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Maritimes Kleinod

Bautenschutz & Denkmalpflege
Maritimes Kleinod

Die Sanierung des historischen „Nordsee“-Speichers im Bremerhavener Stadtteil Geestmünde fokussierte auf die Fassade. Das dreigeschossige Bauwerk von 1874 erhielt eine aufwendige energetische Behandlung. Statt glattem Putz wählte man eine Putzschlämme, die von Hand aufgetragen wurde.

Autor: Dr. Christian Brandes | Fotos: Caparol /Fotodesign Andreas Braun

Der Handelshafen entstand zwischen 1857–1874 im heutigen Stadtteil Geestmünde. Im Jahr 1896 kam der Fischereihafen dazu. Mit dem Bau des Hafens wurde auch ein Speicher für die Deutsche Dampffischerei-Gesellschaft „Nordsee“ in der Klußmannstraße zwischen den Gleisen des alten Geestmünder Bahnhofs errichtet. Es handelt sich um ein dreigeschossiges Gebäude, dessen Fassaden im historisierenden Stil mit Treppengiebeln und Risaliten gestaltet sind. Ab 1934 richtete sich dann die Hauptverwaltung der „Nordsee“ in dem Gebäude ein. Das heute landeseigene Bauwerk wird in Zukunft ein Teil des sich in Entstehung befindlichen AWI-Campus für ca. 200 Mitarbeiter sein.

Schlämme statt Glattputz

Voraussetzung für eine zeitgemäße Nutzung war eine energetische Sanierung unter Bewahrung der historischen Substanz. Dafür wurde das Gebäude von innen gedämmt und mit moderner Haustechnik ausgestattet. Der alte Fassadenputz wies starke Substanzschäden auf und musste daher vollflächig entfernt werden. Im Anschluss daran wurde das teils marode Ziegelmauerwerk ausgebessert. In Absprache mit der zuständigen Denkmalbehörde sollten die Fassaden nicht erneut glatt verputzt werden, sondern eine dem Mauerwerk konturfolgende Putzschlämme erhalten. Der Putz-/Anstrichaufbau musste allerdings besondere bauphysikalische Anforderungen erfüllen, damit der Schlagregenschutz der Fassaden gegeben und somit die Funktionstüchtigkeit der verbauten Innendämmung sichergestellt ist. Wichtig ist in diesem Zusammenhang eine geringe Wasserdurchlässigkeit der Oberfläche bei gleichzeitig gegebener hoher Durchlässigkeit für Wasserdampf. Die strengen Anforderungen konnte eine mineralische Putzschlämme aus einem mineralischen Feinmörtel erfüllen, die zweimalig mit einer Sol-Silikatfarbe im Farbton Umbra-Weiß beschichtet wurde.

Handarbeit schafft Oberfläche

Den Auftrag für die Sanierung erhielt der Malerbetrieb Aug. Hespenheide aus Bremen, der von Caparol-Außendienstmitarbeiter Bernd Göttinger beraten wurde. Im Vorfeld der Ausführung wurden nach Klärung der Oberfläche zwischen Bauherrin, Architekten/Bauleitung und Bernd Göttinger Musterflächen vom Caparol-Anwendungstechniker André Dühlmeyer zur Ermittlung der geeigneten Applikationstechnik angelegt. Das Mauerwerk erhielt zunächst eine verfestigende Grundierung mit einem Silikat-Fixativ. Dann wurde der mineralische Feinmörtel maschinell aufgetragen. Dies erfolgte zweimal, damit alle Mauerwerksfugen schlagregendicht geschlossen sind. Unmittelbar nach dem letzten Arbeitsgang wurde das Material händisch mit der Bürste verschlichtet, was eine besonders lebhafte und natürlich anmutende Oberfläche ergab. „Die alte Steinstruktur wird erlebbar“, so das Resümee von Architekt Jens Kruse aus Bremen.

Fein gefilzte Kontrastflächen

Der Mittelrisalit mit dem Haupteingang an der Klußmannstraße wurde dagegen nicht verschlämmt, sondern ebenflächig verputzt. Auf diese Weise sollte der Eingangsbereich optisch hervorgehoben werden. Dafür wurde ein Leichtunterputz in zwei Lagen mit Gewebeverstärkung aufgetragen. Nach Erhärtung wurde dann eine Filzputzoberfläche mit einem mineralischen Feinspachtel ebenfalls mit Gewebeeinlage erstellt.

Die vorstehenden Fenstergewände sollten ebenfalls eine ebene Filzputzoberfläche erhalten. Dafür wäre eine unverhältnismäßig hohe Putzdicke erforderlich gewesen, weil das Mauerwerk im Bereich der Fenster besonders uneben war. Um die erforderlichen Standzeiten zur Putzerhärtung und die Gefahr möglicher Rissbildung umgehen zu können, war eine alternative Lösung gefragt. Schließlich wurden Mineralwolldämmstreifen aufgebracht, diese armiert und mit einem gefilzten Feinspachtel versehen.


PraxisPlus

Bautafel:

  • Objekt: Ehemaliges Nordsee-Verwaltungsgebäude
  • Bauherr: Fischereihafen-Betriebsgesellschaft mbH
  • Architekt: Haslob, Kruse & Partner Architekten, Bremen
  • Ausführung: Malerbetrieb Aug. Hespenheide GmbH & Co. KG, Bremen
  • Caparol Außendienst: Bernd Göttinger, André Dühlmeyer
  • Eingesetzte Caparol-Produkte: Histolith Renovierspachtel, Histolith Sol-Silikat, Histolith Silikat-Fixativ, Capatect GUP FL 200, Capatect Feinspachtel 195

Weitere Informationen:

www.caparol.de

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