplanten Raum hatte aufsteigende Nässe die Wände stark durchfeuchtet und Salze ausgeschwemmt, die an der Innenwand auskristallisierten. „Es handelte sich in erster Linie um Sulfate; in geringeren Mengen waren auch Nitrate und Chloride vorhanden“, erklärt Dr. Oliver Kreft von der Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft. Grund dafür: Im 19. Jahrhundert wurde beim Bauen gerne Gips verwendet wurde – auch als Mörtel. „ Gips ist reines Calciumsulfat. Deshalb fanden wir an den Wänden im Souterrain hauptsächlich herausgelöste Sulfate.“ Die Folge solcher Salzbelastungen kann eine ständig feuchte Wandoberfläche sein, „denn Salze haben immer das Bestreben, Luftfeuchtigkeit aufzunehmen und anzulagern“, sagt Kreft. Bei einer ohnehin feuchten Wand kann das zu enormen Schäden im Mauerwerk und Putz führen. Außerdem bildet es den Nährboden für Schimmelpilze.

Lösungsansatz

Xella hatte ein neues Produkt in der Grundlagenforschung, eine sogenannte Entsalzungsplatte, als Erweiterung des Innendämmsystems. Die kapillaraktive Platte entzieht dem Mauerwerk Schadsalze: Über das Wasser nimmt sie gelöste Salze auf. Das Wasser verdunstet an der Oberfläche, während sich die Salze in der Platte in den reichlich vorhandenen Poren dauerhaft ablagern. Mit dem Wegführen der Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk steigt zugleich die Oberflächentemperatur der Wand, sodass sich die Behaglichkeit und der Wohnkomfort im Raum verbessern. Damit kombiniert die erweiterte Platte die Entsalzung mit einer energetischen Ertüchtigung der Baukonstruktion.

In Kooperation mit den Wissenschaftlern der TU Dresden bauten Experten der Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft fünf Messstrecken mit Sensoren im Gebäude ein, um in kritischen Konstruktionsbereichen wie Ecken und Fensteranschlüssen permanent die Temperatur und Feuchtigkeit aufzuzeichnen. Anschließend erfolgten die Dämmarbeiten. In den Wohnungen kam das reguläre Multipor-Innendämmsystem zum Einsatz, in den Räumen mit den salzbelasteten Wänden wurde die modifizierte Variante verwendet: Um dem Kristallisationsdruck der Salze und somit einer möglichen Salzsprengung standhalten zu können, wurden Dämmplatten mit höheren Rohdichten ausgewählt. Auch unterschiedliche Mörtelkleber waren Teil der Untersuchungen. Gleichzeitig mit der Montage der Platten erfolgte der Einbau von Messsensoren in die feuchten Wände. Dr. Oliver Kreft: „Vor allem die Temperatur- und Feuchtewerte zwischen Bestandswand und Innendämmung, aber auch in der Bestandswand selbst interessierten uns. Wie würden sie sich über das Jahr verändern? Wie viel Feuchtigkeit würde tatsächlich an der Grenzfläche ankommen?“

Fast fünf Jahre sammelten die Experten Messwerte, bis sie 2017 die Daten auswerteten. Das Ergebnis: In keinem Fall wurden Nässe oder Salze in der Grenzschicht gefunden, die energetischen Vorgaben ließen sich stabil erreichen. Alle Prototypen hatten bestens funktioniert.

Bessere Wärmeleitfähigkeit

Für die geplante Markteinführung wurde schließlich eine diffusionsoffene und kapillaraktive Multipor-Platte mit einer erhöhten und speziell auf salzbelastetes Mauerwerk angepassten Druckfestigkeit ausgewählt, die im Gegensatz zu üblichen Saniersystemen über eine deutlich bessere Wärmeleitfähigkeit verfügt. Der passende Mörtel ist mit einem hoch sulfatbeständigen Zement ausgestattet. Auf die wasserabweisenden Eigenschaften, die der Leichtmörtel in seiner Standardversion, zum Beispiel als Schlagregenschutz, aufweist, verzichteten die Produktentwickler. „Wir möchten ja, dass das Wasser aus der Wand herausgeholt wird und durch den Mörtel geht. Wir haben hier demnach einen Spezialmörtel mit einer Hochsulfatbeständigkeit einerseits und einer erhöhten kapillaren Wasseraufnahme durch die verminderte Hydrophobierung andererseits“, erklärt Dr. Kreft.

Anwendung

Ohne das Mauerwerk vorher trockenlegen zu müssen (was bei üblichen Sanierputzen Standard ist), klebt der Verarbeiter die Entsalzungsplatte vollflächig auf die feuchte Innenseite der zu dämmenden Außenwand. Die Einhaltung langer Trocknungs- oder Putzstandzeiten sind nicht nötig. Da das System auf der Verwendung einer mineralischen Dämmplatte basiert, ist es nicht brennbar, gehört somit zur Baustoffklasse A1 und ist im Brandfall rauchgastoxikologisch vollkommen unbedenklich, das heißt selbst bei höchsten Temperaturen sind giftige Dämpfe und Rauch ausgeschlossen. Das System weist eine lange Lebensdauer auf.

Weitere Fotos:
www.malerblatt.de


PraxisPlus

Multipor ExSal Therm besteht aus:

– Multipor ExSal Therm Platte

– Multipor ExSal Therm Mörtel

Das System ist seit Mai 2019 erhältlich.

www.xella.com


Fast fünf Jahre sammelten die Xella-Experten Messwerte, bis sie 2017 die Bestandswand öffneten, entnommene Bohrkerne analysierten und die Daten auswerteten.



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