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Nachhaltige Malerwerkzeuge

Nachhaltige Malerwerkzeuge
Mit gutem Gewissen

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Rein mineralische Putze, Farben aus nachwachsenden Rohstoffen, Bodenbeläge, die aus Naturmaterialien hergestellt werden und Tapeten aus Recyclingpapier sind längst im Markt angekommen. Doch wie sieht es mit den (Maler-)Werkzeugen aus? Gibt es auch hier nachhaltige Produkte?

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl

Nachhaltige Malerwerkzeuge sind noch ein Randaspekt in unserem Handwerk. Und das, obwohl sich auch hier Ressourcen, Energie und schädliche Stoffe einsparen lassen. Doch einige Werkzeughersteller gehen bereits mit gutem Beispiel voran.

Nachhaltige Malerwerkzeuge ohne umweltschädlichen Kleber

Die Pinselfabrik Wistoba beispielsweise hat eine klare Haltung zum Thema nachhaltige Malerwerkzeuge bezogen: „Wir können die Ökosysteme unserer Erde nicht erhalten, wenn wir so weitermachen wie bisher und keine nachhaltigeren Entscheidungen treffen“, sagt Arndt-Wilhelm Stollberg, der mit seinem Bruder Thorsten Stollberg die Wistoba Pinselfabrik in dritter Generation leitet. Mit der Entwicklung des „V12 Concepts“ kann Wistoba heute Malerpinsel anbieten, die dem Nachhaltigkeitsgedanken gerecht werden. „Der Fokus liegt hier eindeutig auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit“, freut sich Stollberg und beschreibt, wie Pinsel üblicherweise hergestellt werden: „Bei der traditionellen Herstellung eines Pinselkopfes wird zum Fixieren der Borsten ein formaldehydhaltiger Kleber verwendet. Durch die chemische Reaktion bei Verwendung eines 2-Komponentenklebers entstehen Dämpfe, die durch eine Absauganlage gereinigt werden müssen. Der Pinselkopf muss nach der Herstellung acht Stunden bis zur Weiterverarbeitung gelagert werden, damit der 2K-Kleber vollständig ausgehärtet ist. „Mit dem V12 Concept haben wir jeden Aspekt der Herstellung des Malerpinsels neu durchdacht und bieten sowohl umweltfreundliche wie funktionelle Eigenschaften. Pinsel dieser Serie werden mit einem Stiel aus FSC-zertifiziertem Holz hergestellt. Neu ist auch der Borstenträger aus recyceltem Kunststoff, der durch ein selbst entwickeltes und patentgeschütztes Klick-System am Stiel fixiert wird (Rastverbindung). Der Nachhaltigkeitsmehrwert ist aber die Art und Weise, wie die Borstenfilamente im Borstenträger fixiert werden. Hier verwenden wir das sogenannte Kopfstanzverfahren, das auch für die Herstellung von Zahnbürsten oder Besen benutzt wird“, erfahren wir vom Wistoba-Chef. „Zunächst werden Löcher zur Aufnahme des Besatzes (Filamente) in den Pinselstiel gebohrt. Das Lochfeld wird anschließend gestopft. Das heißt, die Filamentenbündel (Borsten) werden in die Bohrlöcher eingebracht und der gesamte Besatz mit einem Draht fixiert. Der umweltschädliche Klebstoff entfällt.“ (Ein Video zum V12 Concept finden Sie hier: rb.gy/wwclk).

Vorteile – auch für den Verarbeiter

Doch nicht nur die Umwelt profitiert von der Verwendung der innovativen Malerpinsel. Auch für den Verarbeiter ergeben sich Vorteile: „Das leichtere Gewicht des Pinsels verschafft dem Anwender ein angenehmeres Arbeiten. Der lästige Ausfall von Borsten ist durch die mittige Fixierung gänzlich ausgeschlossen“, erklärt Stollberg. Bei dem V12 Concept werden lange PET- oder PBT-Filamente aus recyceltem Granulat in der Mitte geknickt, gebündelt und in vorgeformte Löcher in den Träger gesetzt. Weshalb hat sich Wistoba für Kunstfaserborsten entschieden, obwohl Naturborsten spontan doch umweltfreundlicher erscheinen mögen? „Es ist ein Mythos, dass Naturborsten umweltfreundlicher sind, da diese in einem sehr aufwendigen Verfahren bei hohem Energieverbrauch chemisch aufbereitet werden müssen. Außerdem sind sie kaum noch in langen Längen verfügbar. Hinzu kommt, dass die Lack- und Farbsysteme gemäß VOC-Verordnung lösemittelfrei sein müssen und diese Tatsache andere Besteckungsmaterialien vorgibt“, antwortet Stollberg und konkretisiert: „Der Maler benötigt für die wasserbasierenden Farbsysteme Kunstfasern, da diese nur drei Prozent Feuchtigkeit aufnehmen, elastisch bleiben und eine höhere Farbaufnahme mit sich bringen.“ Auch die Haltbarkeit von Kunstfaserfilamenten sei gegenüber Naturborsten deutlich höher. Außerdem seien Kunstfasern leichter zu reinigen.

Farbrollen aus Meeresplastik-Müll

Der Werkzeughersteller Nespoli setzt auf Pinsel, deren Zwingen und Griffe aus recyceltem Kunststoff bzw. aus FSC-zertifiziertem Holz bestehen und die ohne Kleber hergestellt werden. „Zero Loss“ heißt die Pinsellinie bei Nespoli, weil auch diese Pinsel laut Hersteller keine Borsten verlieren. Momentan werden die Zero-Loss-Pinsel ausschließlich für den Do-it-yourself-Bereich angeboten. Bei Friess, der Profisparte der Nespoli Group, befindet sich die Technologie derzeit noch in der Testphase.

