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Gesund wohnen mit Farben

Innenfarben
Gesund wohnen mit Farben

Beschichtungsstoffe für die Innenanwendung sollten schadstoffminimiert und möglichst frei von hochsiedenden Stoffen (Weichmachern) sein. Die Farbenindustrie bietet entsprechende Produkte an.

Horst Rusam, Caparol

Der Mensch verbringt einen Großteil seiner Zeit in der eigenen Wohnung oder anderen Innenräumen. Daher kommt dem Raumklima besondere Bedeutung zu. Denn wie wohl wir uns in einem Raum tatsächlich fühlen, hängt stark von der Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung, Licht, Farbe und nicht zuletzt vom Schadstoffgehalt der Innenraumluft ab.
Viele Menschen leiden unter einer Allergie und dürfen mit bestimmten Stoffen nicht in Kontakt geraten. Jedenfalls kann der Maler zumindest bei der Verringerung des Schadstoffgehaltes durch Verwendung schadstoffminimierter Innenfarben einen wichtigen Beitrag leisten.
Schadstoffe in Innenräumen
Die Luft als unser wichtigstes „Lebensmittel“ wird von vielen Schadstoffen unterschiedlicher Herkunft belastet. Hierzu gehören die Außenluft (z.B. verkehrsbedingte oder gewerbliche Schadstoffe), Baustoffe und Geräte (Baumaterial, Möbel, Elektrogeräte, Drucker) sowie der Mensch und seine Aktivitäten (Stoffwechsel, Rauchen, Heizen, Reinigungsmittel).
Die am häufigsten vorkommenden Schadstoffe in Innenräumen sind Lösemittel und Weichmacher aus Beschichtungsstoffen, Klebstoffen und Fußbodenbelägen, Formaldehyd aus Spanplatten, Möbeln, Fußbodenbelägen, Klebstoffen und Beschichtungsstoffen sowie Schimmelpilze in Feuchträumen. Lindan, PCP (Pentachlorphenol) und PCB (Polychloriertes Biphenyl), die in früheren Jahren in Holzschutzmitteln bzw. Fugendichtstoffen verwendet wurden, sind in Deutschland inzwischen verboten, können jedoch als „Altlast“ ebenfalls noch vorhanden sein.
Emissionen aus Beschichtungen
Grundsätzlich lässt sich die Belastung durch flüchtige organische Verbindungen in drei Kategorien einteilen: Der Gesamtanteil an flüchtigen Stoffen hat Einfluss auf die Umweltbelastung und die bodennahe Ozonschicht. Flüchtige Anteile, die innerhalb von 24 Stunden nach der Verarbeitung verdunsten, stellen eine Belastung für den Verarbeiter dar. Der Profiverarbeiter kann in der Regel durch entsprechende Lüftung oder sonstige persönliche Schutzmaßnahmen damit umgehen. Nach der Trocknung der Beschichtung werden keine Schadstoffe mehr in die Raumluft abgegeben und die Raumbenutzer somit nicht geschädigt. Flüchtige, hochsiedende Anteile mit einer Verdunstungszeit von mehr als 24 Stunden dagegen stellen für den Raumbenutzer möglicherweise eine gesundheitliche Belastung dar. Denn auch nach der Trocknung der Beschichtung werden Schadstoffe an die Raumluft abgegeben.
Beschichtungsstoffe für die Innenanwendung sollten daher schadstoffminimiert und möglichst frei von hochsiedenden Stoffen (Weichmachern) sein. Die Farbenindustrie bietet entsprechende Produkte mit verschiedenen Bindemitteln an.
Dispersions- und Silikatfarben
Dispersionsfarben werden von Malern mit Abstand am häufigsten angewendet. Außer dem Bindemittel Dispersion bestehen sie aus mineralischen Pigmenten und Füllstoffen sowie Additiven, wobei letztere unter anderem etwa ein bis zwei Prozent Lösemittel als Filmbildehilfsmittel sowie Konservierungsstoffe zur Vermeidung von Bakterienbefall in dem wässrigen Produkt enthalten.
Seit einigen Jahren werden Dispersionsinnenfarben als LF- (= lösemittelfrei) und ELF- (= emissionsminimiert und lösemittelfrei) Qualitäten angeboten, bei denen während der Trocknung praktisch nur noch Wasser an die Raumluft abgegeben wird.
LF-Innenfarben dürfen nach der Definition maximal 0,1 Prozent, ELF-Innenfarben maximal 0,01 Prozent Lösemittel enthalten. Eine Gesundheitsgefährdung ist bei diesen geringen Lösemittelanteilen nicht zu erwarten.
Die Dispersionsfarben enthalten einen geringen Anteil (ca. 0,2 bis 0,4 Prozent) Konservierungsstoffe, die in sehr seltenen Fällen bei allergisch reagierenden Personen eine Reaktion hervorrufen können. Inzwischen gibt es im Markt eine Dispersionsinnenfarbe, die nach einem speziellen Verfahren ohne Zusatz an Konservierungsmitteln hergestellt wird und auch für Allergiker geeignet ist.
Silikatinnenfarben enthalten als Bindemittel Wasserglas, bis zu fünf Prozent Dispersion, mineralische Pigmente und Füllstoffe sowie Additive. Lösemittel- und Konservierungsmittel sind bei Silikatfarben in der Regel nicht enthalten.
Schimmelschutzfarben
Schimmelschutzfarben für den Innenbereich sind meist speziell rezeptierte Dispersionsfarben mit einem Biozidzusatz zur Vermeidung von Schimmelpilzbefall. Dieser fungizide Wirkstoff sollte so beschaffen sein, dass er nicht aus dem getrockneten Anstrich in die Raumluft ausdunstet. In hochwertigen Schimmelschutzfarben werden Wirkstoffe verwendet, die für Mensch und Tier unschädlich sind. Schimmelschutzfarben mit fungiziden Wirkstoffen sollten die Anforderungen des Ausschusses zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) erfüllen. In diesen Bewertungen wird gutachterlich bestätigt, dass aus dem getrockneten Anstrich keine gesundheitsgefährdeten Emissionen an die Raumluft abgegeben werden.
Die richtige Wahl
Umwelt- und gesundheitsbewusste Maler verwenden emissionsminimierte Innenfarben, die wenig oder keine Schadstoffe an die Raumluft abgeben. In sensiblen Bereichen sollten ELF-Produkte verwendet werden, für die entsprechende Gutachten, z.B. TÜV-überwacht, vorhanden sind.
Für Räume, in denen sich allergisch reagierende Menschen oder immunschwache Personen aufhalten, sollten ausschließlich Innenfarben verwendet werden, die auf allergene Bestandteile geprüft und für Allergiker geeignet sind. Ein entsprechendes Gutachten für solche Produkte ist zwingend erforderlich. Die Hersteller solcher hochwertiger Produkte geben bei Bedarf dem Hautarzt bzw. Allergologen Auskunft über die verwendeten Rohstoffe.
Bei der Anwendung von Schimmelschutzfarben ist es empfehlenswert, nur Produkte zu verwenden, bei denen sich die eingesetzten Wirkstoffe nachweislich nicht aus dem Anstrich in die Raumluft verflüchtigen. Auch hier ist es ratsam, vom Hersteller ein entsprechendes Gutachten anzufordern.
Gerade in unserer heutigen sehr kritischen Zeit macht es Sinn, sich als Verarbeiter ein Image als umwelt- und gesundheitsbewusster Betrieb aufzubauen. Das entsprechende Kundenklientel ist, zumindest im Privatbereich oder auch in Behörden, vorhanden. Die dafür notwendigen hochwertigen Produkte stehen dem Handwerker zur Verfügung – zumal in jüngster Zeit die Entwicklung von Farben forciert wurde, die neben den unbestritten positiven Eigenschaften der bisherigen Farbengenerationen einen aktiven Zusatznutzen für den Verbraucher mit sich bringen (so genannte „smart paints“). So ist es der Farbenforschung gelungen, den fotokatalytischen Effekt in Dispersions-Innenfarben umzusetzen und somit die Vorteile dieser Technologie einem weiten Anwenderkreis zu erschließen. Die fotokatalytische Wirkung sorgt für ein gesundes Raumklima, indem zum Beispiel Nikotin oder andere unangenehme Gerüche reduziert werden. Auch zum Schutz gegen Elektrosmog kann das Malerhandwerk nun eine Lösung anbieten. Ein spezielles Anstrichmittel verringert die Intensität der elektromagnetischen Strahlung im gesamten Frequenzbereich um 99,9 Prozent (ausführliche Informationen unter www.wellness-farben.de).
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