Ebenfalls in der Testphase für den Profieinsatz befindet sich bei Friess die sogenannte „Green Roll“ (vom Mutterkonzern Nespoli wird sie im DIY-Sektor bereits erfolgreich eingesetzt). Die „Green Roll“ ist eine Farbrolle, deren Bezug Seaqual Yarn, ein hochwertiges, zu 100 Prozent recyceltes Polyestergarn enthält. Es wird aus Plastikmüll aus dem Meer (Seaqual Marine Plastic) und Post-Consumer-PET aus Landquellen hergestellt. Die Seaqual-Initiative arbeitet mit „Nicht-Regierungsorganisationen“, wie z.B. Fischern zusammen, um die Reinigung zu unterstützen. Durch Aufräum-Programme wird Meeresabfall von den Stränden, dem Meeresboden und der Meeresoberfläche, Flüssen und Flussmündungen, gesammelt. Anschließend wird der Meeresabfall in verschiedene Materialarten sortiert, der Kunststoffanteil gereinigt und in Seaqual Marine Plastic umgewandelt ( Video der Seaqual Initiative: rb.gy/4x67f). Mit nahezu gleichen physikalischen Eigenschaften wie bei neuem Kunststoff, wie Nespoli unterstreicht, werden aus dem Seaqual-Garn Farbroller und Ersatz-Walzen für unterschiedliche Anwendungsbereiche und unterschiedliche Untergründe hergestellt. „Denn der Farbroller soll nicht nur nachhaltig und umweltfreundlich sein, sondern muss auch mit einem guten Streichergebnis überzeugen“, stellt Andrea Fischer, Marketingleiterin bei Nespoli, klar.

Klicken statt reinigen

Um die (nicht nur zeitaufwendige, sondern auch sehr wasserintensive) Reinigung von Farbwalzen zu reduzieren, hat der Nespoli-Konzern ein Klicksystem zum Wechseln der Farbwalzen entwickelt. Die Walzen werden in einer Aufbewahrungsdose geliefert, aus der sich die Walze mit einem einfachen „Klick“ mit dem Bügel herausnehmen lässt. Nach Gebrauch lässt sich die Walze wieder durch Klicken in die Dose zurücklegen. Dadurch, dass die Walzen nicht mehr ausgewaschen werden müssen, ist Click&Roll, wie das Walzensystem heißt, zeitsparend und umweltschonend. Manuel Wehrmann, Anwendungstechniker bei Friess, führt noch weitere positive Aspekte an: „Der erste Eindruck beim Kunden ist von einem sauberen und ordentlichen Erscheinungsbild geprägt, da die Walze ohne Verschmutzen der Finger aus dem äußerlich sauberen Behälter entnommen wird. Der Bügel droht zudem nicht mehr so schnell Rost anzusetzen, da er außerhalb der Walze gelagert werden kann.“ (Ein Video zu Click& Roll gibt es hier: rb.gy/w9wt2).

Bereits seit 2015 vermarktet die Nespoli Group nachhaltige Malerwerkzeuge aus Procyclen. Das Kunststoffgranulat Procyclen stammt vom Recyclingexperten Interseroh und wird aus Haushaltsmüll („Gelber Sack“) hergestellt.

Nachhaltige Malerwerkzeuge aus Recyclingkunststoff

Procyclen ersetzt den Primärkunststoff im Produktionsprozess vollständig. So werden Ressourcen geschont und Treibhausgasemissionen bei der Herstellung von bis zu 50 Prozent im Vergleich zur Produktion des Primärkunststoffes eingespart. Kunststoffprodukte aus Procyclen lassen sich überdies erneut recyceln. Dies ermöglicht eine geschlossene Kreislaufwirtschaft. Abstriche hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit, Steifigkeit, UV- und Hitzebeständigkeit müsse man beim Einsatz der Procyclen-Produkte nicht machen. Auch preislich seien sie wettbewerbsfähig. „Im Bereich der von uns aus Procyclen hergestellten Produkte können wir sagen, dass sich kaum Unterschiede zum Produkt aus Primärkunststoffen feststellen lassen“, sagt Manuel Wehrmann.

Aus Pappkarton und Bambus

Die englische Marke EcoEzee bietet Pinsel, Farbwalzen, Eimer und weiteren Malerbedarf aus recycelten Materialien und Bambus an. Deutscher Vertriebspartner ist der Naturbaumarkt Fluhr und Walter GmbH, der das komplette Sortiment in seinem Laden in Bietigheim-Bissingen und über die Webseite www.ecoezee.de anbietet.

Farbeimer und Farbwannen des Herstellers bestehen aus recyceltem, hochverdichtetem Pappkarton und sind, so der Hersteller, zu 100 Prozent wasserdicht. Sie eignen sich für alle Arten von Wandfarben und Lacken. Die Pinsel von EcoEzee besitzen einen naturbelassenen Griff aus nachwachsendem Bambus. Die Pinselborsten bestehen aus einer Mischung aus recyceltem Kunststoff und Naturhaar und sind in eine Metallzwinge aus recyceltem Edelstahl eingefasst. Ergänzt wird das Sortiment durch einen Farbroller mit einem Griff aus Bambus. Alle weiteren Bauteile des Bügels bestehen aus Recyclingkunststoff und recyceltem Edelstahl.



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